Kleines Herz in Not
Worth Lassiter sah ihm in die Augen. „Wir haben keine Angst vor Ihnen. Unser Familienrat hat getagt, und bei der Abstimmung hat es eine Pattsituation gegeben. Meine Stimme gibt den Ausschlag."
„Wofür?"
„Ob wir Ihnen helfen oder nicht. Wenn wir Greeley gut zureden, wird sie mit Ihnen nach Denver fahren."
„Warum sollten Sie das tun?"
„Weil uns unsere Schwester sehr am Herzen liegt. Cheyenne und Allie sind auf Ihrer Seite. Cheyenne, weil sie es für das Beste hält, wenn Greeley sich endlich ihrer Vergangenheit stellt, und Allie, weil Sie Hannah gerettet haben. Sie meint, Sie würden Greeley nie etwas zu Leide tun."
„Und was sagt Ihre Mutter?"
„Sie hat Angst, dass Greeley in den Streit mit hineingezogen wird, den Sie und Fern gerade ausfechten. Mom hält Sie für einen selbstsüchtigen Mann, der über Leichen gehen würde, um sein Ziel zu erreichen."
Normalerweise kümmerte es Quint nicht, was andere Leute von ihm dachten, aber trotzdem taten diese Worte weh.
„Dann steht es also zwei zu eins."
„Nein, zwei zu zwei. Moms Stimme zählt doppelt. Ich gebe den Ausschlag." Worth Lassiter stellte seine Bierdose auf den Tisch, zog einen weißen Umschlag aus seiner Jacke und hielt ihn Quint hin. „Das ist eine Einladung von Cheyenne. Sie hat eine Party für wohltätige Zwecke organisiert. Morgen Abend Punkt acht bei ihr zu Hause. Sie können noch zwei Gäste mitbringen." Er warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. „Ach ja, noch ein Tipp. Keine Geschenke, sondern eine großzügige Spende zu Gunsten von Allies Stiftung zum Schutz von misshandelten Tieren. Je höher die Summe, desto besser."
Quint nahm den Umschlag und öffnete ihn. „Ganz schön kurzfristig."
„Sie sollten diese Gelegenheit nutzen. Es ist Ihre letzte." Lassiter stand auf und ging zur Tür. „Es wird Ihnen gefallen. Die Highsociety von Aspen wird da sein. Der berühmte Regisseur Jake Norton und seine Frau zum Beispiel. Sie sind enge Freunde von Cheyenne. Ich bin sicher, dass es auch Ihren Begleitern ..." Er betonte das letzte Wort. „... gefallen wird." Bevor Worth Lassiter die Tür hinter sich schloss, fügte er hinzu: „Ich gebe Ihnen noch einen guten Rat. Sie sollten es sich mit Cheyenne und Allie nicht verscherzen. Also passen Sie auf, wie Sie Greeley behandeln."
„Und was ist mit Ihnen?"
„Sie können es ja darauf ankommen lassen."
Quint blickte lange auf die geschlossene Tür. Das war genau die Chance, auf die er gewartet hatte. Greeleys Bruder hatte sie ihm auf einem Silbertablett serviert. Er konnte sein Glück kaum fassen. Als Erstes würde er Big Ed anrufen und ihn informieren. Alles Weitere musste dann sein Großvater übernehmen. Sicher würde es ihm gelingen, Fern Kelly zu einem kleinen Ausflug nach Aspen zu überreden. Auf das Gesicht der zukünftigen Mrs. Damian freute er, Quint, sich schon jetzt!
Ob die Lassiters Greeley wohl erzählten, dass er auch eingeladen war?
Greeley stand vor dem Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Eigentlich ist es doch egal, dachte sie. Es war Cheyennes Party. Auf sie, Greeley, würde sowieso keiner achten.
Wenigstens blieb ihr heute Abend der Anblick von Quint Damian erspart! Er hatte weder angerufen, noch war er zur Double Nickel Ranch gekommen. Hatte er endlich aufgegeben?
Hoffentlich! Sie jedenfalls wollte nichts mehr mit diesem Mann zu tun haben.
Ihr Bruder Worth klopfte an die Zimmertür. „Kann ich hereinkommen?"
„Ja.“
Er hatte ihre Mutter als Verstärkung mitgebracht. Das war ein schlechtes Zeichen.
Irgendetwas stimmte nicht. „Was ist los?"
„Wir müssen mit dir reden, bevor wir losfahren." Mary Lassiter setzte sich aufs Bett.
„Es ist nichts Weltbewegendes, Schwesterherz", sagte Worth, der Greeleys Gesicht gesehen hatte. „Du solltest nur wissen, dass Cheyenne auch Quint Damian eingeladen hat."
„Ist mir egal." Greeley drehte sich um und begann, den Schrank nach der passenden Garderobe durchzusehen. Sie würde Quint einfach ignorieren. Keiner konnte sie zwingen, mit ihm auch nur ein Wort zu wechseln.
Nach längerer Suche nahm sie ein elegantes graues Abendkleid heraus, das Cheyenne ihr letztes Jahr aus New York mit gebracht hatte. Eigentlich genau das Richtige für diese Gelegenheit, dachte Greeley. Oder sollte sie lieber Jeans anziehen?
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie zuerst nicht mitbekam, was Worth als Nächstes sagte.
„Quint Damian hat eben angerufen. Sein Großvater und Fern Kelly sind von Denver hergeflogen.
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