Klickpfiff
sich, wieviel von dem, wie er z u erst ihr Vertrauen und dann ihre Liebe gewonnen hatte, von Brummschrei so geplant worden war.
Er sah zu dem körnigen Kunststoffschaum an der Decke hoch und schüttelte den Kopf. Das war paranoid gedacht, menschlich gedacht. Brummschrei hatte keine Kontrolle über das, was geschah, er sah nur alles in seiner Gesamtheit und sagte den anderen etwas von dem, was er sah. Welche Gründe auch immer das Universum bewegten, sie lagen je n seits der Macht irgendeines Wesens in ihm.
„ Geschah? Geschieht! “ dachte er. Er hatte es bisher nie richtig verstehen können, was das bedeutete – bis jetzt. Was auch immer geschieht, es geschieht, weil es schon gesch e hen ist. Nichts kann sich ändern, weil es schon vorbei ist. Die Reihenfolge steht fest. Das einzige, was sich bewegt, ist das Bewußtsein, und Richtung ist ein bedeutungsloses Ko n zept. Von der Hypothese zum Schluß, vom Schluß zur Hypothese – das war völlig gleich. In einem geschlossenen Kreis gibt es kein Zurück oder Vorwärts, keine Ursache und Wirkung, kein Gut oder Schlecht, allein ein Sein, nur den Kreis selbst. Er fragte sich, ob dies das Geheimnis war, das die Delphine kannten.
Er hoffte, daß es das nicht war. Geschlossene Systeme waren ihm schon immer unerträglich gewesen, und der G e danke, daß er sich in einem befand, war ihm zutiefst zuw i der. Es war erniedrigend, wie ein Versuchstier Schritt für Schritt durch einen komplizierten Erziehungsprozeß geführt worden zu sein, bis er für die Art Kommunikation bereit war, die sie sich vorgestellt hatten, aber der Gedanke, daß dies alles zu einem Muster gehörte, das nicht zu ändern war, machte ihn wütend und ängstlich. Die Kräfte, auf die er bi s her gestoßen war, ließen ihn sich verwundbar und hilflos fühlen, und er wußte genau, wie seine Rasse auf dieses G e fühl der Verwundbarkeit reagierte.
Er dachte an Seine Exzellenz und die anderen Männer, die mit ihm am Konferenztisch gesessen hatten; nicht einer von ihnen wäre in der Lage, zu dem Takt der Musik einer anderen Rasse zu marschieren, ganz gleich, wie kosmisch dieser Takt auch sein mochte. Der Tag, an dem es bekannt werden würde, daß die Delphine in der Lage waren, einen Menschen zu kontrollieren, wäre der erste Tag eines Krieges gegen die Delphine, der nur mit der Vernichtung beider A r ten enden konnte. Selbst wenn sie die Delphin IV überno m men hatten, so konnten sie doch nicht ernsthaft erwarten, daß sie alle Waffen des Menschen zu kontrollieren in der Lage waren. Sie konnten sicherlich nicht glauben, daß sie die Menschen davon abhalten würden, in ihrer Wut alles L e ben auf dem Planeten zu zerstören. Und sicher wußten sie genug über den Menschen, um zu wissen, daß es genau das wäre, was er tun würde: den Planeten zu zerstören.
Einen schrecklichen Augenblick lang befürchtete er, daß sie eben dies wußten und daß sie der ganzen unzerbrechl i chen Kette von Kommunikation, Konfrontation und Kat a strophe folgten, weil dies der Lauf der Dinge war und nichts das aufhalten konnte, was bereits geschehen war.
Er fühlte sich wie eine Marionette, die auf einer Bühne in einem Stück herumstolperte, das seinen letzten Akt erreicht hat und das sein Verständnis so weit überstieg, daß er nicht einmal wußte, ob es eine Komödie oder eine Tragödie war. Und trotzdem zerrte er an seinen Fäden, wenn auch ohne viel Hoffnung.
Pearson stand auf und ging vom Becken weg. Er faßte den vagen Gedanken, die Insel zu verlassen, und den noch vageren Gedanken, daß er sich umbringen müsse, wenn er das nicht schaffte. Er fragte sich, ob sie seinen Selbstmord eher verstehen würden, als ihm das bei Sonnys Selbstmord gelungen war. Er fragte sich, ob er wohl alles richtig ve r standen hatte, was sie mit ihm gemacht hatten.
Klickpfiff hingegen fragte sich, ob die Fähigkeit des Menschen, die Dinge falsch zu verstehen, wohl unb e schränkt sei.
23
Pearson hatte den zweiten Schritt noch nicht getan, als Klickpfiff mit einem hohen Sprung die Wasseroberfläche durchbrach. Er klapperte auf eine Art mit dem Schnabel, wie es Pearson bei älteren Delphinen oft gesehen hatte, wenn sie jüngere Delphine vor etwas warnen wollen, für das sie noch nicht alt genug sind, um es zu beherrschen oder zu verst e hen. Es war sowohl eine Mißfallenskundgebung als auch eine Warnung. Pearson ignorierte es und ging noch einen weiteren Schritt auf die Labortür zu.
Er spürte, wie er durch das trübe Wasser des
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