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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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einzigen Tag und eine einzige Nacht lang überlasst.«
    »Hofft Ihr denn, diese Frau innerhalb dieser Zeit dingfest machen zu können?«
    »Vielleicht.«
    » Vielleicht ist ein vages und enttäuschendes Wort, Rittrichter.«
    »Ich mache keine Versprechungen mehr. Denn letzten Endes stehe ich wie alleine gegen einen Gegner von großer Skrupellosigkeit und Gerissenheit.«
    Durch die Reihen der Ratsmitglieder ging ein geringschätziges Schnauben.
    »Ihr sagt es ja selbst: Ihr steht zu sechst oder zu dreißigst gegen einen Gegner. Wir werden solche Vergeudung nicht mehr tolerieren. Aber meinetwegen sollt Ihr über die dreißig noch bis morgen Mittag verfügen dürfen. Einwände?«
    Niemand erhob welche.
    Also durfte der Rittrichter gehen. Seine Hände arbeiteten, als würde er jemanden erwürgen, beinahe ohne sein Zutun.
    Er würde diese Stadt durchkämmen, das Unterste zuoberst schütteln, sie an der Kehle packen, ihre Verwinkeltheit in die Knie zwingen, ihren labyrinthischen Widerstand brechen, sich von ihr nicht einschüchtern lassen, sie genauso handhaben und faltbar machen wie eine Karte, sie durcheilen wie ein Fisch ein Wasser. Die Stadt und die Frau.
    Denn immerhin kannte er sich hier aus, hatte lange in dieser Stadt gelebt und ertragreiche Zugriffe durchgeführt.
    Er versammelte seine dreißig Verfechter um sich. Ihre Gesichter waren ihm inzwischen beinahe schmerzhaft vertraut, ihre Namen hatte er sich nicht gemerkt. Vergebens hatte er gehofft, dass einige von ihnen über Erenis’ Klinge springen würden, um seiner Aufgabe mehr offizielles Gewicht zu verschaffen. Auch dies hatte sich nicht zu seinen Gunsten entwickelt. Bislang.
    Er arbeitete einen Durchsuchungsplan aus, in zehn Gruppen zu drei Mann. Mit drei Mann würde die Teufelin spielend fertigwerden. Das Auslöschen eines Verfechtertrupps würde ihm neue Verfügungsgewalt einbringen. Also schickte er die zehn Trupps aus und orderte sie für alle fünf Stunden zum Rapport an einer zentral gelegenen Stelle, der Fleischverarbeitungsstätte Mitten. »Eine Nachtruhe ist nicht vorgesehen. Wir haben von jetzt ab noch rund zwanzig Stunden Zeit, also vier solcher Komplettversammlungen. Ausruhen könnt ihr euch hinterher. Dies ist die Entscheidung. Wenn ihr die Klingentänzerin nicht aufgreift, werdet ihr das Gespött der ganzen Hochstadt sein.«
    »Wir wissen aber doch gar nicht genau, wie sie aussieht. Nur Ihr wisst das, Rittrichter«, wagte einer der Verfechter einzuwenden.
    »Deswegen müsst ihr ja auch jede Verdächtige lebend aufgreifen und dann einen von euch zu mir schicken, damit ich sie in Augenschein nehmen kann. Ich werde am Versammlungsort sein. Falls ich gerade anderweitig unterwegs bin, müsst ihr halt auf mich warten. Und jeweils nach fünf Stunden treffen wir uns alle dort. Nun sputet euch. Wir wissen, dass unsere Beute sich in der Stadt aufhält, so nahe waren wir ihr also noch nie. Und wir und der Rat und die Stadt brauchen ein Ergebnis!«
    Die Verfechter schwärmten aus, Unlust in den Mienen.
    Die Gedanken des Rittrichters streunten hierhin und dorthin, während er es sich auf einem Stuhl der Fleischverarbeitungsstätte Mitten so gemütlich wie möglich machte. Wie sehr er sich wünschte, dass die Verfechter an die Klingentänzerin gerieten und von dieser aufgerieben würden. Nicht nur drei von ihnen, sondern dann noch mal drei und am besten ein drittes Mal drei. Wie er sich eigentlich darüber freuen würde, dass Erenis ihm entkäme. Aber nur für diesmal. Nur, um dem ignoranten Rat eins auszuwischen. Denn schließlich und endlich würde er sie stellen, festnehmen und zähmen. Demütigen. Sie sollte alles tun, wonach ihm der Sinn stand. Er würde sie zwingen, Dinge zu tun, die er selbst sich noch kaum vorzustellen vermochte.
    Seine Erregung stieg. Er hatte fünf Stunden Zeit, bis die Verfechter alle wieder bei ihm aufkreuzen würden. Aber was, wenn eine der Gruppen schon vorher nach ihm sandte? Dann war er eben anderweitig beschäftigt, verflucht. Er war Rittrichter, sie nur Vasallen.
    Konnte er sich wieder eine Hure suchen? Nein, besser noch: eine Gefangene aus den Kerkern, die Erenis ähnlich sah. Niemand würde so eine vermissen. Und er hatte als Rittrichter jederzeit Zugang zu den Verliesen der Hochstadt.
    Nein, noch besser: die echte Erenis.
    Sie war hier, in dieser Stadt.
    Diese Nähe, diese Unmittelbarkeit erregte ihn noch zusätzlich. Zweimal war er ihr schon nahe gewesen, hatte sie sehen und riechen, ja sogar berühren können. Und beide

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