Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
Vom Netzwerk:
aus seiner Lage lernen und umkehren zu einem »guten« Leben, zu Gott. Aber Krankheit kann ohne Unterschied jeden Menschen treffen. Den einen mag sie tatsächlich zum Anhalten und Umdenken bewegen, der nächste wird durch sie aus einem heilen Umfeld herausgerissen und versteht nicht warum. Viele, die ganz offensichtlich Fehler machen, werden gar nicht krank. Sollte Gott wirklich so willkürlich strafen? Und wofür denn überhaupt, es ist doch sowieso niemand perfekt?
    Der Evangelist Johannes erzählt in seinem Evangelium von einem Blindgeborenen, auf den Jesus trifft. Die Jünger Jesu fragen: »Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm« (Johannes 9,2). Schon die Frage allein macht deutlich, wie merkwürdig unsere Vorstellung ist, Gott würde durch Krankheiten strafen. Wer blind geboren wird, kann ja kaum schon gesündigt haben. Und auch die Eltern sind nicht schuld, betont Jesus. Heute könnte man vielleicht sagen, Krankheiten kommen in der Natur eben vor. Der Theologe Karl Barth bezeichnete Krankheit als »ein[en] Moment des Aufstandes des Chaos gegen Gottes Schöpfung«. Krankheit entspricht demnach gerade nicht dem Willen Gottes. Auch Jesus macht das deutlich, wenn er Menschen heilt; da wird in seinem Handeln schon etwas spürbar von dem, was er vom kommenden Gottesreich erzählt: »Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden« (Matthäus 5,4). Krankheit ist keine Strafe Gottes. Das tröstet nicht und es erklärt auch nicht, wieso es Krankheit und Leid gibt in der Schöpfung eines liebenden Gottes. Aber es macht deutlich: Christen dürfen Krankheit auch als sinnlos verstehen. Hiob klagt und kann nicht verstehen, warum Gott sein Leiden zulässt, aber obwohl er keine andere Erklärung findet, als dass die Welt nun einmal so ist und der Mensch zu klein, um Gott zu verstehen – er wendet sich nicht von Gott ab.

L
LACHEN ist unchristlich
    Christen gelten oft als langweilig, verklemmt und humorlos. »Die Christen müssten erlöster aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte«, meinte der Philosoph Friedrich Nietzsche. Was ist aus dem Evangelium, der frohen Botschaft, geworden?
    Die Kirche im Mittelalter vertrat tatsächlich die Ansicht, Lachen sei unchristlich, da Jesus auf Erden nie gelacht habe. Auch wenn diese Ansicht später relativiert wurde, im Grunde schwingt sie noch heute mit: Religion scheint etwas Erhabenes, Ernsthaftes zu sein. »Lachen tötet die Furcht, und wenn es keine Furcht gibt, wird es keinen Glauben mehr geben«, fasst Umberto Eco in seinem Roman »Im Namen der Rose« diese christliche Angst zusammen. Und wirklich, das Neue Testament liefert auf den ersten Blick keinen besonders erfreulichen Befund. Nicht nur Jesus lacht nicht, auch sonst lacht dort niemand aus Freude. Nur die Gegner Jesu verlachen ihn, ihr Lachen ist böser Spott. Haben Christen wirklich nichts zu lachen?
    »Pass auf, kleine Hand, was du tust! / Denn der Herrgott im Himmel schaut herab auf dich, / drum pass auf, kleine Hand, was du tust.« Ein christliches Kinderlied, das noch bis vor gar nicht langer Zeit ganz selbstverständlich mit Kindern gesungen wurde. Die Botschaft: Gott sieht alles, was du tust, pass bloß auf, der meint es ernst! Nein, vor einem solchen Gott ist einem tatsächlich nicht nach Lachen zumute.
    Und dabei weist die Botschaft Jesu doch in eine ganz andere Richtung. Das Reich Gottes sei schon angebrochen, verkündete er. Und das ist für ihn gerade kein Grund zu verbissener Frömmigkeit, sondern ein Grund zur Freude. Jesus nimmt an Festen
teil und feiert mit seinen Mitmenschen. Es wäre schon sehr verwunderlich, wenn dabei nicht auch gelacht worden wäre. Eine schöne Tradition des Lachens kennt allerdings auch das Christentum: das Lachen in der Osternacht, das auch heute noch in einigen Gemeinden stattfindet. Laut lachen die Christen in dieser Nacht darüber, dass Gott den Tod besiegt hat. Das könnte die frohe Botschaft uns heute wieder deutlicher erzählen, dass manches ganz anders ist, als es zunächst scheint, dass Gott uns nicht fallen lässt, egal wir grau auch alles scheint. »Das Reich Gottes ist mitten unter euch« (Lukas 17,21), das ist kein Grund, mürrisch in die Gegend zu schauen. »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« (1. Korinther 15,55). Ein guter

Weitere Kostenlose Bücher