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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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»Ein richtiger Dichter könnte etwas daraus machen ... ein bißchen daran feilen ... einfacher ausdrücken ... du weißt schon, was ich meine.« Nachdem er ihm das Buch wieder ausgehändigt hatte, bedeutete er den anderen: »Ich hoffe, ihr begreift, wie treffend das ist, was Trevor da zu Papier gebracht hat. Er hat es ganz richtig ausgedrückt. Wir werden auf kein Gold stoßen, solange wir uns nicht die Berge erobert haben. Je länger ich mir die Karten ansehe, und es gibt ein paar sehr gute hier an Bord, desto zweifelhafter erscheinen mir die beiden Berichte, die man uns in London gezeigt hat.« Er legte ihnen die Abschrift des schönfärberischen Artikels von Ludwig Halverson vor, in dem von der Mühelosigkeit die Rede war, mit der sich über Land von Edmonton nach Dawson City reisen läßt, und den zweiten von Étienne Desbordays, in dem beschrieben wurde, wie bequem es sei, sich den Mackenzie-Fluß hinuntertreiben zu lassen. »Diese Strecke hier«, er zeigte auf die Route über Land, »scheint mir absolut unmöglich, mag Halverson noch so sehr behaupten, er hätte sie befahren. Und das hier«, verächtlich den Desbordays-Artikel beiseite schiebend, »enthält nicht eine Information, die ich als zutreffend bezeichnen würde.«
    »Und was haben wir nun davon?« fragte Luton, und Carpenter erwiderte: »Wir stecken ganz schön in der Klemme. Aber wir können es schaffen, da wieder herauszukommen. Wir wissen ja, daß die Leute am Ende doch bis zu den Goldfeldern kommen. Die Goldmengen sind ein Beweis, und wir werden es ebenfalls beweisen.«
    Vorsichtig formulierte er, wie sie weiter vorzugehen hätten: »Gleich nach unserer Ankunft in Kanada fahren wir mit dem Zug quer über den Kontinent nach Edmonton und werden dort mit allem Nachdruck Erkundigungen einziehen, wie es in
    Wahrheit um die beiden Routen steht. Erst wenn wir genauere und verläßlichere Fakten an der Hand haben, wollen wir uns den nächsten Schritt überlegen, aber eins kann ich euch versichern: Wir werden es bis zu den Goldfeldern schaffen.« Seine Zuhörer unterstützten diesen Beschluß, und Philip fügte noch hinzu: »Wenn die Yankees mit ihrer Methode ankommen, dann werden wir mit unserer ja wohl auch das Ziel erreichen.«
    Keiner der fünf war jemals zuvor in Kanada gewesen oder hatte viel über das Land gelesen. Lord Luton war der Ansicht, er wüßte bereits alles Nötige. »Als die Amerikaner damals abtrünnig wurden, waren die Kanadier so klug, sich standhaft zu wehren.« Damit meinte er ihr Verbleiben im englischen Weltreich, denn er konnte einfach nicht verstehen, warum die Amerikaner nicht dringeblieben waren.
    »England hatte alles, was der Mensch braucht - eine gute Regierung, einen König, den wir lieben, beziehungsweise eine Königin, die wir noch mehr lieben. Wohlstand ... Ordnung ... Zugehörigkeit zur Gruppe der besten Nationen der Welt. Die Yankees werden Generationen brauchen, das wiederzugewinnen, was sie schon einmal besaßen, aber törichterweise einfach weggeworfen haben.«
    Aus seiner Sicht war es verständlich, daß Luton Kanada besonders zu mögen glaubte, und als sich die »Parisian« ihren Weg zwischen den gewaltigen Inseln bahnte, die das Tor zum St.-Lawrence-Strom bewachten, und schließlich in das weite Gewässer selbst eintauchte, bemerkte er beifällig: »Was für eine herrliche Einfahrt in ein Land!« Er war noch begeisterter, als das Schiff die hohen Klippen von Quebec passierte, gekrönt vom eleganten Château Frontenac, einem Hotel, dessen Ruf auch bis zu der feinen Londoner Gesellschaft gedrungen war.
    »Ein gelungener Auftakt«, freute sich Luton. In Montreal angelegt, ließ seine Begeisterung jedoch schnell nach, denn er bekam sofort zu spüren, daß er sich mitten in einer Umgebung befand, die vom französischen Lebensstil geprägt war, und das wollte er nicht hinnehmen. »Da hätte ich ja gleich nach Frankreich fahren können. Hätte nur den Kanal zu überqueren brauchen und viel Geld gespart. Den passenden Namen hat unser Schiff ja schon.« Sein Aufenthalt in der Stadt war nicht sehr glücklich, Luton fühlte sich abgeschnitten von England, hineingeworfen in eine vollkommen fremde Umgebung, die er so nicht erwartet hatte. »Könnte genausogut Albanien sein.«
    Trevor Blythe, der sich Lutons unaufhörliche bittere Kommentare amüsiert anhörte, dachte bei sich: »Er ist zwar noch ein verhältnismäßig junger Mann, aber im Kopf schon ein Greis.« Da er sich selbst nur als Gast auf der Reise fühlte, hielt er

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