Kleines Herz in Not
angeht. Du bist durchaus in der Lage, deine Entscheidungen selbst zu treffen. Zu allem Überfluss ging dann auch noch alles schief. Ich habe mich immer bemüht, euch zu selbstständigen Menschen zu erziehen. Warum ich diesmal meine guten Vorsätze über Bord geworfen habe, weiß ich selbst nicht. Wahrscheinlich war es Angst und ... Eifersucht."
„Wieso denn das?" fragte Greeley überrascht.
„Wer konnte schon wissen, was geschehen würde? Du hättest schließlich auch ganz begeistert von ihr sein und sie für die bessere Mutter halten können."
„Das ist das Unsinnigste, was ich je gehört habe. Du bist die beste Mutter der Welt, und ich werde dir mein Leben lang dankbar sein."
„Ich habe Worth, Cheyenne und Allie von dem Augenblick an geliebt, als ich ihre kleinen, verschrumpelten Gesichter zum ersten Mal sah. Du warst eben nur einige Tage älter, das war auch schon der einzige Unterschied. Ich habe mich immer bemüht, euch allen eine gute Mutter zu sein."
Greeley ging zu Mary Lassiter, nahm sie in den Arm und legte den Kopf auf ihre Schulter. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder gefasst hatte und die Tränen in ihren Augen versiegt waren. „Ich weiß, Mom."
„Was habt ihr da draußen im Dunkeln zu flüstern?" rief Worth aus dem Wohnzimmerfenster. „Ihr habt doch nicht etwa Geheimnisse vor mir?"
Greeley lächelte ihre Mutter an, und gemeinsam gingen sie ins Haus zurück.
Der Gedanke an Quint Damian und die Geschehnisse auf Cheyennes Party hielten Greeley fast die ganze Nacht wach. Je länger sie grübelte, desto mehr wurde ihr klar, dass alles ein abgekartetes Spiel gewesen war. Jeder hatte seine Rolle gespielt, und nur sie war völlig ahnungslos gewesen. Die Frage war nur: Warum das Ganze? Schlaflos drehte Greeley sich von einer Seite auf die andere, während sie über die Motive nachdachte.
Ihre Geschwister hatten es nur gut gemeint. Sie hatten sich zwar ungebeten in ihr Leben eingemischt, aber sie war nun einmal das Nesthäkchen der Familie. Alle versuchten, sie in Schutz zu nehmen und vor dem Schlimmsten zu bewahren.
Die Ängste ihrer Mutter hatten ihr die Augen geöffnet. Sie liebte Mary Lassiter, und diese Liebe wurde ohne Einschränkung erwidert. Hier auf der Double Nickel Ranch war ihr Zuhause. Wieso hatte sie eigentlich jemals daran gezweifelt? Si$ hätte es besser wissen müssen! Fern Kelly war nicht ihre Mutter. Sie hatten nichts gemeinsam. Ihre Familie lebte hier, und zum allerersten Mal war Greeley auch fest davon überzeugt.
Blieb also nur noch Quint Damian. Das Problem war nicht so leicht zu lösen.
Auch beim Frühstück kreisten ihre Gedanken weiterhin um diesen furchtbaren Mann. Greeley ärgerte sich über ihre eigene Schwäche. Wieso musste sie immer an ihn denken? Er war es doch überhaupt nicht wert.
Sie ging nach draußen und bearbeitete wütend eine Stoßstange, aus der sie die mächtigen Hinterläufe eines großen, von seiner Männlichkeit überzeugten Elchbullen formen wollte. Vielleicht hatte sie ja Glück, und Quint Damian verschwand für immer aus ihrem Leben. Wenn nicht, würde sie eben versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie wollte ihn nicht mehr wieder sehen.
Wenn sie daran dachte, was sie am Vorabend alles zu ihm gesagt hatte, stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie hatte ihn tatsächlich unverblümt aufgefordert, mit ihr zu schlafen - ganz zu schweigen von dem ganzen Unsinn über schlechte Gene!
So hatte sie sich noch nie geschämt. Wahrscheinlich lag es an dem Schock, den das Treffen mit Fern Kelly ihr versetzt hatte. Normalerweise hätte sie Quint Damians lächerlichen Trick sofort durchschaut. Er hatte den Sexbesessenen doch nur gespielt, um sie loszuwerden.
Glaubte er wirklich, sie würde einen Nervenzusammenbruch bekommen, nur weil er sie abwies? Er hatte sie wie ein Kind behandelt, und das verletzte sie zutiefst. Seine Überheblichkeit war nicht zu ertragen.
Greeley versetzte der Stoßstange noch einen kräftigen Schlag und richtete sich auf. Sie betrachtete ihr Werk. Ein arroganter, von sich selbst überzeugter Elchbulle, der glaubte, keine Elchkuh könne ihm widerstehen. Mr. Quint Damian würde sich noch wundern. Wehe, er wagte es noch einmal, sich in ihr Leben einzumischen!
Im Haus klingelte das Telefon.
Es war Quints Großvater. „Hier spricht Edward Damian. Wir haben uns gestern Abend kennen gelernt."
Als hätte sie das vergessen!
„Fern möchte sich bei Ihnen entschuldigen, Ms. Lassiter. Ihr Anblick hat sie einfach überwältigt und
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