Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
Sponsoring gar nicht erwähnen.
Sponsoring ist die Regel, Ausnahmen gibt es beim stern , der Brigitte und wenigen anderen Publikationen, die die Kosten für Recherchereisen immer oder meistens komplett selbst tragen.
Kann man mich aufgrund der Gepflogenheiten als korrupt bezeichnen? Nein, ich finde mich nicht bestechlicher als Kulturjournalisten: Wer eine Konzertkritik schreibt, steht auf der Gästeliste, wer ein Buch rezensiert, bekommt es geschenkt. Und wer über ein Hotel, eine Schifffahrt, eine Radtour, ein Reiseziel berichtet, wird dorthin eingeladen. Den Gastgeber kostet das Ganze nicht gerade wenig, aber auch kein Vermögen, denn Recherchereisen finden kaum in der Hauptsaison statt. Der Journalist sitzt auf einem Platz im Flugzeug und schläft in einem Hotelbett, die beide sonst frei blieben. Dass man auf manchen Reisen zweimal täglich zu feinem Essen eingeladen wird, finde ich überflüssig, für meine Ernährung kann ich selbst aufkommen, in dieser Hinsicht bin ich garantiert unbestechlich. Und wenn mir das Hotel, die Landschaft, die Shoppingmöglichkeiten, ein Ausflug auf der Reise oder sonst etwas gefällt, empfehle ich es guten Gewissens den Lesern. Was mir nicht gefällt, bleibt unerwähnt (denn die meisten Reiseredaktionen geben ihren Lesern vorwiegend Tipps und drucken keine Negativkritiken) oder wird in manchen Fällen ausdrücklich kritisiert. Das ist das Risiko des Gastgebers.
Viel bedenklicher finde ich es, wenn Touristikunternehmen selbst Rundfunk- oder Fernsehbeiträge produzieren und sie zur Ausstrahlung an Sender verschenken: Das ist Schleichwerbung in der Maxi-Version.
AUF SAFARIS IN AFRIKA KANN MAN FANTASTISCHE TIERFOTOS MACHEN
Auge in Auge mit dem Büffel? Nein danke, besser nicht. Schon gar nicht mit den zig Büffeln, die da drüben am Tümpel ihren Durst stillen. Friedlich, zufrieden und furchterregend zugleich mit ihrer gewaltigen Körpermasse und den Hörnern, die aussehen wie riesige Wikingerhelme. Ranger John findet, Büffel seien die gefährlichsten afrikanischen Wildtiere von allen: »Sie warnen nicht, bevor sie angreifen.« Dennoch lässt er seine Reisegruppe zum Fotografieren kurz aus dem Jeep steigen, »aber bitte nicht rufen und keine hektischen Bewegungen«. Auf den Fotos, die nun entstehen, wird trotz Teleobjektiv kein ausdrucksvolles Büffelgesicht zu sehen sein, sondern eine Großrindergruppe, gerahmt von Tümpel und Büschen.
Hautnahe Begegnungen mit den »Big Five« – Nashorn, Elefant, Löwe, Leopard und Büffel – sind vielleicht im Zoo eine feine Sache, auf Safaris aber sind sie nicht wünschenswert. Bei vielen Safari-Neulingen sorgt diese Erfahrung erst einmal für Enttäuschung. Aber dann sehen sie ein: besser enttäuscht als tot.
Wer sich eigene spektakuläre Foto- und Filmaufnahmen erhofft, wie er sie aus Dokumentarfilmen und Bildbänden kennt, kann die Hoffnung gleich aufgeben. Außer, er ist ein Profi mit spezieller Wildtierfotografieausrüstung, er hat wochen- oder besser noch monatelang Zeit, er hat erfahrene, engagierte Guides, er ist zur richtigen Jahreszeit unterwegs und er hat viel Glück. Nur in seltenen Fällen reicht Glück allein, dann entsteht quasi im Vorbeifahren die supersüße Löwenbaby-Nahaufnahme. Ansonsten zeigen Safarifotos überwiegend Großtiere in Kleinaufnahme, Tierrücken und -hintern, Tierschatten hinter den wenigen Büschen und viel, viel Gegend.
Sicher, es gibt Ausnahmen (und dass Ranger John uns im kleinen südafrikanischen Wildreservat Hluhluwe-Umfolozi aus dem Jeep hat aussteigen lassen, war schon eine große Ausnahme. Eigentlich gehören in geschützten Gebieten nur Tiere in die freie Wildbahn, keine Menschen). In manchen Bereichen bekannter Parks sind dermaßen viele Autos und Jeeps unterwegs, dass die Tiere sich an den Verkehr angepasst haben. Von ihnen können Besucher Fotos machen, die oberflächlich betrachtet viel Eindruck schinden. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, dass da etwas nicht stimmen kann. Unternimmt man Safaris nicht, um das natürliche Tierverhalten in der Wildnis zu beobachten? Zahme Tiere, die sanftmütig um Autos herumstreichen oder liegend für Fotos posieren, sind ihren Zoo-Kollegen ähnlicher als ihren wirklich wilden Brüdern und Schwestern.
Wer vorhat, in Afrika auf Safari zu gehen, sollte vorab folgende Fragen für sich klären: Möchte ich möglichst viele Big Five sehen oder würden mich auch Paviane, Gnus, Antilopen, Krokodile und Hyänen beeindrucken? Will ich ganz nah an die Tiere
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