Kleines Herz in Not
Mineralwasser. „Wozu?"
Was hatte er eigentlich erwartet? Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm. Fern Kellys Tochter war genau wie ihre Mutter die reinste Nervensäge.
„Ich möchte mich nur mit Ihnen unterhalten."
„Auf so ein belangloses Gespräch verzichte ich lieber. Ich kann meine Zeit besser nutzen." Greeley Lassiter stand auf.
Nein, er würde sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, das hatte er sich geschworen. „Also gut, kommen wir zur Sache. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Es wird sich für Sie lohnen."
„Welchen?" Sie setzte sich wieder hin.
Sieh an, dachte Quint, mit Speck fängt man Mäuse - und eine Greeley Lassiter. Kein Wunder bei dieser Mutter. „Ich möchte, dass Sie mit nach Denver kommen. Mein Großvater würde Sie gern kennen lernen."
„Warum?" .
Am liebsten hätte er sie geschüttelt, aber das hätte auch nichts gebracht. Also zwang er sich, ruhig weiterzusprechen. Er brauchte ihre Hilfe. Big Ed würde es ihm danken, wenn er ihn vor einem großen Fehler bewahrte. „Ihre Mutter und mein Großvater wollen heiraten."
„Soweit ich weiß, hat meine Mutter nicht vor, eine zweite Ehe einzugehen."
„Eine Zweite?" Quint konnte seine Überraschung nicht verbergen. „Ich dachte, Fern war noch nie verheiratet? Oder hat sie uns ihren Exmann etwa verschwiegen?" Das wurde ja immer besser! Diese Frau hatte anscheinend mehr als ein dunkles Geheimnis.
„Sie haben mich falsch verstanden, Mr. Damian. Mary Lassiter ist meine Mutter. Die Frau, von der Sie sprechen, hat mich lediglich zur Welt gebracht. Mehr nicht."
Das konnte sie unmöglich ernst meinen! Quint blickte Greeley Lassiter forschend an. Er hatte Neugier oder Hass erwartet, nicht diese Gleichgültigkeit. „Fern hat erzählt, dass man ihr das Baby gegen ihren Willen weggenommen und Mary Lassiter gegeben hat."
In ihren Augen flackerte etwas auf, das er so schnell nicht zuordnen konnte. Anscheinend nahm das Ganze sie doch mehr mit, als sie eingestehen wollte. Bevor er einen Vorteil daraus ziehen konnte, hatte sie sich allerdings wieder unter Kontrolle. „Sie erwarten jetzt von mir, dass ich aufspringe und diese Frau als Lügnerin bezeichne? Den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun. Ich war damals noch viel zu klein und kann mich nicht mehr erinnern."
Beinah hätte er einem Impuls nachgegeben und diese wundervollen roten Lippen geküsst, aber er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig. Quint atmete tief durch. „Granddad glaubt Ferns Geschichte. Deshalb möchte er Sie nach Denver holen. Als Überraschung für seine zukünftige Frau sozusagen. Er möchte die Familie wieder zusammenführen."
„Nein." Greeley Lassiter wollte aufstehen, doch er hielt sie zurück.
„Bitte warten Sie. Sie haben mein Angebot ja noch nicht gehört. Granddad ist bereit, Sie für Ihre Mühen großzügig zu entschädigen. Sie haben sicher schon von ,Damian Trucking' gehört." Sie blickte ihn nur schweigend an. „Anscheinend nicht. Diese Spedition gehört meinem Großvater. Er hat sie gegründet und wollte alles seinem einzigen Sohn vererben. Leider ist mein Vater einen Monat vor meiner Geburt in Vietnam gefallen."
„Das war sicher ein schwerer Schlag." Was hörte er da? Mitleid? Das war die erste Gefühlsregung, die er bei ihr entdeckte.
„Das hat mit Ihnen nichts zu tun", erwiderte er kurz angebunden. „Ich zähle hier nur die Fakten auf. Ich bin der Alleinerbe, weil es keine weiteren Kinder gibt. Deshalb hat mein Großvater mich von klein auf darauf vorbereitet, dass ich einmal in seine Fußstapfen treten werde."
„Jetzt verstehe ich. Sie haben Angst, dass Fern Ihnen dazwischenfunken könnte."
Aufgepasst, dachte Quint. Ms. Lassiter hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Er durfte sie nicht unterschätzen. Sie war unfreundlich, ja, beinah beleidigend, aber sie war nicht dumm.
„Granddad besitzt immer noch die Mehrheit im Aufsichtsrat, weil ihm die meisten Aktien gehören. In Colorado ist es nun einmal gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Ehepartner beim Tod des anderen die Hälfte des Vermögens erbt. Fern ist erheblich jünger als Granddad. Ich möchte offen zu Ihnen sein, Ms. Lassiter. Fern und ich verstehen uns einfach nicht. Wir werden nie zusammenarbeiten können."
„Das ist Ihr Problem." Greeley Lassiter stand auf und ging davon.
Allerdings nur bis zu dem Tisch, an dem das Ehepaar und die blonde Frau Platz genommen hatten. Die Kinder waren nirgends zu sehen. Greeley Lassiter setzte sich zu ihnen und winkte dem Ober. Quint
Weitere Kostenlose Bücher