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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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angerufen, aber dort sagte man mir, es habe einen Stromausfall gegeben.« Klex aß seine Flocken schweigend. Es war wohl nicht sehr sinnvoll, ihr etwas über seine Beteiligung an dem Stromausfall zu erzählen; außerdem machte sie selbst einen ziemlich redseligen Eindruck.
    »Das Problem mit Giles war«, sagte sie und verwendete die Vergangenheitsform auf eine Art, die Klex sehr zusagte, »daß er sich gern als Selfmademan verstand. Mir kam dieser Ausdruck immer höchst überheblich vor, und in seinem Fall war er ganz besonders unangebracht. Er hatte, nehme ich an, in gewisser Hinsicht das Recht, sich einen Mann zu nennen, obwohl ich nach meiner Erfahrung nicht behaupten würde, Virilität sei seine starke Seite gewesen; aber was den Aspekt ›selbstgemacht‹ betrifft, das traf nun wirklich nicht auf ihn zu. Er machte sein Geld – und das meinte er natürlich mit ›selbst‹–, indem er mit Grundstücken spekulierte, indem er Leute aus ihren Wohnungen warf und sich Baugenehmigungen zur Errichtung von Bürogebäuden beschaffte. Wenigstens machte meine Familie ihr Geld mit dem Verkauf von Bier, von sehr gutem noch dazu. Und das über Generationen hinweg. Es mag zwar nichts Großartiges an sich haben, aber wenigstens waren es ehrliche Männer.« Als Klex in den Küchengarten gehen wollte, redete sie immer noch und wusch das Geschirr ab.
    »Wollen Sie, daß ich seinetwegen noch irgendwas unternehme?« fragte er im Gehen.
    Lady Maud schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir können in aller Ruhe abwarten, daß die Natur ihren Lauf nimmt«, teilte sie ihm mit. »Er hat zeitlebens viel vom Gesetz des Dschungels gehalten.«
    *
    Auf dem Polizeirevier in Worford hatte Dundridge Probleme mit den ländlichen Gesetzesvertretern. Hoskins war keine große Hilfe gewesen.
    »Von ihm wissen wir«, sagte der mit dem Fall befaßte Kommissar, »daß Sie präzise Befehle erteilt haben, Bulldozer sollten auf verschiedenen Grundstücken willkürliche Ausfälle durchführen. Jetzt behaupten Sie, Sie hätten es nicht getan.«
    »Das war lediglich im übertragenen Sinne gemeint«, erklärte Dundridge. »Ganz gewiß habe ich keine Anweisungen gegeben, aus denen irgend jemand außer einem Vollidioten hätte schließen können, ich wollte, daß das Haus des verblichenen Mr. Bullett-Finch abgerissen würde.«
    »Nichtsdestotrotz wurde es abgerissen.«
    »Von irgendeinem Geisteskranken. Sie bilden sich doch nicht ernsthaft ein, ich sei dorthin gefahren und hätte das Haus eigenhändig zerdeppert?«
    »Bleiben Sie bitte ruhig, Sir«, sagte der Kommissar, »ich versuche lediglich, die Kette der Ereignisse zu rekonstruieren, die zu diesem Mord führten.«
    »Mord?« murmelte Dundridge.
    »Sie wollen doch nicht behaupten, daß es sich um einen Unfall handelt, oder? Eine unbekannte Person oder unbekannte Personen bemächtigen sich absichtlich eines Kranwagens und benutzen ihn, um ein Haus zu zermalmen, in dem zwei unschuldige Menschen schlafen. Das kann man alles mögliche nennen, aber nicht Unfall. Nein Sir, wir behandeln diese Angelegenheit als Mordfall.«
    Dundridge überlegte kurz. »Wenn das so ist, muß ein Motiv existieren. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
    »Freut mich, daß Sie das Motiv anschneiden, Sir«, sagte der Kommissar. »Soviel ich weiß, war Mr. Bullett-Finch aktives Mitglied im Rettet-die-Schlucht-Komitee. Würden Sie sagen, Ihre Beziehungen zu ihm waren außergewöhnlich feindseliger Natur?«
    »Beziehungen?« schrie Dundridge. »Ich hatte keinerlei Beziehung zu ihm. Mir ist der Mann nie im Leben begegnet.«
    »Aber Sie haben doch mehrfach mit ihm telefoniert.«
    »Das kann schon sein«, gab Dundridge zu. »Ich glaube, mich erinnern zu können, daß er einmal anrief, um sich wegen irgendeiner Sache zu beschweren.«
    »Könnte es sich um das Telefonat gehandelt haben, bei dem Sie ihm sagten, Zitat, ›Wenn Sie nicht aufhören, mich zu belästigen, werde ich dafür sorgen, daß Sie verdammt viel mehr verlieren als einen Viertelmorgen von Ihrem Scheiß Land.‹ Zitatende?«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?« knurrte Dundridge. »Die Identität unseres Informanten tut nichts zur Sache, Sir. Die Frage lautet, haben Sie das gesagt oder nicht.«
    »Schon möglich«, gab Dundridge zu und schwor insgeheim, Hoskins demnächst die Hölle heiß zu machen. »Und würden Sie mir nicht beipflichten, daß der verstorbene Mr. Bullett-Finch tatsächlich mehr verloren hat als einen Viertelmorgen seines verdammten Gartens?« Das mußte

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