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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hinten hätte niederschlagen können. Doch sie tat es nicht. Sie kämpfte gegen einen von rechts, der zweimal parierte und lachte. Dann schaltete sie einen der beiden Gegner Stenreis aus, indem sie den Stab nach hinten aus ihrer Armbeuge herauswachsen ließ. Der Stab traf eine Stirn, und der Gegner fiel gegen den anderen und behinderte diesen.
    Der Lärm war ungeheuerlich.
    Der gesamte Blickhintergrund war zu einem allumfassenden Dreschen und Stechen geworden.
    Alles ging so unglaublich schnell. Stenrei bekam nur Ausschnitte mit.
    Einer bekam eine Stange auf den Mund. Die Lippen platzten, mindestens ein Zahn quoll mit Blut und Speichelschaum hervor.
    Zwei rammten sich gegenseitig die Stäbe wie Turnierreiter in die Bäuche und gingen beide zu Boden.
    Einer schwirrte den Stab über seinem Kopf in Drehungen und ließ dadurch niemanden an sich heran.
    Eine Gruppe aus drei noch halbwüchsig wirkenden Mädchen schlug auf einen liegenden Schlaks ein, der weinte, aber sie ließen nicht ab. Von wegen Altersbeschränkung. Diese Mädchen waren deutlich jünger als Stenrei.
    Zwei Gegner fochten mit aller Raffinesse, parierten, fintierten, vor und zurück, bis einer der beiden von hinten einen Stab übergebraten bekam und knirschend einknickte.
    Eine Frau kroch durch den Sand und suchte ihren Stab, als wäre sie blind geworden. Sie fand einen anderen Stab als den eigenen, aber den wollte sie nicht.
    Die Zuschauer standen auf, weil die Zuschauer vor ihnen aufstanden und sie nichts mehr sehen konnten, und das pflanzte sich so fort.
    Holz klackte, peitschte, knallte.
    Schädel dröhnten. Rücken prellten.
    Von hinten brauste etwas heran. Stenrei duckte sich gerade noch unter einem Stab weg, der ihm wahrscheinlich den Kopf abgerissen hätte. Das Gesicht des Angreifers war eine einzige verzerrte Grimasse. Er schien Krieg zu führen, jegliches Maß verloren zu haben, während es ringsum tatsächlich einige gab, die lachend und gutmütig fochten, einfach nur, um ihre Kräfte in einem Spiel des Volkes zu messen. Dieser eine hier jedoch schien töten zu wollen. Er stieß noch einmal nach Stenreis Kopf, dann gab er es auf und wandte sich woandershin. Es gab Opfer genug.
    Yunia stieß rückwärts gegen Stenrei. Sie blutete an der Augenbraue und versuchte, ein tapferes Gesicht zu machen. Er wusste nicht, wie viele sie schon besiegt hatte, aber auf ihrer Seite war deutlich mehr Platz, dort lagen deutlich mehr stöhnend Ausgeschiedene als bei ihm.
    Er stützte sie, dass sie nicht stolperte, und sie nickte ihm benommen zu.
    Zum ersten Mal sah er zwei der gelben Offiziellen, die sich durch das Getümmel bewegten wie Unverwundbare, dabei aber so manches Mal ausweichen und Obacht geben mussten. Sie bedeuteten Gestürzten, ihnen zu folgen und das Kampffeld zu verlassen. Hinter ihnen bildete sich eine Gruppe von kopfhängenden Unbewaffneten, die dem sturmgepeitschten Wald eine neue Struktur der Ruhezonen verlieh.
    Stenrei stand noch immer, und bis auf die Schmerzen in seiner Schulter war er unverwundet. Er hatte zwar noch keinen einzigen Gegner getroffen, aber immerhin gehörte er schon jetzt nicht zu jenen, die gleich bei den ersten Schlagabtäuschen schlappmachten.
    Ein ihm unvertrautes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Das musste Stolz sein. Kampfesmut. Etwas, das er gegen den Waldmann nicht empfunden hatte, weil er viel zu erschrocken gewesen war über das, was sich beinahe ohne sein Zutun ereignet hatte.
    Mit dem Stolz kam auch Lust. Und so etwas wie Kampfes wut . Jetzt wollte er austeilen, es allen zeigen, es Erenis zeigen, ob sie nun zusah oder nicht. Und Yunia beschützen, wenn das möglich war. Sie hatte ihm ja auch geholfen.
    Von der Seite kam einer. Hatte einen Kontrahenten im Blick und beachtete sie beide gar nicht.
    Stenrei rief »He!« und griff ihn an. Der Mann riss den Stab hoch, doch zu spät. Stenreis Stab knallte auf seinen Kopf. Der Mann grunzte. Stenrei rief noch einmal »He!«, wahrscheinlich nur, um seinem Atem Form zu geben. Seine Schulter tat beim Zuschlagen furchtbar weh, aber das war ein gutes Zeichen, das zeigte nur, dass er noch voll bei Sinnen war. Der Mann schlug zurück, Stenrei wich aus. Beinahe traf der Mann Yunia, doch Stenrei kam ihm zuvor. Er traf ihn seitlich am Becken. Der Mann grunzte wieder, fiel aber nicht. Hinter ihm kam nun der heran, den er im Blick gehabt hatte. Jetzt wurde es unübersichtlich, wie alles hier in diesem Splitterwald. Der Neuankömmling drosch den Grunzenden, sogar zweimal. Der

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