Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
Park einer Frau, die unter Überredung versteht, mit einer Flinte vom Kaliber zwölf nach mir zu schießen.«
    »Und offensichtlich daneben«, seufzte Mr. Rees. »Warum haben Sie nicht die Polizei verständigt?« fragte Mr. Joynson, um Sachlichkeit bemüht.
    »Die Polizei? Sie ist die Polizei«, sagte Dundridge. »Die Polizisten fressen ihr aus der Hand.«
    »Wie die Löwen, nehme ich an«, sagte Mr. Rees. »Und warum hat sie Ihrer Meinung nach diesen Großwildpark angelegt?« fragte Dundridge.
    »Jetzt wollen Sie uns bestimmt einreden, damit sie auf diese Weise ihren Mann loswerden konnte«, meinte Mr. Rees. »Um die Autobahn aufzuhalten. Sie wollte die Öffentlichkeit mobilisieren, um Sympathie werben und ganz allgemein so viel Verwirrung wie nur möglich stiften.«
    »Das hätte sie meines Erachtens in aller Ruhe Ihnen überlassen können«, sagte Mr. Rees.
    Dundridge warf ihm einen haßerfüllten Blick zu. Das Vertrauen seiner Vorgesetzten besaß er offensichtlich nicht. »Wenn Sie diese Meinung vertreten, kann ich nur von meiner Stellung als Autobahnkontrolleur für Mittelengland zurücktreten und nach London zurückkehren«, sagte er. Mr. Rees sah Mr. Joynson an. Dieses Ultimatum hatten sie befürchtet. Mr. Joynson schüttelte den Kopf.
    »Mein lieber Dundridge, dazu besteht überhaupt kein Grund«, sagte Mr. Rees gequält leutselig. »Wir bitten Sie nur, jede weitere negative Publicity tunlichst zu vermeiden.«
    »In dem Fall verlasse ich mich auf Ihre volle Rückendeckung«, sagte Dundridge. »Man kann unmöglich von mir verlangen, daß ich derart massive Widerstände überwinde, wenn das Ministerium nicht bereit ist, mich rückhaltlos zu unterstützen.«
    »Wir werden Ihnen jede nur mögliche Unterstützung gewähren«, versprach Mr. Rees.
    Dundridge verließ das Büro besänftigt und mit dem Gefühl, seine Autorität sei sogar noch gestärkt worden. »Gib dem Kerl die lange Leine und ich möchte wetten, daß er sich selbst den Strick dreht«, sagte Mr. Rees, als Dundridge fort war. »Und ehrlich gesagt, ich wünsche Lady Maud alles erdenkliche Glück.«
    »Muß furchtbar sein, auf diese Weise einen Ehemann zu verlieren«, sagte Mr. Joynson. »Kein Wunder, daß die arme Frau außer Fassung geraten ist.«
    *
    Aber Lady Maud geriet weniger durch den Verlust ihres Gatten außer Fassung als durch die Rechnungen, die ihr aus diversen Geschäften in Worford auf den Tisch flatterten. »Einhundertfünfzig Büchsen Frankfurter Würstchen? Tausend Kerzen? Sechzig Tonnen Zement? Zweihundert Meter Stacheldraht? Fünfzehn Meter Armiereisenstäbe?« murmelte sie bei Durchsicht der Rechnungen. »Was um alles in der Welt heckt Klex da schon wieder aus?« Doch sie zahlte die Rechnungen, ohne zu fragen, und kümmerte sich nicht weiter drum. Was auch immer Klex vorhatte, sie wollte so wenig wie möglich darüber erfahren. »Unwissenheit ist Stärke«, dachte sie, womit sie ein mangelndes Rechtsverständnis an den Tag legte, das ihr als Laienrichterin nicht sehr zur Ehre gereichte. *
    Klex war beschäftigt. Die durch Dundridges Schwierigkeiten verursachte Ruhepause hatte er mit der Vorbereitung seiner Verteidigung genutzt. Lady Maud hatte ausdrücklich betont, er dürfe keine Gewalt anwenden, und was ihn betraf, würde das auch gar nicht nötig sein. Das Pförtnerhaus war praktisch uneinnehmbar, außer durch einen konzertierten Panzer- und Artillerieangriff. Sämtliche Räume auf beiden Seiten des Torbogens hatte er mit alten Eisenteilen und Zement vollgestopft und die Treppe mit Beton abgedichtet. Das Dach hatte er mit in Beton gebetteten angespitzten Eisenstäben bedeckt und mit Stacheldraht garniert. Um die eigene Wasserzufuhr zu sichern, hatte er einen Plastikschlauch zum Fluß verlegt, bevor der Zement in die unteren Zimmer gegossen wurde, und um sicherzugehen, daß er eine längere Belagerung überstünde, hatte er für zwei Jahre Lebensmittel gehortet. Für den Fall, daß man die Stromzufuhr sperrte, gab es tausend Kerzen und mehrere Dutzend Gasflaschen, und schließlich hatte er noch eine alte Armeegasmaske aus seinem Lager im Wald ausgegraben, um jedem Versuch zu trotzen, ihn mittels Tränengas auszuräuchern. Nur für den Fall, daß die Maske nicht vor den modernsten Gasen schützte, hatte er aus seiner Bibliothek einen hermetisch verschlossenen Rückzugsraum gemacht. Alles in allem hatte er den sehr großen dekorativen Torbogen, der das Pförtnerhaus vorher gewesen war, in eine Festung verwandelt. Der einzige Eingang

Weitere Kostenlose Bücher