Kleines Herz in Not
natürlich auch geschockt. Trotz allem ist sie weiter auf der Party geblieben, obwohl ich ihr angeboten habe, sie ins Hotel zu bringen. Ich weiß nicht, wie sie das durchgestanden hat. Sie fand es einfach unhöflich, so früh zu verschwinden. Meine Fern ist wirklich hart im Nehmen."
Aber ich bin gegangen, dachte Greeley. Eins zu null für Fern Kelly!
„Ihr Anruf ist reine Zeitverschwendung, Mr. Damian. Ich werde Sie nicht nach Denver begleiten."
„Das weiß ich doch." Greeley war so überrascht, dass sie fast den Hörer fallen gelassen hätte. „Quint hat es mir ausgeredet. Er meinte, es sei wirklich keine gute Idee. Es tut mir sehr Leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe. Hätte ich über Ihren Geisteszustand Bescheid gewusst, hätte ich Quint nie zu Ihnen geschickt. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen." Sie glaubte, sich verhört zu haben. „Meinen was?"
„Quint sagte, Aufregungen wären Gift für Sie, und man müsste Sie mit Samthandschuhen anfassen. Das konnte ich natürlich nicht ahnen. Bei uns in der Familie herrscht manchmal ein rauer Umgangston, dem wir Sie nicht aussetzen wollen. Wir möchten ja nicht, dass Sie wieder im Krankenhaus landen. Ihre Mutter ist sehr enttäuscht, hat aber volles Verständnis für Ihre Lage. Wir werden Sie nicht mehr belästigen. Vielleicht können wir ja irgendwann einmal essen gehen - vielleicht wenn Sie etwas älter und bei besserer Gesundheit sind ..."
Das wurde ja immer schöner! Greeley atmete tief durch. Quint Damian würde sich wundern!
Energisch sprach sie in den Hörer.
„Nun?" fragte Quint gespannt.
Big Ed legte auf und lächelte seinen Enkel an. „Du hast Recht gehabt. Sie hat angebissen. Du kannst sie morgen früh um neun vom Hotel abholen. Sie kommt mit nach Denver und bleibt bis zur Hochzeit bei uns." Er blickte auf die Uhr. „Oh, so spät schon! Ich habe Fern versprochen, mit ihr einkaufen zu gehen. Bis nachher."
Quint nickte seinem Großvater zu, war in Gedanken allerdings ganz woanders.
Fern war nicht gerade begeistert von der Idee gewesen, Greeley mit nach Denver zu nehmen, aber Big Eds Begeisterung ließ ihr keine Wahl. Sie musste so tun, als wäre auch sie über alle Maßen erfreut. Wahrscheinlich hoffte sie, Greeley würde sowieso Nein sagen.
Da hatte sie sich gründlich verrechnet. Das war jedoch ihr Problem. Er, Quint, interessierte sich mehr für Greeley. Wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, dass sie schon wieder hereingelegt worden war?
Das wusste er nicht. Eigentlich hatte er eine gute Menschenkenntnis, nur bei Ms. Lassiter versagte diese völlig. Er hatte keine Ahnung, wie sie es aufnehmen würde.
Einen Vorteil hatte die ganze Sache allerdings. Er konnte seinem Großvater endlich die Augen öffnen, was Fern Kelly anging. Es würde zwar ein schwerer Schlag werden, aber es war an der Zeit, dass Big Ed merkte, wen er da heiraten wollte. Eine egoistische, rücksichtslose Frau, die nicht einmal davor Halt gemacht hatte, ein unschuldiges, hilfloses Kind wegzugeben.
Auch Greeley hatte die Möglichkeit, ein für alle Mal mit der Vergangenheit abzuschließen. Hoffentlich hielt sie ihr Versprechen und kam am nächsten Tag wirklich mit nach Denver!
Greeley parkte ihren Pick-up hinter Quints Sportwagen und betrachtete die weiße Villa. Alte Fichten und Pinien säumten die großen Rasenflächen. Auf den kunstvoll angelegten Beeten blühten Rosen, Petunien und Margeriten in den verschiedensten Farben. Als Greeley ausstieg, hörte sie ein lautes Bellen.
Quint holte ihre Reisetasche aus dem Kofferraum und ging den Weg entlang zum Haus. „Ruhe da drinnen", rief er, aber der Hund kümmerte sich nicht darum, sondern bellte nur noch lauter.
Greeley folgte Quint durch die Eingangshalle in ein elegant eingerichtetes Wohnzimmer. Er sagte etwas von „Nachbarn" und „Lärm" und ging hinaus, um den Hund zu beruhigen. Neugierig blickte sie sich um. In der Mitte des Raumes stand eine teure braune Ledergarnitur, die sie an einen exklusiven Herrenclub erinnerte. An den Wänden hingen Regale aus dunklem Holz, auf denen Fotografien und Pokale standen. Greeley ging näher heran. Die Fotos dokumentierten das Leben eines Jungen als Baby, Kind, Jugendlicher und schließlich als Erwachsener in Militäruniform. Der Junge war Quint wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur die Kleidung ließ erkennen, dass die Bilder schon älter waren.
Das gerahmte High-School-Abschlusszeugnis für „Edward Quinton Damian jr." hing rechts an der Wand und gleich
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