Klex in der Landschaft
bestand aus einer Dachluke unter dem Stacheldraht und den Eisenspitzen, und damit er gehen konnte, wann er wollte, hatte Klex sich eine Strickleiter gebaut, die er vom Dach herunterlassen konnte. Schließlich und nur für den Fall, daß etwas schiefgehen sollte – hatte er ein Gewehr, ein leichtes Maschinengewehr, einen Zwei- Zoll-Granatwerfer, mehrere Schachteln Munition und Handgranaten zusammengetragen, um Eindringlinge zurückzuschlagen. »Ich werde selbstverständlich nur über ihre Köpfe schießen«, sagte er sich. Aber das würde gar nicht nötig sein. Klex kannte die Briten zu gut, als daß er annahm, sie würden Menschenleben gefährden. Und doch gab es keine Möglichkeit, die Autobahn durch den Park und Haus Handyman zu bauen, ohne Menschenleben, und ganz besonders Klex’
Leben, zu gefährden. Die Festung Klex – vormals Pförtnerhaus – stand mitten auf der Strecke der Autobahn. Zu beiden Seiten stiegen die Felsen steil empor. Ehe irgend etwas unternommen werden konnte, mußte das Pförtnerhaus abgerissen werden, und da Klex in ihm drinsteckte, bedeutete der Abriß des Torbogens gleichzeitig, ihn abzureißen. Sie konnten nicht einmal Dynamit verwenden, um die Felsen auf beiden Seiten zu sprengen, ohne daß sie sein Leben ernstlich in Gefahr brachten und mit dem Einsturz des Torbogens rechnen mußten. Um zu guter Letzt sicherzustellen, daß niemand auch nur durch den Torbogen fahren konnte, stellte er in der Durchfahrt eine Anzahl Betonklötze auf. Die zwangen Lady Maud schließlich, die Frage zu stellen, was zum Teufel er da eigentlich mache. »Wie soll ich Ihrer Meinung nach einkaufen, wenn ich nicht rein- und rausfahren kann?« wollte sie wissen. Klex zeigte auf den Bentley und den Landrover, die auf der anderen Seite der Hängebrücke zwischen den beiden Bulldozern parkten.
»Du lieber Gott«, sagte Lady Maud, »wollen Sie damit andeuten, Sie hätten sie ohne meine Erlaubnis weggefahren?«
»Sie sagten, Sie wollten überhaupt nicht wissen, was ich tue, also hab’ ich Ihnen nichts gesagt«, teilte Klex ihr mit. Lady Maud konnte sich der Logik dieser Antwort nicht entziehen. »Das wird aber äußerst lästig werden«, sagte sie. Sie schaute zum Pförtnerhaus auf. Von den Eisenspitzen und dem Stacheldraht auf dem Dach abgesehen, sah es aus wie immer. »Hoffentlich wissen Sie auch, was Sie tun«, sagte sie und ging durch die Betonsperren und über die Brücke zu ihrem Auto. Sie fuhr nach Worford, um wegen Sir Giles’ Testament mit Mr. Ganglion zu sprechen. Soweit sie feststellen konnte, war sie nun eine sehr vermögende Witwe, und Lady Maud beabsichtigte, dieses Vermögen nutzbringend zu verwenden.
*
»Ein Vermögen, meine liebe Lady«, sagte Mr. Ganglion, »ein beträchtliches Vermögen, selbst nach heutigen Maßstäben. Wenn Sie es richtig anlegen, dürften Sie recht königlich davon leben können.« Er betrachtete sie anerkennend. Wenn er es recht bedachte, stand ihr durchaus zu, ein königliches Leben zu führen. Schließlich war da die Sache mit Eduard dem Siebten. »Und da ich selbst Witwer bin ...« Er betrachtete sie noch anerkennender. Vielleicht war sie nicht nach jedermanns Geschmack, aber andererseits machte er auch nicht viel her und wurde nicht gerade jünger. Und Grundstücke im Wert von zehn Millionen Pfund stellten einen Anreiz dar. Das gleiche galt für Mr. Dundridges Fotos.
»Ich habe vor, so schnell wie möglich wieder zu heiraten«, sagte Lady Maud. »Auch wenn Sir Giles mir genug Geld hinterlassen hat, seinen ehelichen Pflichten ist er nie nachgekommen.«
»Verstehe. Verstehe«, sagte Mr. Ganglion, dem Dundridges Erpressungsvorwurf im Kopf herumging. Vielleicht lohnte es sich, wenn er selbst rasch einen kleinen Erpressungsversuch unternahm. Er wandte sich zu seinem Tresor um und drehte am Kombinationsschloß.
»Außerdem ist es wirklich nicht gut für Sie, ganz allein in diesem großen Haus zu wohnen«, fuhr er fort. »Sie brauchen Gesellschaft, jemanden, der sich um Sie kümmert.«
»Dafür habe ich schon gesorgt«, sagte Lady Maud. »Ich habe Mrs. Forthby eingeladen, sich bei mir häuslich niederzulassen.«
»Mrs. Forthby? Mrs. Forthby? Kenne ich sie?«
»Nein«, sagte Lady Maud, »das nehme ich nicht an. Sie war Giles’ ... äh ... Erzieherin in London.«
»Tatsächlich?« sagte Mr. Ganglion und schaute sie über den Rand seiner Brille hinweg an. »Wo Sie es erwähnen, fällt mir ein, daß ich gerüchteweise hörte ...«
»Vergessen Sie es«, sagte Lady Maud,
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