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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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jedoch fiel immer noch nicht um und schlug abermals nach Yunia, die ihm noch gar nichts getan hatte. Sie wich keuchend aus, taumelte wieder gegen Stenrei, sodass er ihren eigenartigen Mädchenschweiß deutlich riechen konnte. Stenrei schlug dem Grunzenden unter den Armen durch vor die Brust. Abermals hatte er das Gefühl, dass sein eigener Arm dabei aus dem Gelenk sprang. So, als wäre die Schulter keine zuverlässige Einfassung mehr. Der Grunzende fiel noch immer nicht. Dafür war nun der Neuankömmling an ihm vorbei. Er schlug nicht mit seinem Stab, er stach, als handelte es sich um einen Speer. Zweimal wich Stenrei aus. Dann schlug er dem Stechenden von oben auf die Finger. Mit einem Aufschrei ließ dieser den Stab fallen. Als er sich bückte, hieb Stenrei ihm den Stab ins Genick. Die vier Gliedmaßen des Mannes streckten sich, und er fiel flach in den Sand.
    Nun stand Stenrei wehrlos dem Grunzer gegenüber, der den Stab schon hoch erhoben hatte, ein triumphierendes Grinsen hing ihm wie zerkaut an den Zähnen. Doch Yunia schob ihm den Stab zwischen die Beine und hebelte. Der Grunzende verlor das Gleichgewicht und fiel. Der aufstaubende Sand nahm ihnen beiden Sicht und Atem.
    Dann sah sich Stenrei plötzlich einer Frau gegenüber. Es war nicht Yunia und auch nicht Erenis. Eine ganz normale, ältliche Frau, die mit einem spitzen Schrei auf ihn einschlug. Er wurde getroffen, diesmal am linken Arm, er wehrte sich, wurde getroffen, wehrte sich. Die neuen Schmerzen halfen ihm, seine Schulter ins rechte Maß zu setzen. Eine Schulter war bei Weitem nicht alles. Yunia kämpfte auch, gegen einen zotteligen Fremdländer, dessen Haut kupfern angemalt war. Stenrei hörte ihrer beider Stäbe aufeinanderklacken, mindestens sechs Mal. Dann sprang er gegen seine Gegnerin und riss die Verwunderte dadurch einfach um, ohne ihr allzu sehr weh tun zu müssen, und Yunia stieß ihrem Gegner ihren Stab so hart in die Mitte des Brustkastens, dass dieser nicht mehr atmen konnte und vornüberfiel, zusammengekrümmt zum Gegenteil eines Stabes.
    Wieder jubilierte Sand um die gefallenen Körper.
    Für einen sehr kurzen Moment hatte sie beide gewonnen. Stenrei und Yunia. Bezwinger von mehreren.
    Doch dann kam das Hochwasser und riss sie mit sich.
    Eine allumfassende Bewegung, von einer der Mauern in ihre Richtung schwappend. Kämpfende an Kämpfenden, hochsteigend, übereinandergeschoben, einige drängten da wohl wie Verrückte, sogar ein Gelbgekleideter war von der Welle erfasst und brüllte Disqualifikationen, doch das nützte niemandem etwas in diesem Tumult. Es war wie ein Volksaufstand. Ein außer Rand und Band geratenes Bürgerbegehren. Es gab kein Ausweichen oder Wegducken, denn überall war es zu voll, und die Welle kam von unten und oben gleichzeitig.
    Yunia schrie, dann blieb ihr die Luft weg. Sie sahen sich nicht mehr, Yunia wurde weggerissen. Auch Stenrei spürte, wie Körper, Köpfe, Haare, Fingernägel und Stabholz gegen ihn gepresst wurden, ohne dass er sich wehren konnte. Die Masse war so unglaublich viel schwerwiegender als der Einzelne. Panik züngelte heiß in ihm auf, dass er zerdrückt werden würde, einfach zerquetscht wie eine mürbe Frucht. Er schob, aber es war, wie gegen einen Felsen zu drängen. Als wäre man von Sinnen. Oder zu dumm, Vergeblichkeit einzusehen. Er selbst rutschte dabei rückwärts durch den Sand und spürte schließlich einen Liegenden an seinen Füßen. Er würde fallen, über einen bereits Ausgeschiedenen stürzen! Er sah den Ausweg, aufwärts zu krabbeln wie ein Käfer, einfach über die Welle hinweg, auf ihr zu reiten, sie zu beherrschen, als wäre er eine Schaumkrone, und seine Füße lösten sich vom Boden – das war das Gegenteil von in den Sand fallen: sich völlig vom Sand lösen und in den Himmel emporstrampeln! – und er wurde kurz getragen wie ein Kind, er stand jemandem auf den Knien, dann auf dem Gesicht, was er so gar nicht beabsichtigt hatte, dann traf ihn ein Stab, ein Verrückter besaß in all diesem lebensbedrohlichen Durcheinander tatsächlich noch die Wut, auf einen anderen einzudreschen, der Stab erwischte ihn am Ohr, es fühlte sich an, als würde es zerplatzen zu tausend roten Fünkchen, er hörte nichts mehr, spürte nichts mehr, nur noch seine Schulter tat weh, der Arm trieb davon in einem Meer aus fleischfarbenem Tang, durch kein Spüren noch gehalten, allein auf großer Fahrt, selbst Erenis war nicht mehr da, Erenis, Erenis.
    Er glitt abwärts zwischen viel zu warmen

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