Kleines Herz in Not
Sie ins Krankenhaus bringen."
Quint presste sich ein sauberes Geschirrhandtuch an die Schläfe. Trotz der Schmerzen konnte er nicht anders, er musste ihre Fahrkünste einfach bewundern. Greeley Lassiter steuerte das Auto mit schlafwandlerischer Sicherheit. „Ich weiß genau, warum Sie so wild darauf gewesen sind, mich ins Krankenhaus zu bringen. Sie wollten meinen Wagen ausprobieren. Geben Sie's zu."
„Von wegen! Ich hätte Sie zwar auch mit dem Pick-up nach Aspen bringen können, aber dann hätten Sie einen Grund gehabt, noch einmal zur Ranch zu kommen. Oder haben Sie etwa erwartet, dass wir Ihr schickes Auto auch noch zurück zum Hotel chauffieren?"
„Ich mag es eben nicht, wenn eine Frau am Steuer meines Wagens sitzt." Er bereute diese unbedacht ausgesprochenen Worte sofort. Wahrscheinlich beeinträchtigten die Kopfschmerzen sein logisches Denkvermögen.
Greeley nutzte seine Schwäche erbarmungslos aus. „Ein Chauvi! Ich glaube es nicht! Wahrscheinlich sind Sie auch der Meinung, dass Frauen in die Küche gehören?"
„Ganz bestimmt nicht. Bei uns in der Spedition arbeiten sogar einige Fahrerinnen. Und viele unserer Angestellten nehmen ihre Frauen mit auf Tour."
„Damit sie ihnen die Thermoskanne reichen?"
„Die Arbeitsaufteilung bleibt jedem selbst überlassen", erwiderte Quint kühl.
„Tut Ihr Kopf sehr weh?"
„Nein."
Er merkte ihr an, dass sie ihm nicht glaubte. „Wir sind gleich da", sagte sie beruhigend. Er hasste diesen Tonfall. Es war, als würde sie mit einem Kind sprechen.
„Ich will nicht ins Krankenhaus."
„Ihre Meinung ist hier nicht gefragt. Wir fahren hin, und basta."
„Ich steige nicht aus."
„Das werden wir ja sehen." Greeley warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
„Sie können mir überhaupt nichts vorschreiben." Trotzig schüttelte er den Kopf.
Greeley antwortete nicht, denn genau in diesem Moment hielt sie vor der Notaufnahme und stieg aus.
Quint rührte sich nicht, sondern sah starr nach vorn. Greeley Lassiter würde sich an ihm die Zähne ausbeißen.
Sie ging um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür. „Kommen Sie jetzt, oder soll ich erst die Krankenpfleger mit einer Trage holen?"
Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
Dreißig Minuten später war alles vorüber, und Quint musste sich erleichtert eingestehen, dass es nur halb so schlimm gewesen war. Das Säubern der Wunde war zwar nicht gerade angenehm gewesen, aber er hatte es überlebt. Der Arzt hatte die Platzwunde mit mehreren Stichen genäht und ihm ein Pflaster verpasst. Schnell stand Quint auf. Bloß weg von hier!
„Nur noch die Tetanusimpfung, und Sie können gehen." Eine Krankenschwester hatte den Raum betreten und lächelte ihn fröhlich an.
„Brauche ich nicht." Erschrocken wich er zurück.
„Wir wollen doch kein Risiko eingehen, oder? Rostiges Metall kann schwere Infektionen hervorrufen."
Die Schwester kam auf ihn zu und hob die Hand. Er warf einen Blick auf die Spritze, die einen Elefanten hätte betäuben können, und ihm wurde schwarz vor Augen.
„Das muss für Sie ja äußerst lustig gewesen sein." Quint lag auf dem Sofa seiner Hotelsuite und hatte sich von dem Schock schon wieder erholt. „Geben Sie's zu, Sie haben bestimmt laut gelacht."
Das hatte sie, doch glücklicherweise war er da bereits ohnmächtig gewesen. Da Hannah allerdings der Grund für seine Verletzung gewesen war, beschloss Greeley, ihn diesmal noch zu schonen. „Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, Mr. Damian. Ich werde schweigen wie ein Grab. Jeder von uns hat seine kleinen Geheimnisse."
„Ich mag nur keine Nadeln. Das geht vielen Leuten so." Er schrie beinah.
„Stimmt. Auch ich halte nicht viel von Spritzen. Aber ich falle wenigstens nicht um, wenn ich eine sehe. So viel übrigens zum Thema starkes Geschlecht", antwortete Greeley zuckersüß.
„Fahren Sie zur Ranch zurück. Ich komme auch allein klar."
„Ich soll Sie nicht aus den Augen lassen. Befehl vom Arzt. Vielleicht haben Sie ja doch eine Gehirnerschütterung. Möchten Sie noch ein Kissen? Etwas zu trinken?"
„Lassen Sie mich einfach in Ruhe. Ich werde Sie schon nicht verklagen, falls Sie davor Angst haben."
„Auf die Idee wäre ich nie gekommen."
„Sie haben etwas. Ich weiß nur nicht, was."
„Der Schlag auf den Kopf scheint Ihr Denkvermögen etwas beeinträchtigt zu haben."
„Sie lenken vom Thema ab. Den ganzen Weg vom Krankenhaus hierher haben Sie mich schon so komisch angesehen. Was ist los?"
„Wenn Sie darauf
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