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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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eines reichen Mannes kann man sich auch in der Hochstadt erkundigen. Aber was deine Pläne angeht, muss ich dich wohl enttäuschen. Es gibt keine Klingentänzer .«
    Er schaute sie verständnislos an.
    »Es gibt nur Klingentänzer innen «, erläuterte sie.
    »Warum?«
    »Das hat Ugon Fahus so festgelegt.«
    »Wer ist das?«
    »Er lebt nicht mehr.«
    »Und du hältst dich unbedingt an seine Gebote?«, versuchte er sie aus der Reserve zu locken.
    Sie nickte. »Seine Gebote haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Aber um ihm selbst zuwiderzuhandeln, tue ich, was ich in den Dörfern tue.«
    »Könntest du mir diesen Widerspruch eines Tages erklären?«
    »Vielleicht. Aber einen Mann werde ich jedenfalls nie ausbilden. Denn würde ich es tun, müsste ich dich hinterher bezwingen und umbringen. Das wäre doch sinnlos. Verschwendete Zeit. Findest du nicht auch?«
    »Und was ist, wenn ich eine Ausnahme bin? Weil ich mit dir zusammenarbeite? Dir helfe?«
    Sie ächzte. Was sie oft tat, wenn sie mit ihm sprach. »Junge, ich will dir nicht schon wieder erklären müssen, dass ich keine Hilfe nötig habe.« Sie schien aufstehen und das Gespräch abbrechen zu wollen, rang aber mit sich und blieb sitzen. »Dennoch … sind deine Überlegungen in Bezug auf die Büttel nicht dumm. Ich habe tatsächlich keine Lust, von einem Heckenschützen aus dem Hinterhalt niedergeschossen zu werden. Also sagen wir mal: Wenn du es zwei Tage und zwei Nächte lang fertigbringst, mir kein bisschen auf die Nerven zu gehen, kannst du so lange in meiner Nähe bleiben, und ich denke währenddessen darüber nach, ob ich dich brauchen kann oder nicht.«
    »Das ist doch mal ein Wort!«
    »Und löchere mich nicht mit Fragen! Das ist genau das, was ich unter auf die Nerven gehen verstehe.«
    »Schon klar. Du wirst mich kaum bemerken. Aber ich werde zuerst nach Zerken reingehen und schauen, wie es dort aussieht. Ob die eine Garnison haben. Ob sich Büttel herumtreiben.«
    »Wie du willst. Aber du versorgst dich selbst mit Proviant.«
    »Ehrensache.« Seine Münzen reichten noch für mindestens zwei Wochen. Er musste sich jetzt zusammenreißen, um nicht zu platzen vor Triumphgefühl. Es klappte! Sie hatte ihm nicht nur zugehört, sondern seine Vorschläge sogar angenommen! Zwei Tage! Zwei volle Tage und Nächte!
    Damit sie ihm nicht anmerken konnte, was für ein unreif jubilierender Knabe er noch war, wandte er sich ab und ging voran aus dem Feld, voran die Straße entlang. Er wollte nicht die geringsten Anstalten machen, mit ihr zu reden und sie dadurch gegen sich aufzubringen. Sie folgte ihm im Abstand von etwa einhundert Schritt. Um zu sehen, ob sie über ihn schmunzelte oder über ihn den Kopf schüttelte, hätte er sich nach ihr umdrehen müssen, aber das tat er nicht, das wollte er keinesfalls. Er schaute nur immer gerade so weit nach rechts und nach links über die Felder, dass er sich aus dem hintersten Augenwinkel überzeugen konnte, dass ihr Umriss mit dem quer feststeckenden Schwert immer noch hinter ihm war.
    Natürlich wäre es schöner gewesen, hinter ihrzu gehen und sie dadurch andauernd vor Augen zu haben, aber es waren ja nur zwei Tage der Prüfung. Wenn er die bestand, würden sie hinfort zwanglos zusammen die Welt durchstreifen.
    Zerken war ruhig und unscheinbar. Das Einzige, was diese Ortschaft von all den anderen Dörfern unterschied, war ein mit zerfransten Papiervögeln geschmückter Baum in der Ortsmitte, um den herum wohl vor einigen Tagen ein Stenrei nicht geläufiges Fest gefeiert worden war.
    Erenis blieb wie abgesprochen zurück, während Stenrei sich in Zerken umschaute und umhörte.
    Es gab nichts Auffälliges.
    Stenrei wurde bewusst, dass, wenn es in sämtlichen Dörfern der kommenden zwei Tage nichts Auffälliges gäbe, es ihm nicht gelingen würde, Erenis von seiner Nützlichkeit zu überzeugen. Also wünschte er sich beinahe, dass sich Büttel auf die Lauer legen würden. Aber er wünschte es sich nur beinahe . Er war sehr zwiegespalten in Fragen ernsthafter Gefahr, die Gewalt nach sich ziehen würden.
    Er verließ Zerken und berichtete Erenis, dass die Luft rein sei.
    Sie beschloss, hier zu kämpfen.
    Seufzend hielt er sich seinerseits an die Abmachung und schwieg zu diesem Beschluss.
    Also wiederholte sich zunächst Bosel, denn wie in Bosel war Stenrei Zeuge des gesamten Vorgangs. Die Herausforderung. Die Aufgebrachtheit der Dörfler. Schmähungen und Beratschlagung. Hier nannte man sie nicht Versucherin , sondern,

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