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Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer

Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer

Titel: Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele-Marie Bruedgam
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Gespräche. Die Einheimischen erhalten Gelegenheit zu einem Informationsaustausch, der sonst für sie nicht möglich ist. Ein gutes Beispiel ist der Iran, wo es ja viele gut ausgebildete Menschen gibt, die Englisch sprechen und die sich gern austauschen möchten. Besonders Iranerinnen zeigen sich – wenn sie unter Frauen sind und außerhalb des offiziellen Bereiches – interessiert gegenüber Besuchern.«
    Wer jetzt das Gefühl hat, es sei gut oder sogar nötig, in Länder wie Myanmar, Iran und so weiter zu reisen, der möge losziehen. Wem aber weiterhin mulmig ist bei dem Thema, der lässt es besser bleiben. Denn mit schlechtem Gefühl zu verreisen, bringt niemandem was.

IN DEN USA SPRICHT MAN ENGLISCH
    Sitzt eine Reisegruppe in einem Straßencafé in Miami Beach und plaudert laut auf Deutsch. Kommt die Kellnerin, fragt herzlich lächelnd: »Spiekinglisch?« Antwortet ein Deutscher: »Yes, we do.« Antwortet der zweite Deutsche: »Y hablamos español también.« Woraufhin die Kellnerin noch mehr strahlt, wortreich das Menü erklärt, fröhlich die Bestellungen aufnimmt, sich zwischendurch mit ihren Gästen über das Wetter, die schönsten Ausflugsziele und neue karibische Musik unterhält, die Kollegen Miguel und Ramón vorstellt und zwei Party-Tipps für den Abend gibt, bevor sie im Rekordtempo Getränke und Speisen serviert.
    Wer nur zwei Fremdsprachen gelernt hat und trotzdem als Sprachtalent bewundert werden möchte, ist in Miami bestens aufgehoben (mal davon abgesehen, dass die Insel Miami Beach ohnehin recht nett ist, wenn man Sonne und Strand mag, Ordnung, Sauberkeit, Service und Komfort). Mit guten Englisch- und Spanischkenntnissen übertrumpft man dort einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung, denn fast zwei Drittel haben Spanisch als Muttersprache, und viele können kaum Englisch. Nur bei 30 Prozent der Einwohner ist Englisch die erste Sprache, der Rest fühlt sich am sichersten in einer von mehreren zig anderen Sprachen.
    Zwar ist Miami ein Extremfall, aber die Annahme, man komme überall in den USA sehr gut mit Englisch durch, kann auch andernorts in Kommunikationssack- gassen führen. Schon immer waren die Staaten ein vielsprachiges Gebiet, noch vor hundert Jahren belegte das Deutsche den zweiten Platz auf der Liste der Einwanderersprachen (auf Platz eins stand Englisch). Heute sprechen die Einwohner der USA insgesamt 322 Sprachen.
    Auf Englisch als meistverbreitete Muttersprache (216 Millionen Sprecher, das sind 80 Prozent) folgt an zweiter Stelle Spanisch (32 Millionen/12 Prozent), dann lange Zeit nichts, dann kommen Chinesisch, die philippinische Sprache Tagalog sowie Französisch (je rund 1,5 Millionen Sprecher/0,5 Prozent der Einwohner).
    Zu den Städten mit den wenigsten Englisch-Sprechern gehören Los Angeles (je 42 Prozent der Einwohner haben Englisch und Spanisch als Muttersprache), San Francisco (je 12 Prozent sprechen Spanisch und Chinesisch, 54 Prozent Englisch) und New York (25 Prozent Spanisch, 52 Prozent Englisch, insgesamt rund 100 Sprachen). In all diesen und vielen weiteren Orten gibt es zudem Geschäfte, Restaurants oder auch ganze Straßen und Stadtteile, in denen man sich am unkompliziertesten auf Tagalog, Koreanisch, Armenisch, Italienisch, Arabisch, Portugiesisch, Hindi oder Jiddisch verständigt. 69

VENEDIG STINKT, IST VÖLLIG ÜBERTEUERT UND VIEL ZU TOURISTISCH
    Gut möglich, dass es in Venedig sehr unangenehm roch, als es dort noch kein modernes Entsorgungssystem gab und sowohl sämtliche Haushaltsabwässer als auch massenhaft Industriedreck in der Lagune landeten. Heutzutage aber stinkt Venedig nicht mehr, weder im Sommer noch im Winter. Nur sehr empfindliche Näschen empfinden das Aroma des venezianischen Wassers als störend – sie dürften sich in Amsterdam, Barcelona oder New York am Wasser ebenso unwohl fühlen. Wobei es dort zusätzlich zum Wasser- auch den Autoabgasgeruch gibt, der in Venedig fehlt.
    Um kaum eine Stadt ranken sich so viele Vorurteile und Reise-Irrtümer wie um Venedig. Ständig ist von »venezianischen Horror-Preisen« die Rede, »acht Euro für einen Cappuccino!«. Ich will nicht ausschließen, dass vereinzelte Kellner dermaßen unverschämte Preise aufrufen – selbst habe ich noch nie so viel bezahlt. Die Hälfte war das Maximum, und zwar in Cafés direkt an der Rialto-Brücke, also im touristischen Nukleus. Ein grundsätzlich wirksames Mittel gegen Wucherpreise besteht darin, Bestellungen nur in Lokalen aufzugeben, die Preislisten aushängen

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