Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer
Die örtliche Polizei muss wissen, was in ihrer Gegend los ist, um etwas gegen die Kriminalität unternehmen zu können. Wer die Polizei informiert, schützt zukünftige Opfer. So viel Zeit muss sein.
Besonders große Vorsicht ist übrigens gegenüber Deutschen geboten, die Touristen auf der Straße ansprechen und behaupten, Opfer von Taschendieben geworden zu sein. Oft sind es Betrüger, vorzugsweise werden sie an Wochenenden aktiv und wollen sich Geld leihen unter dem Vorwand, die deutsche Botschaft sei geschlossen und sie bräuchten Bares, um Essen und Unterkunft zu finanzieren. »Am Montag gehe ich zur Botschaft, regle alles und zahle Ihnen Ihr Geld zurück.« Es soll Weltenbummler geben, die seit Jahren ihren Lebensunterhalt mit den »Leihgaben« von Touristen bestreiten.
GANZ THAILAND IST EINE SEXHOCHBURG
Fettbäuchige deutsche Rentner, die mit einer Pranke den Bierkrug stemmen und mit der anderen ihr zartes Thai-Mädchen begrapschen. Reihenweise Gogo-Bars, Massagesalons und Bordelle: So sieht Thailand in der Vorstellung vieler Europäer aus, die dort den größten Puff der Welt vermuten und in jeder Thailänderin eine billige und willige Hure sehen.
In der Tat hat sich bezahlter Sex in Thailand in den letzten Jahrzehnten zum profitablen Wirtschaftszweig entwickelt, Schätzungen gehen von ein bis zwei Millionen Sexarbeiterinnen und -arbeitern aus, die Jahresumsätze liegen im zweistelligen US-Dollar-Milliardenbereich. Doch die Sexindustrie beschränkt sich auf sehr wenige Orte, während der Rest des Landes tiefreligiös und nach europäischem Maßstab regelrecht prüde ist.
Offiziell ist Prostitution in Thailand verboten, gesellschaftlich geächtet ist sie allemal.
Der Tourist, der nicht gezielt nach der roten Laterne sucht, sondern Land und Leute kennenlernen möchte, trifft auf 27000 buddhistische Tempel, auf moderne Städte und bäuerliches Leben, auf internationale Designershops und traditionelle Märkte. Er trifft aber nie auf Nacktheit oder offen zur Schau gestellte Erotik. Im thailändischen Fernsehen sieht er keine entblößte Brust. Er kann keine wild knutschenden Pärchen in der Öffentlichkeit beobachten. Und an Badestränden erlebt er Thailänderinnen eher hochgeschlossen als im Bikini. Oft gehen Thailänder am Strand so ins Wasser, wie sie gerade angezogen sind: Jacke, Jeans, Sweatshirt. Ob Kinder, Männer oder Frauen.
Das versexte Thailand, wie es in der Fantasie lustgetriebener Herren herumgeistert, wird von der thailändischen Regierung in nur wenigen Zonen geduldet – dort aber zeigt der Sex dann geballte Präsenz. In der Hauptstadt Bangkok gibt es drei solche Zonen: Patpong, Nana und Soi Cowboy. Vergleichbar mit Hamburg-St. Pauli, konzentrieren sich die grellen Reklameschilder, die Bars und das Geschäft mit der Lust auf wenige Straßenzüge. Ähnlich gedrängt geht es in bestimmten Vierteln von Pattaya und auf der Ferieninsel Phuket zu. Außerdem wird das Angebot durch streng kontrollierte Sperrstunden eingedämmt. So müssen die Bars in Pattaya spätestens um zwei Uhr morgens schließen, in Chiang Mai schon um Mitternacht.
Wie kam Thailand überhaupt zu dem zweifelhaften Ruf, den Außenstehende vorschnell jedem Ort des Landes zuschreiben? Die erste große Welle allein reisender Männer schwappte in den 1960er- und 1970er-Jahren über Südostasien: US-Soldaten, die in Vietnam kämpften. An den Stränden Thailands und auf den Philippinen schuf die Armee sogenannte Rest & Recreation Centers, in denen sich die Soldaten zwischen ihren Einsätzen erholen und amüsieren konnten. Die Amerikaner lockten mit Dollars, einheimische Frauen boten Sex, das Business entwickelte sich prächtig. Wie auch der Drogenhandel und das Glücksspiel – der rechtsfreie Raum der damals US-gestützten thailändischen Militärdiktatur bot beste Bedingungen für Geschäfte in der Unterwelt.
Nach dem Ende des Vietnamkriegs und dem Abzug der amerikanischen Truppen vergingen nur wenige Jahre, bis die wachsende Tourismusindustrie für Nachschub an Kunden aus dem Westen sorgte. Schätzungen zufolge kommen allein aus Deutschland jährlich etwa 400000 Sextouristen nach Thailand, damit bilden die Deutschen die drittgrößte westliche Gruppe nach den Amerikanern und Briten. Die mit Abstand größte Gruppe ausländischer Kunden kommt aus dem südlichen Nachbarland Malaysia. In ihrer islamischen Heimat ist das professionelle Sexangebot geringer, teurer und sein Verbot wird strenger durchgesetzt als in Thailand. Dies
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