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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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denn, wie Luton sich ausdrückte: »Es leuchtet ja wohl ein, daß die Jungs da unten im Grenzland besser über die Verhältnisse in der Arktis Bescheid wissen als jemand aus Montreal oder Winnipeg - oder etwa nicht?« Viel Beachtung schenkten sie der Art der Fortbewegung; was sie betraf, war Luton unnachgiebig: »Ich würde sagen, wir machen uns so bald wie möglich zum Athabasca-Fluß auf, ganz gleich, wie schwer unsere Lasten sind, kaufen uns dort ein Boot oder bauen selbst eins und lassen uns flußabwärts treiben, überqueren den Great Slave und ...«
    An dieser Stelle unterbrach Harry jedesmal: »Gehen wir das noch einmal durch, Evelyn. Dürfen wir uns - bei aller Vernunft
    - der Hoffnung hingeben, noch in diesem Herbst die Rocky Mountains zu überqueren? Ich meine, bevor der Fluß zufriert?« Während Luton noch einmal seine Berechnungen überschlug, fügte Carpenter hinzu: »Bedenke, ich bin auch erpicht aufs Gold.«
    Als sein Freund ihn weiter bedrängte, erklärte Harry mit fester Stimme: »Evelyn, wir haben schon fast August. Aus dem, was ich gelesen habe, und Whymper behauptet dasselbe, geht eindeutig hervor, daß die Flüsse Ende September zufrieren, im hohen Norden vielleicht ein bißchen eher.«
    »In diesem Jahr siehst du für uns also keine Chance mehr?«
    Carpenter gehörte zu den nüchternen, vorsichtigen Menschen, die keine unüberlegten Äußerungen taten; zu oft hatte er Männer von großer Entschlußkraft gegen widrige Umstände wetteifern und ihre eigenen Regeln aufstellen sehen, er vermied daher eine deutlich verneinende Antwort.
    »Es kann ja sein, wenn wir den Mackenzie hinuntertreiben, daß wir von einem Fluß erfahren, der aus dem Westen kommt und in den Yukon mündet, von dem wir bislang aber noch nichts gehört haben. Wenn wir so einen Fluß finden, könnten wir ohne weiteres den Yukon runter direkt bis Dawson fahren.«
    »Die Route über Land schließt du aus?«
    Jetzt galt es, standhaft zu bleiben: »Evelyn, alter Junge, ich habe mir die Karten genau angesehen. Die Entfernung von Edmonton nach Dawson ist sehr groß, über tausend Meilen nach meinen Berechnungen. Meinst du, wir beide würden das schaffen: unsere tonnenschwere Ausrüstung mit Schlitten über diese riesige Entfernung ziehen, und das in der Zeit, die uns dieses Jahr noch bleibt?« Dann senkte er seine Stimme ein wenig, um die Tragweite seines Entschlusses zu verdeutlichen: »Das möchte ich bezweifeln.«
    Aus seiner Erfahrung mit Reisen in unwegsamem Gelände
    Asiens und Afrikas wußte Harry, daß es nur von Vorteil sein konnte, wenn sich wenigstens einer aus der Gruppe genauer mit dem Terrain zwischen Edmonton und den Goldfeldern beschäftigen und sich die Gegebenheiten einprägen würde.
    Zu diesem Zweck richtete er in der Ecke des Spielzimmers eine Studierkammer ein. Auf einem Tisch breitete er die diversen Karten aus, die sich im Besitz der Mannschaft befanden, und nachdem man Fogarty vom Zwischendeck geholt hatte, beugten sich die fünf Männer über die oft nur skizzierten und fehlerhaften Karten, entstanden nach der Erinnerung früherer Reisender. Als Harry die Karten miteinander verglich, stach ihm eine Sache besonders auf: Für welche Route sich die Goldsucher auch entschieden, es war nicht möglich, von Edmonton aus den Klondike zu erreichen, ohne an einer Stelle klettern zu müssen, um die Rockies zu überqueren. Welche Karte er auch zur Hand nahm, auf jeder war die geheimnisvolle schwarze Linie zu erkennen, aus dem Nordwesten kommend und diagonal Richtung Südosten verlaufend. Selbst noch auf dem Papier sah das Gebirge wie eine düstere, abweisende Grenze aus.
    Als er Blythe auf den bedrohlichen schwarzen Streifen aufmerksam machte, fiel ihm auf, daß der junge Dichter mit Interesse die zahlreichen Windungen verfolgte, die sich wie ein Schutzwall gegen Eindringlinge um die Goldfelder zogen; später dann beobachtete er, wie der Junge eifrig in seinem Notizbuch schrieb. Stets neugierig zu erfahren, womit sich Menschen beschäftigten, die jünger waren als er, fragte er höflich: »Sag mal, Trevor, darf ich mal einen Blick in dein Buch werfen?« Und Trevor, zögerlich erst, schob den kleinen Band rüber, aber meinte abwertend: »Spiel’ nur ein bißchen mit Worten rum. Vielleicht ‘ne Idee für ein Gedicht.«
    Und Harry las:
    »In Finsternis, in dunkler Nacht,
    Den Gral aus Gold zu suchen,
    Den eifersüchtig von Elfen bewacht,
    Umgeben von steinernen Buchen ...«
    »Ein schöner Vers, Trevor«, bemerkte Harry.

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