Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
hätte ich später kein Einziges anstimmen können. Ich empfand »Billy« mehr als Sprechtheater als alles Andere und hätte mir außerdem mehr Tanz-Szenen gewünscht. Aber ich war anscheinend die Einzige, der es nicht gefallen hat, jedenfalls der begeisterten Resonanz der anderen Zuschauer nach zu urteilen. Und ein ständig ausverkauftes Haus spricht ja auch für sich. Immerhin kann ich jetzt sagen, ich habe es gesehen, und kann mich fortan ohne Gewissensbisse den anderen Musicals widmen, die noch im West End laufen. Sobald es der Geldbeutel wieder erlaubt.
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Wien: Musicalhauptstadt Österreichs
Wien, das bedeutet neben viel Historie und Kunst auch jede Menge Theaterkultur. Wien, das ist der Geburtsort von Musicals wie »Elisabeth«, »Tanz der Vampire«, »Mozart« oder »Rebecca«. Relaxt eine Melange trinken und dabei den Touristentrubel vor den gefragten Sehenswürdigkeiten beobachten oder von der Gloriette aus den herrlichen, erhabenen Ausblick auf Schloss Schönbrunn genießen und sich dabei ein wenig so fühlen, wie es Maria Theresia oder auch Kaiserin Elisabeth getan haben müssen – natürlich gehört das zu einem Wien-Aufenthalt genauso selbstverständlich dazu, wie abends ins Theater zu gehen. En-suite Musicals werden seit Jahren im Raimund-Theater und im Ronacher gespielt. Das dritte, traditionelle Musical-Theater, nämlich das Theater an der Wien, wurde 2006 zur Spielstätte von Opern und trägt seitdem den Beinamen »Das neue Opernhaus«, wie die Homepage verrät. 14
Die Karten kauft man an der Theaterkassa und anders als bei uns in Deutschland kann man dortzulande beneidenswerterweise auch noch zu Preisen ins Musical, wie hierzulande nicht mal ins Kino: Kurz vor Vorstellungsbeginn werden nämlich auch Stehplatzkarten zu verschwindend geringen Preisen (meist im einstelligen Euro-Bereich) verkauft. Auch Restkarten kann man in Wien am Tag der Vorstellung kurz vor Beginn der Show für einen Pauschalpreis unter 20 Euro erwerben, ebenso wie stark rabattierte Karten. In Deutschland hat man ja oft den Eindruck, es gelte das Motto: »Lieber zu regulären Preisen vor halbleerem Haus spielen, als die Karten günstiger hergeben«. Das ist in Wien nicht der Fall: Hier spielt man lieber oft vor einem möglichst vollen Haus und gibt die Tickets am Veranstaltungstag eben günstiger ab. Das ist ein Konzept, was scheinbar aufgeht, denn so leere Theater wie hierzulande habe ich in Wien nie gesehen.
Es ist ebenfalls immer wieder erstaunlich, wie viele bekannte Gesichter man in der Mozartstadt trifft – bekannt deshalb, weil man sie bei jedem Wien-Besuch im und am Theater sieht. Das ist ein Phänomen, was mir in dieser Musicalmetropole ganz besonders aufgefallen ist: Wie an keinem anderen Ort der Welt gibt es hier Fans, die an der BüTü des Theaters scheinbar ihren Zweitwohnsitz angemeldet haben. »Extreme BüTü-Standing« hat sich offensichtlich als nationale Sportart etabliert. Jeder Fremde wird dabei kritisch beäugt: Wer ist das, was tut er hier und vor allem: Was will er von Darsteller XY? Fairerweise muss man aber auch hinzufügen, dass die Bedingungen in Österreichs Hauptstadt geradezu ideal dazu sind, um solche Fans anzuziehen, denn wo sonst gibt es schon so erschwingliche Stehplatzkarten?
Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist, dass es in Wien die so genannte Sommerpause gibt, in der keine Theateraufführungen stattfinden. In der Regel fällt diese mit den Sommerferien der Schulen zusammen und dauert ungefähr drei Monate. In dieser Zeit können beispielsweise neue Produktionen eingeübt werden. Die Darsteller haben aber auch Gelegenheit sich etwas zu erholen und sich eventuell eigenen Projekten oder anderen Engagements zu widmen, für die sie im regulären Spielbetrieb keine Zeit haben.
Außereuropäische Musicalmetropolen
New York: Welcome on Broadway
Ähnlich dem West End in London, ist der Broadway das Theaterviertel New Yorks. Der Broadway an sich ist eine ziemlich berühmte Straße, die sich durch ganz Manhattan schlängelt. Rund um diese Straße findet man zwischen der 41. und 53. und der 6. und 9. Straße um die 40 Theater. Interessant ist, dass nur ein Zehntel davon direkt auf dem Broadway liegen. 15
Befindet man sich am Times Square im Herzen des Broadways, sieht man bereits die große Half-Price-Ticket-Booth, die meist schon früh von Unmengen Touristen in der Hoffnung auf günstige Theaterkarten umlagert wird. Ein Blick auf die große Anzeigentafel offenbart, dass immer wieder der
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