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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Büttel und sogar niederstädtische Inspizienten niedertanzen konnte, als wären sie trunkene Stümper, ihm beibrachte, wie man es richtig führte, würde niemand es ihm mehr abnehmen können. Dann würde er hineinwachsen in das Schwert und ein Mann werden noch vor seinen Jahren. Und nur dann, das ahnte er, würde er es außerhalb der Dörfer zu etwas bringen können, das mehr wert war als ein Pferde- oder Strauchdieb.
    Erenis’ Tanz verhieß auch für ihn so etwas wie Würde.
    Auch wenn es nur ein Abglanz war. Er würde sich mit dem Abglanz seines Leitsterns zufriedengeben können. Mit weniger aber nicht.
    Das Rennen tat ihm erstaunlich gut. Das Reiten hatte ihm wehgetan, das Rennen jedoch war ihm vertraut, und allmählich gelang es ihm auch, das Schwert in seine Bewegungen so einzupassen, dass es ihn nicht mehr verlangsamte.
    Erenis’ Spur war leicht zu verfolgen. Sie hatte die Straße noch einmal verlassen und jenseits mehrerer Wiesen eine andere gefunden.
    Schließlich gelangte er an eine Weggabelung. Linkerhand zeigte ein Schild nach Iberen, rechterhand nach Kanau. Von beiden Ortschaften hatte er noch niemals gehört. Licheln war wegen seiner Blumen noch geläufig gewesen, aber jenseits von Licheln herrschte für Stenrei vollkommene Fremde.
    Das Pferd war eindeutig nach Iberen geprescht. Aber Stenrei war argwöhnisch. Irgendetwas an der Wegkreuzung hielt ihn zurück.
    Und tatsächlich. Es gab frische Spuren, als hätte sie ihr Pferd hier verhalten und wäre erst dann weitergeritten. Und nachdem Stenrei, misstrauisch geworden, sich die Hufspur, die von hier aus weiterführte, ganz genau angeschaut und sie mit der Hufspur davor verglichen hatte, stellte er fest, dass die Abdrücke jenseits des Wegweisers nicht mehr so tief waren wie vorher.
    Das raffinierte Weibsbild. Hatte dem Pferd einen Flachklingenschlag versetzt, sodass es alleine nach Iberen weiterlief, und war zu Fuß Richtung Kanau gegangen. Selbst wenn das Pferd irgendwann anhielt und sogar zurücktrabte, würden sämtliche Spuren immer noch die Iberener Richtung anzeigen. Berittene, also zügigere Verfolger würden sicherlich darauf reinfallen.
    Er war aber nicht beritten. Und er war mittlerweile schon so lange hinter Erenis her, dass er sich einbildete, ihre Finten ahnen zu können.
    Mit etwas Ähnlichem wie einem grimmigen Lächeln um den Mund schlug er den Weg nach Kanau ein.
    In Kanau war alles ruhig, aber man hatte sie gesehen. Sie war nicht geblieben, sondern zu Fuß durchgezogen.
    Stenrei nutzte diesen Ort, um seine Kleidung zu verändern. Da das, was er trug, noch nicht zerschlissen war, konnte er es sogar in Zahlung geben und für sehr wenige Münzen Hemd und Hose in anderer Farbe erstehen. Zusätzlich eine simple, fast schwarze Lederscheide für sein Schwert, weil er sich doch ein bisschen mulmig dabei fühlte, angesichts von die Gegend durchsuchenden Inspizienten eine nackte Klinge spazieren zu tragen. Der Lederwarenhändler schaute ihn argwöhnisch an, kroch ihm förmlich um den Mund auf der Suche nach Bartstoppeln oder einem anderen Anzeichen des Mannesalters. Doch Stenrei ließ sich nichts anmerken und blieb so ruhig, als wäre alles in Ordnung. Er wunderte sich selbst ein bisschen über seine Kaltblütigkeit, aber andererseits: Was war schon das Beschummeln eines Händlers gegen die Gefahr in der belagerten Hütte?
    Mit dem frisch bekleideten Schwert am Gürtel querte er dann noch die Straße und ließ sich von einem Barbier die Haare schneiden, sehr kurz, sodass sie kaum noch Haare, sondern eher Borsten waren.
    Er beeilte sich bei alldem nicht besonders, denn er wusste, dass die Klingentänzerin bald wieder das Kämpfen beginnen würde, und dass er sie dadurch, solange sie beide zu Fuß unterwegs waren, immer wieder einholen konnte.
    Hinter Kanau lag Trebken, und danach kam Sorenei, wo er zusammen mit ein paar Tagelöhnern in einem geräumigen Stall, der auch für Feste genutzt werden konnte, übernachtete. Weder das Schnarchen der anderen noch Albträume, die sich mit dem Geschehen rund um die belagerte Hütte beschäftigten, hatten eine Chance bei Stenrei: Er schlief wie ein Toter, denn er hatte ja die Nacht zuvor kein Auge zugetan, sondern über Erenis Wache gehalten.
    Von Sorenei aus führten Wege zu vier verschiedenen Dörfern, aber eine runzelige Bauersfrau hatte die in Leder Gekleidete mit dem rot gemusterten Schwert Richtung Eszen gehen sehen. Wieder lächelte Stenrei. Erenis’ Fährte zu verfolgen war umso leichter, je dichter

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