Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
Falle hinter jungen Männern her sind – durch Kutschen, Reiter oder Fuhrwerke auf der einen oder anderen Straßenseite festgehalten werden. Dieser Missstand war von Isabella seit ihrem Aufenthalt in Bath mindestens dreimal täglich empfunden und beklagt worden, und gerade jetzt traf sie das Schicksal, es noch einmal empfinden und beklagen zu müssen, denn in genau dem Augenblick, als sie gegenüber der Union Passage ankamen und die beiden Herren im Blick hatten, die sich auf dieser interessanten Hauptstraße durch die Menschenmenge schlängelten, wurden sie am Überqueren der Straße durch eine sich nähernde Gig 16 gehindert, die auf dem schlechten Pflaster von einem Kutscher mit Kennermiene und mit solchem Ungestüm gelenkt wurde, dass er spielend sein eigenes Leben samt dem seines Gefährten und seines Pferdes hätte in Gefahr bringen können.
    »Oh, diese unausstehlichen Gigs«, sagte Isabella und sah auf, »wie ich sie verabscheue.« Aber diese durchaus gerechtfertigte Abscheu war von kurzer Dauer, denn bei näherem Hinsehen rief sie aus: »Zauberhaft! Mr. Morland und mein Bruder.«
    »Du lieber Himmel! Tatsächlich James!« hörte man im nächsten Augenblick Catherine äußern, und als die jungen Männer sie erkannten, wurden die Zügel sofort mit solcher Heftigkeit angezogen, dass das Pferd sich fast auf die Hinterbeine setzte, und sobald der Diener herbeigeeilt war, sprangen auch die Herren heraus, und die Kutsche wurde ihm anvertraut.
    Catherine, für die dieses Treffen ganz unerwartet kam, empfing ihren Bruder mit aufrichtiger Freude, und da er von sehr liebenswürdigem Naturell war und zärtlich an ihr hing, gab er auch seinerseits seinem Vergnügen ebenso lebhaften Ausdruck, jedenfalls solange Miss Thorpe ihm dazu Zeit ließ, die mit herausfordernden Blicken sein Interesse auf sich zu ziehen suchte, und ihr erwies er nun unverzüglich mit einer solchen Mischung aus Freude und Verlegenheit seine Aufmerksamkeit, dass Catherine, wäre sie etwas erfahrener im Deuten sich anbahnender Gefühlsbeziehungen zwischen Menschen und etwas weniger mit sich selbst beschäftigt gewesen, erkannt hätte, dass ihr Bruder ihre Freundin für mindestens so hübsch hielt wie sie selbst.
    John Thorpe, der inzwischen Anordnungen wegen der Pferde getroffen hatte, gesellte sich bald zu ihnen, und von ihm erhielt sie den ihr zustehenden Anteil an Aufmerksamkeit, denn während er seiner Schwester nur leicht und flüchtig die Hand gab, machte er vor Catherine einen regelrechten Kratzfuß und einen knappen Diener. Er war ein untersetzter, mittelgroßer junger Mann, der mit seinem Durchschnittsgesicht und seiner ungelenken Gestalt anscheinend fürchtete, unwiderstehlich zu wirken, wenn er sich nicht wie ein Diener kleidete, und zu sehr wie ein Gentleman zu erscheinen, wenn er nicht salopp war, wo es sich gehört hätte, höflich, und unverschämt, wo er sich hätte erlauben können, salopp zu sein. Er nahm seine Taschenuhr heraus: »Was schätzen Sie, wie lange wir von Tetbury gebraucht haben, Miss Morland?«
    »Ich weiß gar nicht, wie weit es ist.« Ihr Bruder erklärte ihr, es seien dreiundzwanzig Meilen.
    »Dreiundzwanzig!« rief Thorpe. »Fünfundzwanzig und nicht einen Zentimeter weniger.« Morland widersprach, berief sich auf Reiseführer, Gastwirte, Meilensteine, aber sein Freund ließ sie alle nicht gelten; er wusste eine bessere Methode, die Entfernung zu messen. »An der Zeit, die wir gebraucht haben«, sagte er, »kann ich erkennen, dass es fünfundzwanzig sind. Es ist jetzt gerade halb zwei; wir haben den Gasthof in Tetbury verlassen, als die Rathausuhr elf schlug; es soll mal jemand zu behaupten wagen, dass mein Pferd im Geschirr weniger als zehn Meilen pro Stunde läuft. Es sind also genau fünfundzwanzig Meilen.«
    »Du hast eine Stunde weggelassen«, sagte Morland, »es war erst zehn, als wir in Tetbury abfuhren.«
    »Zehn! Es war elf, wetten? Ich habe jeden Schlag gezählt. Ihr Bruder da, Miss Morland, will mich zum Idioten erklären, aber sehen Sie mein Pferd an. Haben Sie so etwas schon mal gesehen? Das reinste Rennpferd.« (Der Diener war gerade auf den Sitz geklettert und fuhr ab.) »Echtes Vollblut! Dreieinhalb Stunden und nur dreiundzwanzig Meilen! Sehen Sie sich das Tier an, halten Sie das für möglich?«
    »Es sieht jedenfalls ganz erhitzt aus.«
    »Erhitzt! Es hatte keinen Schweißtropfen auf den Flanken, als wir hier an der Walcot Church ankamen: aber sehen Sie die Vorderhand, sehen Sie die Lenden, schauen

Weitere Kostenlose Bücher