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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gehörte der Eigentümerin dieser Kneipe, einer Mrs. Wynn, die von ihrem Ehemann infolge Feindeinwirkung am Tag X netterweise als Witwe zurückgelassen worden war. Mrs. Wynn war Klexens letzte Kundin aus Kriegstagen, und daß die Affäre noch Bestand hatte, beruhte mehr auf Gewohnheit als auf gegenseitiger Zuneigung. In Mrs. Wynns Augen war Klex nützlich – er trocknete Gläser ab und schleppte Flaschen–, und in Klex’ Augen war Mrs. Wynn angenehm, anspruchslos, und sie versorgte ihn mit Bier. Er hatte eine Schwäche für die Sorte Handyman Brown. Aber als er sich nun den Hals wusch – es war Freitagabend, und Mrs. Wynn erwartete ihn – war er sich darüber im klaren, daß er nicht mehr dasselbe für sie empfand. Nicht daß er je sehr viel empfunden hatte, aber auch dieses bißchen war durch die plötzliche Gefühlsaufwallung für Maud beiseitegefegt worden. Er hegte keinerlei Hoffnungen, in der Richtung etwas unternehmen zu können, dazu war er zu vernünftig. Es kam ihm nur einfach nicht mehr richtig vor, Mrs. Wynn weiterhin Besuche abzustatten. Auf jeden Fall war das alles sehr merkwürdig. Er hatte zwar schon immer eine Schwäche für Lady Maud gehabt, aber diesmal war es anders; ihm kam der Gedanke, daß er womöglich krank werde oder sowas Ähnliches. Klex streckte die Zunge heraus und musterte sie im Badezimmerspiegel, aber sie machte einen ganz normalen Eindruck. Vielleicht war das Wetter schuld. Er hatte mal jemanden etwas über den Frühling und junge Männer sagen hören, deren Säfte stiegen, aber Klex war kein junger Mann. Er war fünfzig. Fünfzig und verliebt. Verrückt. Er ging nach unten, holte sein Fahrrad und radelte über die Brücke in Richtung Guildstead Carbonell. Gerade war er an der Kreuzung angekommen, da hörte er von hinten ein Auto heranbrausen. Er stieg ab und ließ es vorbei. Es war Sir Giles in seinem Bentley. »Fährt in den Golf Club, um sich mit Hoskins zu treffen«, dachte er und sah dem Wagen mißtrauisch nach. »Der führt was im Schilde.« Er stieg wieder auf und fuhr schweren Herzens im Leerlauf den Hügel hinunter und auf den Royal George und Mrs. Wynn zu. Vielleicht sollte er Maud berichten, was er gehört hatte. Doch diese Idee sagte ihm nicht sonderlich zu, und er wollte ihr ohnehin nicht erzählen, daß Dundridge sich zu ihr hingezogen fühlte. »Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied«, sagte er sich, erfreut über seine Sprachkenntnisse.
    *
    Im Golf Club von Worford erörterten Sir Giles und Hoskins ihre Taktik.
    »Er muß einen schwachen Punkt haben«, sagte Sir Giles. »Jeder Mensch hat seinen Preis.«
    »Maud?« meinte Hoskins.
    »Seien Sie nicht kindisch«, sagte Sir Giles. »Wo es um diese Anwartschaftsklausel im Vertrag geht, wird sie doch wohl nicht mit einem schäbigen Beamten rumturteln. Außerdem glaub ich’s nicht.«
    »Ich habe deutlich gehört, wie er sagte, er fände sie bezaubernd. Und wohlproportioniert.«
    »Meinetwegen, ihm gefallen also dicke Frauen. Was gefällt ihm sonst noch?«
    Hoskins zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Das herauszukriegen, braucht seine Zeit.«
    »Zeit haben wir keine. Sobald er das von diesem verfluchten Tunnel rumerzählt, ist der Teufel los. Nein, wir müssen rasch handeln.«
    Hoskins beäugte ihn mißtrauisch. »Was soll dieses ganze ›Wir‹–Gefasel?« fragte er. »Es ist Ihr Problem, nicht meines.« Sir Giles knabberte nachdenklich an einem Fingernagel. »Wieviel?«
    »Fünftausend.«
    »Für was?«
    »Was immer Sie beschließen.«
    »Sagen wir fünf Prozent der Entschädigungssumme. Wenn sie ausgezahlt wird.«
    Hoskins stellte eine kurze Berechnung an und verlangte zwölfeinhalbtausend. »Bar auf die Kralle«, sagte er. »Sie sind ein harter Brocken, Hoskins, ein harter Brocken«, sagte Sir Giles traurig.
    »Egal, was verlangen Sie nun von mir? Soll ich ihn aushorchen?«
    Sir Giles schüttelte den Kopf. Seine Augen funkelten. »Abartig«, sagte er. »Abartig. Weshalb haben Sie das gesagt?«
    »Keine Ahnung. Nur laut gedacht«, sagte Hoskins. »Jungs, meinen Sie das?«
    »Schwer zu sagen«, meinte Hoskins. »Solche Sachen herauszufinden, dauert seine Zeit.«
    »Schnaps, Drogen, Jungs, Weiber, Geld. Es muß irgendwas geben, was er unbedingt haben will.«
    »Wir könnten ihm natürlich was anhängen«, sagte Hoskins. »Ist alles schon mal dagewesen.«
    Sir Giles nickte. »Das ungebetene Geschenk. Der anonyme Spender. Das hat es allerdings schon gegeben. Es ist nur zu riskant. Was ist, wenn er zur Polizei

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