Kleines Herz in Not
Küchentür und bellte laut. Anscheinend hatte er das Futter, das er, Quint, ihm vorhin gegeben hatte, schon gefressen. „Macht es dir etwas aus, wenn ich unseren Hund hereinlasse?" fragte er. Vielleicht konnte er Greeley ablenken und etwas Zeit gewinnen. Die brauchte er jetzt dringend, denn er musste sich eine neue Strategie zurechtlegen.
„Natürlich nicht." Ihre Stimme war kalt wie Eis.
Quint ging hinaus, öffnete die Tür, und Barney schoss schwanzwedelnd ins Wohnzimmer, um die Besucherin zu beschnuppern.
Überrascht betrachtete Greeley den Beagle. „Dachte, ihr haltet euch einen Wachhund."
„Na ja ... Eigentlich wollte ich ja auch einen aus dem Tierheim holen. Der erste Hund, den ich dort sah, war Barney. Er hat mich so treuherzig angeblickt, ich musste ihn einfach mitnehmen. Außerdem ist eine Alarmanlage sowieso viel sicherer."
Greeley kniete sich hin und kraulte den Hund hinter den Ohren. „Er ist einfach süß." Sie lachte, als Barney ihr das Gesicht ableckte.
Er, Quint, hatte sie noch nie lachen hören. Jedenfalls nicht so. Es klang gelöst und fröhlich, und er liebte den Klang. „Schieb ihn einfach weg. Granddad verwöhnt ihn nach Strich und Faden."
Greeley blickte auf, und ihre Augen spiegelten Spott wider. „Du natürlich nicht."
Quint ging nicht auf ihre Worte ein. „Sein Besitzer ist mit fünfundachtzig gestorben, und es hat sich keiner bereit erklärt, den Hund aufzunehmen. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass man ihn einschläfert." Er wusste selbst nicht, warum er ihr das erzählte.
„Du kann ja manchmal richtig mitfühlend sein! Welche dunklen Geheimnisse verbirgst du noch?"
Mehr, als sie je erfahren würde. „Ich habe deine Sachen in Moms Zimmer bringen lassen. Dort findest du alles, was du brauchst."
„Wo ist deine Mutter?" Sie folgte Quint in die Halle. Barney blieb ihr dicht auf den Fersen.
„In Albuquerque. Bei einem Klassentreffen hat sie zufällig ihre alte Liebe wieder getroffen, und die beiden haben kurz darauf geheiratet." Jane Damian hatte lange überlegt, ob sie Phil Millers Antrag annehmen sollte, denn sie hatte vor achtzehn Jahren ein Versprechen gegeben, das sie nicht brechen wollte. Er, Quint, hatte sie dann davon überzeugen können, dass er alt genug war, die Verantwortung zu übernehmen. Es hatte ja auch alles wunderbar geklappt - bis Fern Kelly aufgetaucht war.
„Wo wohnt meine Mutter?" fragte Greeley neugierig.
„Bei Big Ed. Er hat den anderen Flügel. Als Mom und ich hier eingezogen sind, hat Granddad einige Regeln aufgestellt. Jeder hat seine eigenen Räume, und das restliche Haus steht allen zur Verfügung. Ich finde, das ist eine gute Lösung."
„Dann sollte ich lieber im anderen Flügel schlafen."
„Kein Platz." Quint öffnete Greeley die Tür zum Wohnzimmer seiner Mutter und ließ sie eintreten. „Hast du Angst, du könntest der Versuchung nicht widerstehen, dich nachts heimlich in mein Bett zu schleichen?"
„Natürlich nicht. Wie kommst du auf so etwas?"
Sie hatte wundervolle Augen. Er konnte nicht anders, er musste einfach ihre Wange berühren. „Dann fürchtest du dich vor mir?"
„Wohl kaum."
Quint wünschte, er hätte mit der gleichen Überzeugung antworten können. Würde er sich unter Kontrolle haben? Er sehnte sich danach, sie in seinem Bett zu haben. Sie so lange zu liebkosen, bis sie die gleiche Leidenschaft empfand wie er.
Wenn er sie jetzt küsste, würde er nicht mehr aufhören können. Das Schlafzimmer war gleich nebenan.
Aber es war das Bett seiner Mutter. Das brachte ihn zur Besinnung. Ihm fiel das Versprechen wieder ein, dass er seiner Mutter am Tag ihrer Hochzeit gegeben hatte. An diesen Schwur war er gebunden. Quint drehte sich um und ging hinaus.
Greeley verspürte eine Leere, die sie sich nicht erklären konnte. Sie war doch wohl nicht enttäuscht? Was für ein absurder Gedanke! Wütend über sich selbst, warf sie ihre Reisetasche aufs Bett und begann, die Sachen auszupacken.
.Quint Damian hatte es auf die sentimentale Tour versucht, war aber gescheitert. Sie wusste genau, wie gut er sich verstellen konnte, wenn es ihm in seine Pläne passte. Er war ein Egoist, der über Leichen ging und sogar bereit war, das Glück seines Großvaters zu opfern. Geld bedeutete ihm alles. Das durfte sie nie vergessen!
Greeley verstaute gerade ihre Sachen im Schrank und in den Schubladen, als sie weit entfernt ein Bellen hörte. Neugierig geworden, ging sie hinaus und folgte Barneys Winseln bis zu einer großen Glastür.
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