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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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verlaufen, und mit zwei großen Gins intus hatte Dundridge in Lady Maud ein überaus verständnisvolles Publikum gefunden. Als er seine Theorie vom unterbrechungsfreien, gleichmäßigen Verkehrsfluß darlegte, hatte sie mit offenkundiger Inbrunst gelauscht, was unter seinen Zuhörern in der Regel nicht vorkam, und ihre Begeisterung hatte auf Dundridge überaus erfrischend gewirkt. Außerdem strahlte sie Vertrauen aus, ein gesteigertes Selbstvertrauen, das ansteckend wirkte und eine starke Faszination auf ihn ausübte. Trotz ihrer mangelnden Symmetrie und Schönheit, trotz der augenscheinlichen Diskrepanz zwischen ihrem Körperbau und dem der Idealfrau seiner Phantasie mußte er zugeben, daß er sie anziehend fand. Nach dem Mittagessen hatte sie ihm Haus und Garten gezeigt, und Dundridge war ihr mit unerklärlicherweise vor Aufregung weichen Knien von einem Zimmer ins andere gefolgt. Einmal war er im Steingarten gestolpert; da hatte Lady Maud ihn am Arm ergriffen, und er hatte sich vor Freude ganz schlapp gefühlt. Als er sich dann in der Badezimmertür an ihr vorbeigedrückt hatte, war ihm ihre Passivität angenehm aufgefallen. Bei seiner Abfahrt umfing ihn ein kindliches Glücksgefühl. Man wußte ihn zu schätzen. Das ließ die Sache in neuem Licht erscheinen. Bei seiner Ankunft im Handyman- Wappen erwartete ihn Hoskin im Salon.
    »Ich dachte, ich schaue mal vorbei und frage, wie Sie vorankommen.«
    »Bestens. Bestens. Einfach bestens«, sagte Dundridge. »Haben Sie sich mit Leakham gut verstanden?«
    Dundridges angenehm warmes Gefühl kühlte merklich ab.
    »Ich kann nicht behaupten, daß mir seine Einstellung gefällt«, sagte er. »Anscheinend ist er entschlossen, die Strecke durch die Schlucht zu genehmigen. Offenbar hat er einen ganz und gar irrationalen Haß auf Lady Maud. Ich finde seine Haltung wirklich unerklärlich. Lady Maud scheint mir eine ganz bezaubernde Frau zu sein.«
    Hoskins starrte ihn ungläubig an. »Tatsächlich?«
    »Reizend«, sagte Dundridge, und das warme Gefühl machte sich wieder zart bemerkbar.
    »Reizend?«
    »Bezaubernd«, meinte Dundridge verträumt. »Allmächtiger«, sagte Hoskins, der seiner Verblüffung nicht länger Herr wurde. Die Vorstellung, daß irgend jemand Lady Maud bezaubernd und reizend fand, ging über seinen Horizont. Er musterte Dundridge mit neuem Interesse. »Sie ist ein wenig massig, meinen Sie nicht auch?« gab er zu bedenken. »Wohlproportioniert«, sagte Dundridge liebenswürdig, »einfach wohlproportioniert.«
    Hoskins gruselte es, und er wechselte das Thema. »Nun zu diesem Tunnel«, begann er.
    Dundridge sah ihn erstaunt an. »Woher wissen Sie denn davon?«
    »In dieser Gegend sprechen sich Neuigkeiten eben schnell herum.«
    »Zweifellos«, sagte Dundridge, »heute morgen habe ich zum erstenmal davon gesprochen.«
    »Sie wollen doch wohl nicht allen Ernstes vorschlagen, daß man einen Tunnel durch die Cleene-Berge baut, oder?«
    »Wieso eigentlich nicht?« sagte Dundridge. »Das scheint mir ein vernünftiger Kompromiß zu sein.«
    »Ein verdammt teurer«, meinte Hoskins, »ein Tunnel würde Millionen verschlingen, und der Bau dauert Jahre.«
    »Jedenfalls würden wir so verhindern, daß es zu neuen Unruhen kommt. Meine Aufgabe hier lautet, möglichst eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. Ich habe den Eindruck, ein Tunnel wäre eine sehr vernünftige Alternative. Wie auch immer, der Plan ist noch nicht ausgereift.«
    »Ja aber ...«, setzte Hoskins an, doch Dundridge war aufgestanden, machte eine lässige Bemerkung über den nötigen Weitblick und begab sich auf sein Zimmer. Nachdenklich ging Hoskins zum Regionalen Planungsamt zurück. Er hatte Dundridge falsch eingeschätzt. Eigentlich war der Mann doch kein Trottel. Andererseits fand er Lady Maud bezaubernd und reizend. »Scheiß-Perverser«, murmelte Hoskins, als er den Hörer abnahm. Sir Giles würde das gar nicht gefallen. *
    Das gleiche galt für Klex. Er hatte im Küchengarten einen relativ telefonarmen Tag verbracht. Morgens hatte Dundridge angerufen, aber die meiste Zeit über war er in Ruhe gelassen worden. Um halb fünf am Nachmittag hatte er mitgehört, wie Sir Giles Hoskins anrief und ihm von dem Tunnel berichtete. Eine Stunde später goß er gerade die Tomaten, als Hoskins zurückrief, um zu berichten, Dundridge meine es ernst mit dem Tunnel.
    »Das kann nicht sein«, fauchte Sir Giles. »Die Idee ist hanebüchen, eine unglaubliche Verschwendung von

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