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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ist Bal de Boeuf Handyman?« fragte der Richter.
    »Dicker Fleischklops.«
    »Ich muß doch sehr bitten.«
    »Frikadelle.«
    »Und Brandade de Handyman?« erkundigte sich Lord Leakham.
    »Kabeljaubällchen.«
    »Kabeljau? Das klingt ganz gut. Ja, die nehme ich wohl.«
    »Kabeljau ist aus«, sagte der Kellner.
    Verzweifelt musterte Lord Leakham die Speisekarte. »Gibt’s denn überhaupt irgendwas?«
    »Ich kann den Poule au Pot Eduard der Vierte empfehlen«, sagte Sir Giles.
    »Sehr passend«, kommentierte Lord Leakham grimmig. »Na schön, dann sollte ich das wohl besser nehmen.«
    »Und eine Flasche Chambertin«, nuschelte Sir Giles undeutlich. Er war mit seinem Französisch nicht besonders zufrieden.
    »Sehr seltsame Art, eine Gaststätte zu führen«, bemerkte Lord Leakham. Um seinen Ärger zu verbergen, bestellte Sir Giles noch zwei Whiskys.
    *
    In der Küche nahm der Koch die Bestellung entgegen. »Das Huhn können Sie vergessen«, sagte er. »Er bekommt Feuertopf Lancashire oder Fleischklopse a la Koch.«
    »Es ist aber Lord Leakham, und er hat ausdrücklich Huhn bestellt«, protestierte der Kellner. »Läßt sich da nicht was machen?«
    Der Küchenchef nahm eine Dose Cayennepfeffer vom Regal. »Ich werde schon was hinzaubern«, sagte er. Inzwischen hatte der Weinkellner Schwierigkeiten, einen Chambertin aufzutreiben. Schließlich schnappte er sich die älteste Flasche, die er fand. »Wollen Sie auch wirklich, daß ich ihm die hier serviere?« fragte er den Geschäftsführer und hielt dabei eine Flasche in die Höhe, in der eine trübviolette Flüssigkeit schwappte, die aussah wie die einer Leiche entnommene Blutprobe.
    »Die Lady hat’s nun mal so angeordnet«, sagte der Geschäftsführer. »Tauschen Sie nur das Etikett aus.«
    »Das Ganze kommt mir verflucht merkwürdig vor.« Der Geschäftsführer seufzte. »Machen Sie mir keine Vorwürfe«, murmelte er. »Wenn sie den alten Knilch vergiften will, ist das ihre Sache. Ich werde bloß dafür bezahlt, ihre Anweisungen auszuführen. Was ist da überhaupt drin?« Der Weinkellner staubte die Flasche ab. »Da steht, es ist ein abgelagerter Portwein«, meinte er unsicher.
    »Abgelagert ist genau das richtige Wort«, sagte der Geschäftsführer und ging wieder in die Küche, wo der Koch gerade ein paar übriggebliebene Fleischklopse auf ein halbes Brathähnchen bröselte. »Lassen Sie um Gottes willen keinen anderen Menschen von diesem Zeug probieren«, wies er den Chefkoch an.
    »Geschieht ihm recht, was steckt er auch seine Nase in unsere Angelegenheiten«, sagte der Koch und goß die Soße aus dem Feuertopf Lancashire über das Gericht. Der Geschäftsführer ging nach oben und gab dem Oberkellner ein Zeichen. Sir Giles und Lord Leakham tranken ihre Whiskys aus und betraten den Speisesaal.
    *
    Im Handyman-Wappen beendete Lady Maud ihr Mittagessen und bestellte Kaffee. »Man kann sich auch all zu sehr auf Recht und Gesetz verlassen«, sagte sie. »Meine Familie hätte es nie so weit gebracht, wenn sie dauernd vor Gericht gezogen wäre.«
    »Meine liebe Lady Maud«, meinte Mr. Turnbull, »ich flehe Sie an, machen Sie ja keine Dummheiten. Die Lage ist ohnehin schon schwierig genug, und Ihre Unterbrechungen heute morgen waren auch keine Hilfe, um ehrlich zu sein. Gut möglich, daß Lord Leakham jetzt gegen uns voreingenommen ist.« Lady Maud schnaubte verächtlich. »Wenn er es jetzt noch nicht ist, dann wird er’s bald sein«, sagte sie. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich vorhabe, seine Entscheidung anzunehmen? Der Mann ist ein Volltrottel.«
    »Er ist außerdem ein hochangesehener pensionierter Richter«, wandte Mr. Turnbull skeptisch ein.
    »Wie angesehen er ist, wird sich noch zeigen«, erwiderte Lady Maud. »Daß er entscheiden würde, die Autobahn durch die Schlucht bauen zu lassen, war doch von Anfang an sonnenklar. Die Strecke durch Ottertown ist keine Alternative. Das war ein reines Täuschungsmanöver. Ich für mein Teil lasse mir das jedenfalls nicht bieten.«
    »Mir ist nicht ganz klar, was Sie dagegen unternehmen können.«
    »Weil Sie, Henry Turnbull, nämlich Anwalt sind und großen Respekt vor dem Gesetz haben. Aber ich nicht. Und da sich das Gesetz hier zum Affen macht, werde ich dafür sorgen, daß sich jeder dieser Tatsache bewußt wird.«
    »Ich wünschte, ich könnte einen Ausweg aus dieser Situation erkennen«, meinte Mr. Turnbull traurig. Lady Maud stand auf. »Wenn man den Stier bei den Hörnern packt, braucht man ihm keinen Honig

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