Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
Bezeichnung Burma. Die UNO und beispielsweise auch die Bundesrepublik Deutschland haben den Namen Myanmar akzeptiert. Die Institutionen der Europäischen Union entschieden sich in gewohnter Umständlichkeit und Unentschlossenheit für die Bezeichnung Burma/Myanmar. In den deutschen Medien kommt sowohl Myanmar vor (etwa in der Tagesschau und im stern) als auch Birma (zum Beispiel in der tageszeitung und der Axel-Springer-Presse) als auch Burma ( Spiegel ) als auch Burma/Myanmar ( Focus ). Die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte zunächst die Bezeichnung Myanmar übernommen. Anlässlich des brutalen Vorgehens des Regimes gegen demonstrierende Mönche und andere Bürger im Jahr 2007 beschloss die FAZ, zur Verwendung des Namens Burma zurückzukehren.
Wer sich aus Überzeugung entweder für Burma (beziehungsweise Birma) oder für Myanmar entscheidet, wählt grundsätzlich einen ambivalenten Weg: Die »oppositionelle« Bezeichnung Burma (oder Birma) missachtet die Existenz der Bürger nicht burmesischer Abstammung und stellt darüber hinaus einen Bezug zur Kolonialzeit und -macht her. Auf der traditionell üblichen, von der Bevölkerung herrührenden Bezeichnung Myanmar lastet dagegen die Beanspruchung durch das Militär. 52
Ich persönlich ziehe aus diesem ganzen Kuddelmuddel die Konsequenz, mal diese, mal jene Bezeichnung zu verwenden – ganz so, wie es mir gerade in den Sinn kommt und als seien beides nichts weiter als irgendwelche Namen. Bin ich allerdings aufgefordert, mich bewusst für eine Bezeichnung zu entscheiden, dann wähle ich Myanmar, aus dem einfachen Grund, dass es der offizielle Name ist.
Aus demselben Grund würde ich – dies nur am Rande – die Bezeichnung Mumbai wählen, wenn ich mich zwischen ihr und Bombay entscheiden müsste. Der Name Mumbai hat offizielle Gültigkeit (wirkt aber möglicherweise, da er sich auf eine Hindu-Gottheit bezieht, diskriminierend auf Muslime, Christen und andere Nichthinduisten), der Name Bombay ist offiziell abgeschafft (und geht sowohl auf portugiesische Eroberer als auch auf britische Kolonialherren zurück). Des Weiteren sage ich – Entschuldigung, liebe Argentinier – Falklandinseln statt Islas Malvinas (oder Malwinen, wie mein Diercke-Atlas in Klammern vorschlägt), obwohl sie unbestreitbar näher an Südamerika liegen als an Europa. Denn der Archipel gehört politisch nun mal offiziell zu Großbritannien und wird von den Briten offiziell so genannt.
NACHHALTIGES REISEN IST ZURZEIT SEHR MODERN
Aktiver Umweltschutz? Aber selbstverständlich! Behaupten die meisten Deutschen und meinen damit, dass sie zum Beispiel den Müll trennen, einen Geschirrspüler mit niedrigem Wasserverbrauch besitzen, nicht zum Fenster hinaus heizen und kein Terpentin in den Ausguss schütten. Wenn es allerdings ums Reisen geht, hat der Urlaubsgenuss fast immer Vorrang vor dem Umweltschutz. Wer vom Karneval in Rio träumt und sich eine Reise dorthin leisten kann, wird sehr wahrscheinlich nicht denken: Ach, so ein Flug nach Rio ist mir viel zu unökologisch. Auf zum Karneval am Rhein: Kölsch statt Caipirinha, Kölner Dom statt Zuckerhut!
Was ist den Deutschen im Urlaub am wichtigsten? Laut einer repräsentativen Umfrage antworten auf diese Frage keine zwei Prozent mit »Reisen müssen umweltverträglich sein«. 53 Nun wäre es auch sehr viel verlangt, der ökologischen Nachhaltigkeit im Urlaub höchste Priorität zu geben. Bemerkenswert finde ich aber, dass dem Durchschnittsdeutschen im Urlaub fast gar nichts an Nachhaltigkeit liegt. Kultur, Klima, Landschaft, Erreichbarkeit des Reiseziels, das Essen und das Preisniveau sind allesamt wichtiger als die Nachhaltigkeit – laut einer Studie der Hochschule Luzern. Damit zeigen sich die Deutschen in Bezug auf Urlaubsreisen weniger nachhaltigkeitsbewusst als die von den Forschern ebenfalls befragten Brasilianer und Inder. 54
Die Möglichkeit der sogenannten CO 2 -Kompensation wird von Privatreisenden so gut wie überhaupt nicht genutzt. Atmosfair heißt der in Deutschland bekannteste Anbieter, laut Zeitschrift Öko-Test gilt er »durchweg als empfehlenswert«. 55 Auf der atmosfair-Website lässt sich bequem ermitteln, wie viel klimaschädliche Gase man bei einem Flug oder auf einer Kreuzfahrt verursacht. Atmosfair schlägt dann einen Spendenbetrag zur Wiedergutmachung der Reise-Sünde vor, das Geld fließt in die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern, zum Beispiel Solar- oder Biokraftwerke. Das
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