Kleines Herz in Not
es mir erlauben würde. Wenn jemand Schuld an dieser Misere hat, dann bestimmt nicht das Fohlen, sondern die Männer, die es misshandelt haben."
"Das glaube ich dir gern. Mir ist es ja genauso ergangen."
Er schwieg einen Moment, bevor er schließlich fragte: "Also, hilfst du mir?"
"Nein."
"Früher hättest du nicht so reagiert. Tiere sind immer dein Ein und Alles gewesen. Der Besitzer war dir egal."
Es war doch einzig und allein seine Schuld, dass es die Allie von damals nicht mehr gab! Sie umklammerte den Hörer so fest, dass ihre Finger schmerzten.
"Na gut, Allie, es ist deine Entscheidung. Ich werde deinen Freunden schon nicht erzählen, dass du ein Tier im Stich gelassen hast."
Zum Teufel mit ihm! Jetzt versuchte er zu allem Überfluss auch noch, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen. Ihre dreibeinige Katze Amber kam ins Wohnzimmer und sprang auf ihren Schoß. Unwillkürlich begann Allie, sie zu Streichern. Dabei fiel ihr wieder ein, wie sie Amber gefunden hatte. Jemand hatte sie ausgesetzt, und sie hatte halb tot am Straßenrand gelegen.
Und plötzlich wusste Allie, dass sie nicht Nein sagen konnte. Sie konnte das Fohlen nicht im Stich lassen.
"Also gut, Zane, du hast gewonnen. Ich muss morgen früh noch eine Familie mit einem blinden Kind zum Independence Pass führen, bin aber gegen sechzehn Uhr wieder zurück. Das gibt dir genug Zeit, um das Fohlen zur Double Nickel Ranch zu bringen und wieder zu verschwinden."
"Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Du musst zu uns kommen, denn Honey ist so nervös, dass sie sich beim Transport verletzen könnte. Ich werde sie auf die Koppel bei der Scheune bringen."
Sie hatte nun wirklich keine Lust, zu Zane auf die Ranch zu fahren. Sie wollte ihn nicht wieder sehen. Doch sie hatte keine andere Wahl. Das Wohl des Pferds war wichtiger.
"In Ordnung. Ich werde sie mir morgen ansehen. Mehr kann ich nicht versprechen. Du brauchst nicht dabei zu sein. Ich rufe dich dann an und sage dir, wie ich mich entschieden habe."
Ohne auf eine Antwort zu warten, legte Allie auf. Sie würde nicht wieder mit ihm sprechen. Wenn sie jemanden gefunden hatte, der bereit war, mit dem Fohlen zu arbeiten, würde sie eine Nachricht auf Zanes Anrufbeantworter hinterlassen. Damit war die Sache für sie erledigt.
2. KAPITEL
Normalerweise war Allie immer wieder aufs Neue fasziniert von der Schönheit der Berge, die Aspen umgaben. Nur heute nicht. Wie hatte sie nur so dumm sein können und sich dazu überreden lassen, zu Zane Peters' Ranch zu fahren? War der Grund für seinen Anruf wirklich nur das Fohlen gewesen, oder steckte noch etwas ganz anderes dahinter? Auch egal; Sie hatte jedenfalls nicht vor, mit Zane Peters auch nur ein Wort zu wechseln.
Und damit er erst gar nicht auf dumme Gedanken kam, hatte sie sich dementsprechend angezogen. Sie hatte ihre verwaschenen, schmutzigen Jeans aus dem Wäschekorb herausgefischt und ein altes T-Shirt von Worth übergestreift, auf das eigentlich ihr Hund Moonie Besitzansprüche angemeldet hatte.
Allie fuhr langsam den Weg entlang, der zu Zanes Ranch führte, und parkte vor der Scheune. Sie stieg aus und betrachtete das Fohlen, das sich ganz an das andere Ende der Koppel zurückgezogen hatte.
Zane hatte nicht untertrieben, der Schecke war wirklich eine Schönheit. Der schwarze Rücken und die Flanken hatten große weiße Flecken, und der muskulöse und perfekte Körperbau war ein Zeichen dafür, dass sich Honey einmal gut für die Zucht eignen würde. Zane hatte Recht gehabt. Das war genau das Pferd, in das sich kleine Mädchen wie Hannah auf der Stelle verliebten.
Das Fohlen betrachtete Allie argwöhnisch. Seine verkrampfte Körperhaltung bewies, dass es Angst hatte und keinem traute. Und plötzlich fing es an zu zittern und galoppierte davon.
Und sie wusste auch, warum. Sie hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, dass jemand in der Scheune war und sie beobachtete. Anscheinend hatte es Zane auf seinem Beobachtungsposten nicht mehr ausgehalten, denn jetzt stand er direkt hinter ihr.
Er wollte etwas sagen, aber sie kam ihm zuvor. "Sie ist wirklich eine Schönheit. Es dürfte kein Problem sein, sie zu verkaufen. Du brauchst mich doch gar nicht." Am liebsten hätte sie genau wie das Fohlen die Flucht ergriffen. Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen.
"Ich möchte sie nicht verkaufen."
Schweigend betrachtete Allie den Schecken. "Was haben sie Honey angetan?" Was war bloß in sie gefahren? Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen.
Weitere Kostenlose Bücher