Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
Münchner Zimmer in den Oktoberfestwochen.) So kann man über Reiseveranstalter Zimmer in Venedig zum normalen, günstigen Wintertarif auch während des Karnevals bekommen. Auch Messen haben dadurch keine Auswirkungen auf die Hoteltarife. Und zur Prinzenhochzeit in London Ende April 2011 gab es noch kurz vorher günstige Zimmer über Veranstalter zu buchen, während die Preise auf anderen Vertriebswegen deutlich stiegen.
Zur Buchung eines Hotelzimmers über Reiseveranstalter stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl: Man kann sich an ein Filial- oder Internetreisebüro wenden, man kann auch direkt beim Veranstalter telefonisch oder online reservieren. Egal welchen Weg man wählt, der Preis ist immer derselbe (siehe auch »Im INTERNET sind Reisen billiger als im Reisebüro«).
Für Hotelbetreiber ist es ärgerlich, begehrte Zimmer an Veranstalterkunden billig abgeben zu müssen, und manche scheuen sich nicht, die Gäste auf dreiste Art auszubooten. So hatte mein Mann einmal ein preiswertes Katalogzimmer in einem Hotel in Donau-eschingen gebucht anlässlich der dortigen Musiktage – eine Veranstaltung, die alljährlich für Trubel sorgt in der kleinen Stadt am Rande des Schwarzwaldes. Kurz vor der Reise rief das Reisebüro an: Das gebuchte Haus habe einen Wasserschaden, man müsse leider umbuchen in ein 20 Kilometer entferntes Hotel. Daraufhin rief mein Mann direkt im Hotel in Donaueschingen an und bat um ein Zimmer während der Musiktage. Jawohl, es gebe noch eines, sagte der Rezeptionist und nannte einen gepfefferten Preis. »Und was ist mit dem Wasserschaden? Eben gerade wurde ich deshalb umgebucht!« Nach einigem Gedruckse und allerlei schlechten Ausreden gab es dann doch noch das ursprüngliche Zimmer zum ursprünglichen Preis.
Ein starkes Stück seitens des Hotels. Eine schwache Leistung des Reisebüros.
HOTELS , DIE ZU GROßEN KETTEN GEHÖREN, SIND INAKZEPTABEL
Das kuschelige, herrlich kitschige Hotel im Stadtteil Cannaregio, Venedig: Wieder und wieder möchte ich dort wohnen. Das Boutique-Hotel in Miami Beach, das Landhaus auf Rügen, das Weingut in Frankreich: wunderbare Unterkünfte! Voller Charakter, einzigartig – und nirgendwo sonst denkbar als genau dort, wo sie stehen.
Trotzdem gibt es Situationen und Orte, an denen ich auf kleine Hotelpreziosen verzichte zugunsten von Nullachtfünfzehn-Unterkünften. Und zwar wenn ich beruflich unterwegs bin, ohne Begleitung, und ein vollgepacktes Programm habe, Termine, Aufgaben, Recherchen. Große, anonyme Häuser mit dem kompletten Service-Angebot sind dann genau das Richtige für mich. Alles durchstandardisiert? Hervorragend! Ich brauche Internetanschluss, und wenn er nicht funktioniert, soll sich bitte sofort jemand darum kümmern. Ich möchte bis spätabends eine warme Mahlzeit aufs Zimmer bestellen können. Ich will die Möglichkeit haben, irgendwann zwischen sechs und 10.30 Uhr zu frühstücken, und dazu möchte ich möglichst eine aktuelle Zeitung serviert bekommen. Ich will keinen Parkplatz suchen, sondern einen Garagenplatz haben. Ich freue mich über ein geräumiges, modernes Badezimmer und über einen Bademantel, in dem ich mich mit einem Schlummertrunk aus der Minibar (die erwarte ich auch) vor den Fernseher hocke, wenn es die Zeit erlaubt. Kann bitte jemand meine Jacke bügeln (oder mir sagen, wo ich sie bügeln lassen kann)? Mir auf dem Stadtplan den schönsten Fußweg zur Kathedrale einzeichnen? Meine Flugzeug-Bordkarte ausdrucken? Jetzt sofort? Sehr gut, danke!
Sicher, es gibt kleine Privathotels, die diese Ansprüche mit Bravour erfüllen. Doch sie sind eher die Ausnahme, während der beschriebene Service in großen Hotels, die zu internationalen Ketten gehören, eher die Regel darstellt.
Bei vielen Menschen sind solche Hotels verpönt, sie geben sich vor jeder Reise viel Mühe, um kleine, feine, individuell geführte und gestaltete Häuser zu finden. Unterkünfte mit Geschichte, Gastgeber mit Herzenswärme. Großartig! Ganz besonders im Urlaub.
Andererseits bin ich offenbar nicht die Einzige, die auch die Vorzüge von Kettenhotels zu schätzen weiß. Sonst wären sie ja nicht so erfolgreich.
Vor allem im Budget-Segment kommen ständig neue Häuser hinzu, in einer Hotelkategorie also, die nicht einmal den kompletten Service garantiert. So hat etwa das Münchner Unternehmen Motel One seit seiner Gründung im Jahr 2000 allein in Deutschland 39 Hotels eröffnet und eines in Österreich.
Apropos Motel One – ein Werbespruch für diese Hotels
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