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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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weit jenseits von Klingentänzen. Von unten jammerte noch immer Musik, die wie leuchtend wirkende Fassade des Gasthauses spiegelte sich in sämtlichen Flächen, und als sie aus dem Fenster schaute, ging es ungewohnte fünf Stockwerke in die Tiefe.
    Doch sie kämpfte alles in sich nieder mithilfe der Erinnerungen an all die drückenden und einzwängenden Lektionen, die es in der Schule gegen solche mädchenhaften Aufwallungen gegeben hatte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Rittrichter Wenzent Vardrenken begriff, dass das spärlichere Auftreten der Klingentänzerin in den Dörfern weder Zufall war noch Laune noch Ermattung, sondern schlicht und einfach das Resultat eines geradliniger gewordenen Weges. Und als er diesen Weg erstmals auf seiner Karte nachverfolgte, fiel es nicht mehr schwer, das Ziel dieses Weges zu erkennen.
    Er schlug sich vor den Kopf und lachte, und danach spornte er seine staubverkrusteten und übermüdeten Verfechter zu verdoppelter Eile an.
    Während der letzten Tage von Erenis’ Reise zur Hochstadt holte er also wieder auf. Viel Zeit hatte er zwischen den Dörfern mit fruchtloser Suche verschwendet, aber jetzt kam er ihr bedrohlich nahe, höchstens noch anderthalb Tage vor ihm war sie durch die der Hochstadt nahe liegenden Dörfer gekommen und hatte sich mit Kämpfen aufgehalten. Aber er spürte, dass er dennoch zu spät kommen würde. Anderthalb Tage genügten diesem Weibsteufel. Sie tauchte im Gewühl der größten Stadt der kartografierten Welt unter und konnte dort unmöglich ausfindig gemacht werden.
    Der Rittrichter lachte nicht mehr. Kalt schäumend saß er auf seinem Pferd und überblickte eine der Hauptstraßen, und sein Pferd tänzelte noch immer, kein bisschen mehr an ihn gewöhnt als zu Beginn dieser ergebnislosen Mission.
    Die Verfechterwaren mit ihrer Geduld am Ende. Mehrere Wochen waren sie nun mit diesem Besessenen kreuz und quer geritten und hatten zwar frisch ausgehobene Gräber zu Gesicht bekommen, nicht aber deren Verursacherin. Sie schickten gegen Vardrenkens Einwand einen der ihren zum Adelsrat, um sowohl Bericht zu erstatten als auch neue Instruktionen einzuholen.
    Der Adelsrat bestellte den Rittrichter zu sich, und abermals musste er sich in der Hohen Halle vor den Spitzhüten verantworten.
    Obwohl er die Spur der Gräber zu seinen Gunsten anführen konnte, stand er diesmal noch mehr als Unzurechnungsfähiger da als ehedem.
    »Ihr werdet doch wohl nicht allen Ernstes behaupten wollen, Rittrichter, dass diese umherziehende Frau eine Bedrohung für die Hochstadt darstellt!«
    »Geschweige denn für den Hochadel höchstselbst.«
    »Noch auch nur, dass sie eine Problematik verkörpert, mit dem die bestens ausgebildeten und in großer Überzahl vorhandenen städtischen Inspizienten nicht spielend fertigwerden könnten.«
    »Der gesamte Fall scheint uns hiermit gelöst zu sein. Wohlwollend könnten wir vermerken, dass Eure unnachgiebige Verfolgung sie vom freien Gelände weg und uns in die Arme getrieben hat, obwohl das nicht einwandfrei erwiesen ist, aber wie auch immer, ich sprach ja von Wohlwollen. Die Situation wird nun ohne das weitere Mitwirken von Euch oder unseren Verfechtern bereinigt werden können.«
    »Ihr wollt mir die Verfechter wieder wegnehmen?«, fragte er, und seine Füße fühlten sich so kalt an auf dem Boden der Halle, so verkrampft, dass er mit ihnen wie mit Wurzeln das Fundament zersprengen wollte.
    »Selbstredend. Wenn Ihr darauf besteht, können wir Euch noch fünf von ihnen überlassen, aber die übrigen fünfundzwanzig werden wir endlich anderweitig und nutzbringender einsetzen.«
    Nutzbringender? , begehrte es in ihm auf. Indem sie einfach nur herumstehen und die Untätigkeit des Rates bewachen? Der Rittrichter fragte sich, ob der Adelsrat womöglich insgeheim Angst hatte vor der Klingentänzerin und deshalb seine eigene Verfechtergarde wieder aufstocken wollte, jetzt, wo die Feindin in der Stadt war. Aber wahrscheinlich waren sie alle einfach nur zu dumm und zu unerfahren, um zu begreifen, welche Schneise diese Frau quer durchs Land schlug, welch Narbengewebe aus um den Schlaf gebrachten Dörfern und vergebens weinenden Angehörigen sie erschuf.
    »Ja, ich bestehe auf den fünf Verfechtern«, sagte er mit knirschender Stimme. »Und ich erbitte noch mehr.«
    »Was denn?« Alleine schon aus der Haltung des Fragenden konnte er ersehen, wie lästig er diesem Gremium schon längst war.
    »Ich erbitte, dass Ihr mir die dreißig Mann noch einen

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