Kleines Herz in Not
in der Fifth Avenue einkaufen gehen und morgen vielleicht das Museum für Moderne Kunst besuchen."
Irgendwie würde es ihr sicher gelingen, das alles mit ihren Nachforschungen in Einklang zu bringen. Ja, dachte sie, Nachforschungen klingt gut, viel besser als herumschnüffeln.
„Johnny kann dich fahren."
„Nein danke, ich gehe lieber zu Fuß. So kann ich mehr von New York sehen."
Die Limousine hielt vor einem eleganten grauen Gebäude, und gleich darauf stand Cheyenne in der stilvoll eingerichteten riesigen Hotelhalle. An der Decke hing der größte Kronleuchter, den sie je gesehen hatte. Aber Thomas ließ ihr nicht lange Zeit, die teure Einrichtung zu bewundern. Er nahm sie am Arm und führte sie zum Fahrstuhl.
„Ich habe mein Zimmer für dich herrichten lassen."
„Und wo schläfst du?"
Cheyenne war sich nicht sicher, ob er das leichte Beben in ihrer Stimme gehört hatte. Sie hoffte es nicht. „Zu Hause. Ich wohne nur sehr selten hier."
Sie verließen den Fahrstuhl und gingen einen mit Mahagoni getäfelten langen Flur entlang bis zu der Tür am Ende. Thomas holte einen Schlüssel aus der Tasche, öffnete und ließ Cheyenne eintreten. „Wenn du etwas brauchst, wende dich an die Rezeption."
„Ich hätte gern gewusst, wo ich Pearl finde."
„Pearl? Was willst du denn von ihr?"
„Davy hat mich gebeten, ihr und einigen anderen Grüße auszurichten."
Thomas zuckte die Schultern. „Da solltest du Edward fragen, unseren Chefportier. Er arbeitet schon seit Urzeiten bei uns. Hier geschieht nichts ohne sein Wissen. Er kann dir sicher auch verraten, wo du Pearl findest." Er zögerte kurz, sagte dann aber noch: „Ich an deiner Stelle würde nicht meine ganze Zeit damit verschwenden, Davys Grüße auszurichten."
„Ich habe es ihm versprochen. Es wird auch nicht lange dauern." Aber in Wirklichkeit hatte sie vor, jede Person, die Davy ihr genannt hatte, zu befragen. Es wäre doch gelacht, wenn sie nicht herausfände, wieso Thomas sich so verhielt.
„Dann ist es ja gut", erwiderte er, hob die Hand und strich ihr sanft über die Wange. Der warme Ausdruck in seinen Augen be rührte sie zutiefst. Sie wünschte, er würde nicht aufhören, sie zu berühren. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geflüchtet. „Und noch einen Rat: Ich weiß, dass die Fifth Avenue jedes Frauenherz höher schlagen lässt. Gib nicht dein ganzes Geld an einem Nachmittag aus."
„Das werde ich schon nicht, versprochen."
Thomas zog die Tür hinter sich zu. Cheyenne ließ sich in einen Sessel fallen und schloss die Augen. Was ist bloß los mit mir, dachte sie erschrocken. Thomas Steele ist doch gar nicht mein Typ. Warum zieht er mich an wie ein Magnet?
Wie lange sie jedoch darüber nachdachte, ihr wollte keine Antwort einfallen. Schließlich wandte sich Cheyenne der Angelegenheit zu, die ihr so sehr am Herzen lag.
Sie fuhr im Fahrstuhl nach unten und betrat die Hotelhalle. Ihr Blick fiel auf einen großen älteren Mann, der an der Rezeption stand. Er machte einen gebieterischen Eindruck und schien auf sie gewartet zu haben. Als er sie entdeckte, kam er auf sie zu und fragte lächelnd: „Miss Lassiter?"
Sein Namensschild verriet ihr, dass sie Edward gefunden hatte. „Woher wussten Sie, wer ich bin?"
„Thomas hat mich gebeten, Ihnen etwas auszurichten. Er möchte Sie heute Abend um halb acht zum Essen einladen. Hier bei uns im Restaurant.”
„Danke. Sie haben aber meine Frage nicht beantwortet."
„Thomas hat gesagt, ich soll nach einer wunderschönen Frau mit strahlenden Augen Ausschau halten."
„Das kann unmöglich der Thomas gewesen sein, den ich kenne."
Edward lachte. „Ich habe Sie beide hereinkommen sehen. Thomas hat uns mitgeteilt, dass er eine junge Dame mitbringen würde. Wir waren schon alle sehr gespannt auf Sie."
Cheyenne errötete. „Es ist nicht so, wie Sie denken. Wir sind nur Geschäftspartner. Er hat mich engagiert, damit ich auf Davy aufpasse." Edward sah sie zweifelnd an, und sie verstand genau, warum er ihre Geschichte unglaubwürdig fand. Wenn sie auf Davy aufpassen sollte, was machte sie dann hier in New York? „Ich meine, er hat meine Agentur beauftragt. Davy ist in guten Händen. Heute ist er auf einer Ranch und reitet." Verzweifelt versuchte sie, Edwards Verdacht zu zerstreuen.
Und mit dem letzten Satz war ihr das offensichtlich auch gelungen. Der Chefportier strahlte übers ganze Gesicht. ,,Davy reitet? Das war schon immer sein sehnlichster Wunsch. Sie würden mir eine große Freude
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