Klex in der Landschaft
Steuergeldern.«
Klex schüttelte den Kopf. Die Idee mit dem Tunnel fand er ausgezeichnet.
»Versuchen Sie doch, ihm das klarzumachen«, schlug Hoskins vor.
»Was ist mit Leakham?« fragte Sir Giles. »Der wird doch dafür kein grünes Licht geben, oder?«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen. Hängt davon ab, was dieser Dundridge in London zu melden hat. Möglicherweise wird das Ministerium Leakham unter Druck setzen.« Eine Gesprächspause entstand, in der Sir Giles nachdachte. Im Gewächshaus rang Klex mit den Verzwicktheiten der englischen Sprache. Weshalb sollte Lord Leakham für den Tunnel grünes Licht geben? Was sollte Dundridge in London melden? Und warum hatte Sir Giles überhaupt etwas gegen einen Tunnel? Es war alles sehr merkwürdig. »Dann hab’ ich noch eine Neuigkeit für Sie«, sagte Hoskins schließlich. »Er ist spitz auf Ihre Alte.« Sir Giles gab einen erstickten Laut von sich. »Was ist er?« schrie er.
»Maud hat es ihm angetan«, berichtete Hoskins. »Er sagt, er findet sie bezaubernd und reizend.«
»Bezaubernd und reizend?« fragte Sir Giles. »Maud?«
»Und wohlproportioniert.«
»Herr im Himmel. Kein Wunder, daß sie aussieht wie die Katze, die den Kanarienvogel verspeist hat.«
»Ich dachte bloß, das sollten Sie wissen«, sagte Hoskins. »Vielleicht gibt uns das eine Art Druckmittel in die Hand.«
»Abartig?«
»Schon möglich«, sagte Hoskins.
»Wir treffen uns um neun im Club«, sagte Sir Giles kurz entschlossen. »Das muß man überdenken.« Er legte auf. *
Im Gewächshaus starrte Klex mit aschfahlem Gesicht in die Geranien. Sir Giles war zwar überrascht gewesen, aber Klexens Reaktion fiel noch weit heftiger aus. Die plötzliche Entdeckung, in Lady Maud verliebt zu sein, hatte sein Leben verschönert. Der Gedanke, daß Dundridge seine Gefühle teilte, versetzte ihn in Wut. Sir Giles zählte nicht. Zweifellos verachtete Lady Maud ihren Mann, und Klex hatte aus dem, was sie sagte, herausgehört, daß es da eine andere Frau in London gab. Er verließ das Gewächshaus, räumte auf und ging heim. Sein Heim war das Pförtnerhaus. Dem Architekten des Bogens war es gelungen, das Monumentale mit dem Nützlichen zu verbinden, so daß hier früher einmal mehrere Gutsarbeiterfamilien unter ziemlich beengten und unhygienischen Verhältnissen gewohnt hatten. Klex hatte das Gebäude für sich allein und fand es annehmbar. Der Bogen wies zwar einige Unbequemlichkeiten auf – die Fenster waren extrem klein und zwischen den Außendekorationen versteckt, es gab nur eine einzige Tür, so daß man die Treppe nach oben klettern und dann »umsteigen« mußte, wollte man von einer Seite des Bogens auf die andere wechseln –, aber Klex hatte es sich in dem großen Zimmer oben im Bogen sehr gemütlich gemacht. Durch ein rundes Fenster auf einer Seite konnte er das Gutshaus im Auge behalten und durch ein anderes Besucher überprüfen, die die Brücke überquerten. Einen kleinen Raum hatte er in ein Badezimmer und einen anderen in eine Küche verwandelt; in einigen anderen Zimmern lagerte er Äpfel, die im ganzen Gebäude einen angenehmen Duft verbreiteten. Und schließlich war da noch seine Bibliothek, angefüllt mit Büchern, die er an den Marktständen in Worford oder in dem Antiquariat in der Ferret Lane erstanden hatte. In Klex’ Bibliothek standen keine Romane und keine Unterhaltungsliteratur, sondern ausschließlich Bücher über englische Geschichte. Sie war, wenn man so will, die Frucht der geballten Neugier eines Forschers, der alles über das Land erfahren will, das ihn aufgenommen hat. Wenn sich das Geheimnis, was es bedeutet, ein Engländer zu sein, überhaupt ergründen ließ, so mußte man Klex’ Meinung nach in der Vergangenheit danach suchen. An langen Winterabenden saß er, vom Zauber Englands gefesselt, vor seinem Ofen. Bestimmte Personen spielten in seiner Phantasie eine besonders große Rolle – Heinrich VIII., Drake, Cromwell, Eduard I. –, und er neigte dazu, wenn nicht sich selbst, so doch andere mit den Helden und Bösewichtern der Geschichte zu identifizieren. Trotz ihrer Ehe verkörperte Lady Maud für ihn die jungfräuliche Königin, Elisabeth L, während Sir Giles die weniger angenehmen Eigenschaften Sir Robert Walpoles in sich zu vereinen schien.
Doch das war im Winter. Im Sommer war er auf Achse. Zweimal die Woche radelte er nach Guildstead Carbonell in den Royal George und saß im Schankraum, bis es Zeit wurde, ins Bett zu gehen; das fragliche Bett
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