Klex in der Landschaft
Sie schon dabei sind, können Sie auch gleich zusätzliche Schlösser an den beiden Toren anbringen. Wir müssen unbedingt verhindern, daß unschuldige Menschen in den Park gelangen. Haben Sie verstanden?«
Klex lächelte im Dunkeln. Er verstand.
»Ich werde auch im Landrover den Rotorarm ausbauen«, sagte er.
»Eine weise Vorsichtsmaßnahme«, pflichtete Lady Maud ihm bei. »Und wenn Sie fertig sind, kommen Sie wieder hierher. Ich glaube nicht, daß er heute nacht noch mal zurückkehrt, aber es kann nicht schaden, wenn man sich vorsieht.« Klex wandte sich zur Tür.
»Da wäre nur noch eins«, sagte Lady Maud. »Ich glaube, wir sollten die Löwen morgen früh nicht füttern. Sie müssen eben ein bis zwei Tage für sich selber sorgen.«
»Das hatte ich auch nicht vor«, sagte Klex und ging. Lady Maud seufzte glücklich. Was für ein schönes Gefühl, einen echten Mann ums Haus herum zu wissen. *
In der Finch Grove hegte Ivy Bullett-Finch genau entgegengesetzte Gefühle. Was von dem Haus noch übrig war, befand sich anscheinend um den Mann herum, außerdem konnte man Mr. Bullett-Finchs Überbleibsel allenfalls in einem rein stofflichen Sinn »echt« nennen. Er war gestorben, wie er gelebt hatte: in Sorge um das Wohlergehen seines Rasens. Dundridge traf mit dem Polizeichef rechtzeitig ein, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Als Feuerwehrleute die Überreste ihres Gatten aus dem Keller trugen, reagierte Mrs. Bullett-Finch, von den Schuldgefühlen wegen des Ofens befreit, ihren Zorn am Autobahnkontrolleur für Mittelengland ab. »Sie Mörder«, kreischte sie, »Sie haben ihn umgebracht. Sie haben ihm mit Ihrer furchtbaren Kugel umgebracht.« Eine Polizistin führte sie beiseite. Dundridge warf Abrißbirne und Kranwagen einen haßerfüllten Blick zu.
»Unsinn«, sagte er, »ich hatte nichts damit zu tun.«
»Ihr Stellvertreter, Mr. Hoskins, hat uns zu verstehen gegeben, daß Sie Anweisung erteilten, Spezialeinheiten von Abrißexperten sollten willkürliche Ausfälle vornehmen«, sagte der Polizeipräsident. »Es hat allerdings den Anschein, daß sie Ihre Instruktionen buchstabengetreu ausführten.«
»Meine Instruktionen?« sagte Dundridge. »Ich habe nie die Instruktion erteilt, dieses Haus abzureißen. Warum sollte ich?«
»Wir hatten eigentlich gehofft, Sie würden uns darüber aufklären«, sagte der Polizeichef.
»Es ist doch nicht mal für den Abriß vorgesehen.«
»Ganz recht. Ebensowenig wie die High Street, wenn ich mich nicht irre. Aber da in beiden Fällen Ihre Maschine verwendet wurde –«
»Die Maschine gehört nicht mir«, schrie Dundridge, »sondern den Bauunternehmern. Wenn einer verdammt noch mal verantwortlich –«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht ausfallend würden«, sagte der Polizeichef. »Die Lage ist so schon unangenehm genug. Im Ort ist man äußerst erbittert. Meiner Ansicht nach wäre es das beste, wenn Sie uns aufs Revier begleiten.«
»Aufs Revier? Meinen Sie das Polizeirevier?« fragte Dundridge.
»Nur zu Ihrem eigenen Schutz«, betonte der Polizeipräsident. »Wir wollen doch nicht, daß heute nacht noch mehr Unfälle passieren, oder?«
»Das ist ungeheuerlich«, sagte Dundridge. »Wie wahr«, sagte der Polizeichef. »Wenn Sie jetzt bitte mitkommen wollen.«
Ais das Polizeiauto sich langsam durch den auf der High Street verstreuten Schutt schlängelte, sah Dundridge mit eigenen Augen, daß Hoskins die Wahrheit gesagt hatte, als er Guildstead Carbonell ein Notstandsgebiet nannte. Der Transformator schwelte in der grauen Morgendämmerung immer noch vor sich hin, die Methodistische Urkirche war nun eher eine Unkirche, und die furchtbar entstellten Wracks von einem Dutzend Autos duckten sich neben dem scherbenübersäten Bürgersteig. Was die Abrißbirne mit Unterstützung des Telegrafenmastes versäumt hatte, um den Ruf Guildstead Carbonells als pittoreskes, altertümliches Musterstädtchen zu erledigen, hatte der Brand von Mr. Dugdales Garage geschafft. Nachdem sie von irgendeiner unidentifizierbaren sozial gesinnten Person, die mit einer Paraffinlampe nach draußen gegangen war, um Vorbeifahrende vor den Trümmern zu warnen angesteckt worden war, hatte die Explosion der Benzintanks die wenigen nach Klexens Durchfahrt noch intakten Fensterscheiben zerschmettert und die Reetdächer etlicher entzückender Landhäuser in Brand gesetzt. Das Feuer hatte auf mehrere Altenwohnheime übergegriffen. Das Chaos war mit dem gleichzeitigen Eintreffen von Löschfahrzeugen aus
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