Klondike
Gravel manchmal sogar noch besser. Aber für welchen Sie sich auch entscheiden .«
»Ein Angestellter der Hudson’s Bay Company hat mir gestern abend geraten, die ersten Zuflüsse lieber zu passieren und direkt auf das Delta zuzusteuern und dann .« Er zog aus seiner Tasche das Notizbuch, in das er das komplizierte Geflecht der Zuflüsse im äußersten Norden eingetragen hatte. »Durchschlagen bis zum Rat, rübertragen zum Bell, weiter bis zum Porcupine.«
»Ja, ja, die alten Hasen nehmen immer diese Route. Aber wenn Sie erst mal heil auf dem Rat River gelandet sind, stehen Sie vor Situationen, da sind Sie gezwungen, Ihr Boot in der Mitte durchzusägen. Die kleinen Flüsse machen viele Windungen, alle zu schmal für ein Boot dieser Größe. Es kriegt die Kurven einfach nicht. Ein halbes Boot dagegen schafft es ohne weiteres. Und nach kurzer Zeit, vor allem auf dem Rat, wird das Wasser so seicht, daß Segeln und Staken auch unmöglich sind. Dann binden Sie Schleppseile an Ihr Boot, steigen aus, gehen am Ufer lang und ziehen den Kahn flußaufwärts.«
»Und wenn man am Ufer nicht entlanggehen kann?« schnitt Luton ihm das Wort ab.
»Dann hält man die Luft an, steigt in das kalte Bergwasser und watet durch den Fluß, das Boot im Schlepptau. Und das kann ich Ihnen versprechen: In dem Augenblick werden Sie uns noch dankbar sein, daß wir Ihnen den Rat gegeben haben, das Boot in zwei Hälften zu zersägen.«
Der Bruder ergänzte: »Wenn Sie ans Ende des Flusses gekommen sind, müssen Sie Ihr Boot natürlich über den Paß tragen, zu Fuß, Portage heißt das bei uns, bis zum Oberlauf des Bell. Das ist Knochenarbeit, drückt auf Arme und Schultern, und wenn Sie dann mit dem Boot an das letzte Stück bis zur Bergspitze kommen, sind Sie verdammt froh, daß Sie das gute Stück auseinandergesägt haben.«
Ihre Abfahrt schließlich wurde nur noch durch die Ankunft des Zahnarztes aus Detroit leicht getrübt, der just in dem Augenblick zu Pferde aus Edmonton eintraf, als sie gerade abgelegt hatten. »Piraten! Piraten!« rief er verzweifelt, am Ufer entlanggaloppierend. »Das ist mein Boot!« Carpenter rief zurück: »Sie werden Ihnen ein besseres Boot bauen!« und konnte ihn damit beschwichtigen.
Während der Fahrt den dreihundertfünfzig Meilen langen Athabaska hinunter bildete sich ein Muster heraus, das die gesamte Reise über beibehalten werden sollte. Lord Luton, eifrig sein Ziel verfolgend, möglichst weit zu kommen, bevor der Winterfrost das Boot gefangensetzte, trieb seine Männer unermüdlich vorwärts. An den diversen Trageplätzen, um Stromschnellen auszuweichen, wo das voll beladene Boot über unebenen Boden gezogen werden mußte, heuerte er bereits wartende Indianer an, aber er selbst nahm immer die vorderste Position ein, wobei er ein Tempo vorlegte, das die Nachfolgenden kaum einzuhalten vermochten. Fiel die Strecke über Land besonders weit und mühsam aus, konnten sich die Männer zudem auf Fogartys Zähigkeit und Kraft verlassen.
Die eiserne Regel jedoch, die es den Flußfahrern ermöglichte, schier unvorstellbare Entfernungen zu überwinden, war das
Boot erst einmal wieder auf Wasser, setzte sich an jenem ersten Abend nach ihrer Ausfahrt aus Athabaska Landing durch, als Lord Luton sich standhaft weigerte, die Nacht über am Ufer anzulegen. »Sternenklarer Himmel. Ein gutes Zeichen. Wir fahren weiter.« So geschah es, mit Luton an der Ruderpinne; und von da ab, außer wenn Sturm aufzog, bahnte sich die »Alton« ihren Weg Tag und Nacht und legte auf diese Weise riesige Strecken zurück. Schließlich gesellte sich zu der ungewöhnlich starken Strömung noch eine steife Brise hinzu, die die »Afton« mit einer Geschwindigkeit von vier Meilen die Stunde vor sich herschob. In einer einzigen Tagesetappe brachte sie es damit auf sechsundneunzig Meilen. »Wir fliegen! Wir fliegen!« rief Philip hoch erfreut, aber natürlich gab es auch andere Erfahrungen, zum Beispiel an den Portagen, sie konnten von Glück reden, wenn sie dann eine Meile schafften.
Die zweite Regel, die Luton aufstellte, besagte, daß auch während der Nachtfahrten entweder er selbst oder Carpenter den Befehl führten, wobei ihnen jeweils einer der beiden jüngeren Männer oder Fogarty zur Seite standen. Natürliche Auslese sozusagen machte Trevor Blythe zu seinem Partner, und während ihrer gemeinsamen nächtlichen Stunden unterhielten sie sich über die Themen, für die Luton ein besonderes Interesse hegte: Tapferkeit, Haltung, Fairneß,
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