Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
alten. Auch zwischen Lutheranern und Reformierten bleiben dauerhafte Differenzen bestehen. Der immer um Einigkeit bemühte Philipp Melanchthon versuchte zwar in vielen Religionsgesprächen, Annäherungen anzubahnen – sogar den Papst hätte er anerkennen wollen, wenn der nur etwas evangelischer geworden wäre –, aber auch er konnte das vollständige Auseinanderdriften der Konfessionen nicht aufhalten.
Ein REGENBOGEN ist kein Glaubensthema
Ein Regenbogen entsteht, wenn sich das Sonnenlicht in den vom Himmel fallenden Regentropfen bricht. Das lernt heute jeder im Physikunterricht. Ja, er ist schön anzusehen, wenn er sich bunt über eine wolkenverhangene Landschaft spannt, und in vielen Geschichten gilt er als Brücke zum Himmel. Was aber sollte ein Regenbogen mit unserem Glauben zu tun haben? In der Bibel ist von einem Regenbogen nur in einer einzigen Erzählung die Rede: in der über Noah und die Sintflut, die nur er und die Menschen und Tiere überlebten, die auf der Arche waren. Nachdem die gewaltigen Wassermassen abgeflossen waren und Noah und seine Familie wieder Boden unter den Füßen hatten, erschien der Erzählung nach ein Regenbogen am Himmel und Gott versprach ihnen: »Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe« (1. Mose 9 13ff). Nach vierzig Tagen Dauerregen und Grau in Grau einsam in der Arche auf einem endlosen Meer die ersten Sonnenstrahlen und ein bunter Regenbogen. Ein schöneres Bild für die Hoffnung, die Gott den Menschen zusagt, hätte die Bibel nicht finden können. Gott verspricht, er lässt die Menschen nicht untergehen. Wenn es auch noch so trübe und hoffnungslos aussieht — er verspricht, es geht weiter. Der Regenbogen kann auch uns heute noch an diese Zusage erinnern. Vielleicht kann der Regenbogen damit tatsächlich eine Brücke zum Himmel sein als Symbol der Hoffnung für unseren Glauben.
Das REICH GOTTES gibt es nur im Himmel
»Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? Es ist wie ein Senfkorn: wenn das gesät wird aufs Land, so ist’s das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können« (Markus 4,30ff). Die Botschaft vom beginnenden Gottesreich steht im Mittelpunkt der Verkündigung Jesu. In vielen Gleichnissen versucht er den Menschen bildlich zu zeigen, wie man sich das Reich Gottes, sein Wachsen und seine Qualität vorstellen kann. Dennoch bleibt uns dieser Begriff heute oft merkwürdig fremd und wird von anderen Aspekten des christlichen Glaubens verdeckt. Bestenfalls stellen wir uns unter dem Reich Gottes noch ein himmlisches Reich vor, in das man nach dem Tod eingeht. Vielleicht verbinden wir es auch noch mit der fernen Wiederkunft Christi, der dieses Reich dann vollständig errichten soll. In jedem Fall scheint das alles nichts mit unserem Leben hier auf der Erde zu tun zu haben. Wie kommt es, dass uns etwas, das Jesus so wichtig gewesen ist, so fremd geworden ist? Ist das Reich Gottes tatsächlich etwas, das es nur im Himmel gibt und das kaum Bedeutung für unser Leben und unseren Glauben hier hat?
In den Evangelien wird der Begriff »Reich Gottes« nirgends definiert. Das liegt daran, dass Vorstellungen vom Gottesreich in der Zeit Jesu sehr geläufig waren. Obwohl unterschiedlichste Aspekte und Überlieferungen damit verbunden wurden, war den Juden klar, was darunter zu verstehen war. Unter dem Einfluss unterschiedlicher Erfahrungen von Unterdrückung und Leid hatte sich im Judentum die Hoffnung entwickelt, dass Gott sich am Ende gegen alle Ungerechtigkeiten durchsetzen und sein Reich aufrichten werde. An diese Vorstellungen knüpft Jesus mit
seiner Botschaft an. Im Unterschied zu Johannes dem Täufer, der das unmittelbare Bevorstehen der Gottesherrschaft angekündigt hatte, spricht Jesus jedoch immer wieder davon, dass das Reich Gottes nicht nur kommen wird, sondern eigentlich schon angebrochen ist. »Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?,
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