Kleines Herz in Not
tief durch und hoffte, dass Quint Damian nicht gemerkt hatte, wie sehr ihr der Kuss gefallen hatte.
„Sind Sie jetzt zufrieden, Mr. Damian?" Wenigstens bebte ihre Stimme nicht.
„Nenn mich Quint."
Sie schwieg eine Weile.
Zu seiner Überraschung hatte Greeley nicht widersprochen. Allerdings hatte sie auch den Kuss nicht mehr erwähnt. Sie hatte aber auch nicht schreiend die Flucht ergriffen.
Versteh einer die Frauen, dachte Quint. Greeley Lassiter hatte nichts Besseres zu tun, als ihm einen langen Vortrag über Aspens Geschichte zu halten! Und damit nicht genug. Nachdem sie das Thema erschöpfend behandelt hatte, hatte sie ihm alle Vorzüge der Stadt aufgezählt: das Kunstmuseum, das Jazzfestival und die verschiedenen Theater- und Musicalaufführungen, die alljährlich im Sommer stattfanden. Nur interessierte ihn das nicht die Bohne! Er wollte mehr über Ms. Lassiter erfahren, doch da war er kläglich gescheitert. Sie hatte ihn kurzerhand für gesund erklärt, bei der Rezeption angerufen und um einen Fahrer gebeten - der auch innerhalb von fünf Minuten zur Verfügung gestanden hatte, denn immerhin war sie ja die Schwägerin des Hotelbesitzers! Danach war sie aus der Suite gelaufen, als wären tausend Teufel hinter ihr her gewesen.
Jetzt lag er allein auf dem Sofa und fragte sich zum wiederholten Male, ob er wohl den Verstand verloren hatte. Er hatte tatsächlich Fern Kellys Tochter geküsst! Noch nie im Leben hatte er einen so großen Fehler gemacht. Das Vertrackteste an der Situation war allerdings, dass er es wieder tun würde. Er wollte sie lieben. Und zwar die ganze Nacht.
Verdammt noch mal! Er hatte von Anfang an gewusst, dass diese Frau ihm nur Ärger einbringen würde. Lag es am Blutverlust? Oder vielleicht an der Spritze?
Denk daran, wer sie ist, ermahnte er sich. Fern Kellys Tochter. Das durfte er nie vergessen.
Er war hergekommen, um seinen Großvater vor dieser Frau zu schützen. Und er würde sein Ziel auch erreichen, koste es, was es wolle. Greeley Lassiter war doch nur Mittel zum Zweck. Oder?
Ein Klopfen an der Tür riss Quint aus seinen Gedanken. Er stand auf und öffnete. Ein Cowboy stand vor ihm. Und zwar ein richtiger. Mit schmutzigen Stiefeln und einem Stetson in der Hand. „Sind Sie Quint Damian?"
„Ja." Er würde diesen Mann nicht hereinbitten. Er hatte schon Ärger genug.
„Ich bin Worth Lassiter, Greeleys Bruder."
Erstaunt betrachtete Quint ihn näher. Das gleiche blonde Haar wie bei Cheyenne und Allie. Die Familienzugehörigkeit war unübersehbar. Wieso war ihm das nicht gleich aufgefallen?
„Mein Beileid", sagte er spöttisch und ließ den Cowboy eintreten. Worth Lassiter lachte laut. „Haben Sie Schwestern?"
„Ich bin Einzelkind. Möchten Sie etwas trinken?" Quint ging zum Schrank, in dem einen Bar untergebracht war, und öffnete die Tür.
„Ein Bier bitte." Greeleys Bruder setzte sich in einen der Ledersessel.
Quint nahm eine Dose aus dem Kühlschrank und stellte sie auf den Tisch. Anschließend nahm er dem Mann gegenüber auf der Couch Platz. „Sind Sie hier, um mir ein Ultimatum zu stellen? Soll ich bis Mitternacht die Stadt verlassen?"
„Wie kommen Sie darauf?"
„Was wollen Sie dann von mir? Meinen Führerschein? Meine Kreditkartennummer, damit Sie mich überprüfen können?"
Worth Lassiter trank einen Schluck Bier. „Cheyenne hat mich schon über alles informiert. Ich weiß, wer Sie sind. Reich, Erbe einer Spedition, ein Arbeitstier, angesehen, allein stehend, von den Frauen begehrt, aber kein Playboy."
„Dann kennt sie wahrscheinlich auch meine Schuhgröße." Quint war sich nicht sicher, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte oder nicht.
„Sie müssen das verstehen. Greeley ist unsere kleine Schwester."
„Besitzt Steele außer seinen Hotels etwa auch noch eine Detektei?"
Sein Spott schien an Worth Lassiter abzuprallen. „Cheyenne hat Freunde in Denver. Thomas weiß nichts von ihren Nachforschungen. Er wäre damit auch nie einverstanden gewesen."
„Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum Sie hier sind." Langsam verlor er die Geduld.
„Ich möchte herausfinden, was Sie vorhaben. Sie haben doch nicht ernsthaft geglaubt, Sie könnten einfach so unser Leben durcheinander bringen und Greeley mit nach Denver nehmen?"
„Genauso habe ich mir das gedacht", erwiderte Quint kühl.
„Pech für Sie. Sie konnten unsere Schwester weder überreden noch bestechen. Was planen Sie als Nächstes? Erpressung?"
„Darum geht es also."
„Nicht nur."
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