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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Meditation, aber auch von dem Dienst an Armen und Sterbenden geprägtes Leben.
    Christen sind KÖRPERFEINDLICH
    »Was wir einst sein werden, das seid ihr Jungfrauen jetzt schon. Ihr besitzt jetzt schon die Herrlichkeit der Auferstehung. Solange ihr keusch und jungfräulich lebt, seid ihr den Engeln Gottes gleich«, schreib Kirchenvater Cyprian (210 – 258) im dritten Jahrhundert. Jungfräulichkeit galt damals als hohes Ideal. Derartige Vorstellungen waren durch den Kontakt zum hellenistischen Umfeld in das Christentum eingeflossen. Der griechische Philosoph
Platon zum Beispiel hielt den Körper für ein Gefängnis der Seele. Man wollte sich nun von seinen weltlichen, vor allem körperlichen Bedürfnissen befreien, um der Gotteserkenntnis näher zu kommen. Das Körperliche galt als minderwertig, es hieß, die Seele müsse sich davon befreien, um Gott näher kommen zu können. Durch ein möglichst asketisches Leben wollten die ersten Mönche des Christentums, die Wüstenväter, diesen Zustand erreichen. Sie zogen in die Wüste, verzichteten auf Besitz, fasteten und übten vor allem mehr oder weniger erfolgreich sexuelle Enthaltsamkeit. Noch heute gibt es in der katholischen Kirche den Zölibat und auch die Vorstellung, Sex sei, wenn überhaupt für irgendetwas, zum Kinderzeugen erfunden worden, keinesfalls aber zur zweckfreien Freude an der Lust.
    Martin Luther hielt vom asketischem Leben nur dann etwas, wenn es freiwillig geschah und weder um der Kirche, noch Gott zu gefallen. Protestanten wird bis heute nachgesagt, sie seien penibel und zugeknöpft — vielleicht ein Überbleibsel calvinistischen Denkens, in dem Disziplin und Verzicht auf Vergnügungen auch immer mitschwangen.
    Merkwürdig eigentlich, dass sich diese Gedanken so lange halten konnten, sei es als Vorurteil, sei es als tatsächliches Problem. Jesus nämlich gibt kaum Anlass dazu. Er fordert von seinen Jüngern zwar Nachfolge, Nächstenliebe und Besitzaufgabe, aber nicht um der Sache selbst, sondern um des Gottesreichs willen. Eine neue Zeit ist angebrochen, verkündet er, da gilt es neue Prioritäten zu setzen. Und das heißt für Jesus nicht asketischer Verzicht, im Gegenteil, er teilt mit anderen und feiert und er heilt Menschen an Körper und Seele. Wenn er nach einer Heilung sagt: »Dein Glaube hat dir geholfen« (Markus 10,52), wird klar: Für Jesus waren Körper und Seele eine Einheit. Jesus kam als Mensch in diese Welt, er hat gelebt wie wir, körperlich. Er empfand Hunger und Durst, Freude und Schmerz und er hat gelitten. Wir sind von Gott als Menschen so geschaffen worden, unser Körper gehört zu uns mit allem, was zu ihm gehört. »Sei freundlich zu deinem Leib, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen«,
meinte die Mystikerin Teresa von Ávila (1515 – 1582). Christen dürfen sich mit ihrem Körper anfreunden, seine Bedürfnisse achten, seine Grenzen kennen (lernen), aber auch genussfähiger werden, ohne gleich an Sünde zu denken.
    KRANKHEIT ist eine Strafe Gottes
    »Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse« (Hiob 1,1). Da fordert der Teufel Gott heraus und meint: Dem geht es viel zu gut, wenn er nur mal großes Unglück erleben würde – »was gilt’s, er wird dir ins Angesicht absagen« (Hiob 1,11). Und Gott lässt den Teufel machen. Sofort versucht der, Hiob mit Schicksalsschlägen und Krankheiten von seinem Glauben abzubringen. Hiobs Freunde wollen ihm einreden, sein mangelnder Glaube sei verantwortlich für die Krankheit. Doch Hiob bleibt sich sicher, dass er nicht gesündigt und diese Leiden nicht verdient habe.
    Erfahrungen von Krankheit und Leid machen Menschen auch heute, und oft erscheinen sie ihnen genauso sinnlos und ungerecht wie Hiob. Solche Erfahrungen scheinen einfach nicht zu der Vorstellung von einem liebenden und heilenden Gott zu passen. Man sucht, genau wie Hiobs Freunde, nach Ursachen, nach der eigenen Schuld, die Gott durch die Krankheit nun vielleicht bestrafen will. Da auch die Medizin keine Antworten auf solche Fragen geben kann, greifen viele auf pseudopsychologische oder esoterisch angehauchte Erklärungsversuche zurück; meist sehen diese auch weiterhin Ursache oder Schuld beim Kranken selbst. Nicht mehr unbedingt gegen Gott, aber gegen sich selbst, seine Familie, seine Lebenszusammenhänge wird er wohl gesündigt haben. Und dann wird dem Kranken auch noch vorgeschrieben,
er solle einen Sinn in seiner Krankheit erkennen, er müsse

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