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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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mit. »Oder eine Strafe?«
    »Wofür sollte der Herr dich strafen?«
    »Vater, ich habe gesündigt«, sprach Bärbel mit so viel Ironie in der Stimme, dass Pius eine Gänsehaut bekam. »Ich habe einen verheirateten Mann begehrt. Ich habe, wie soll ich sagen, mit ihm …«
    »… geschlafen«, beendete Pius den Satz. »Wir leben hier zwar auf dem Berg, aber nicht hinter dem Mond.«
    Ein winziges Lächeln huschte für den Bruchteil einer Sekunde über das Gesicht der Schwangeren. »Also gut, ich habe mit ihm geschlafen, weil ich ihn so liebte. So sehr.« Bärbel hüstelte und blinzelte die Tränen weg, die schon wieder aufsteigen wollten. »Aber er? Als ich ihm sagte, dass wir ein Kind bekommen, da ist er ausgerastet. Komplett. Hat gebrüllt, getobt und geschrien, dass das unmöglich sei, nicht für ihn, nicht in seiner Position. Vergessen waren mit einem Mal all die Versprechungen! Nach Spanien wollte er mit mir gehen, nach seiner Scheidung, nach Mallorca oder Palma, dort wollten wir eine kleine Bar eröffnen, vielleicht ein schönes Hotel … pah!«
    Bärbel ballte die Hände zu Fäusten. Pius zuckte zusammen, als er der immensen Wut gewahr wurde, die in dem zierlichen Frauenkörper steckte. »Umbringen hätt’ ich ihn können, umbringen!«
    »Bärbel, was sagst du da?« Erschrocken ergriff der Pater die Hand der Wirtin. Sie war eiskalt. Ihm dämmerte, von welchem Mann die junge Frau sprach.
    Bärbel entzog ihm ihre Hand. »Und dann, was macht der Feigling, der Idiot? Fliegt vom Turm!«
    Bärbel sprang auf, ballte so fest die Fäuste, dass die Knöchel weiß hervortraten, und äußerte dann mit tonloser, aber deutlicher Stimme: »Und wenn ich ihn runtergestoßen habe, Pater Pius? Was dann?«
    Pius sprang ebenfalls auf. Entsetzt riss er die Augen auf.
    »Da fällt Ihnen nichts mehr ein, was? Ist dann ein Kind immer noch ein Geschenk Gottes? Ich schwöre Ihnen, Pater, in mir ist so viel Wut, ich weiß selbst nicht mehr, ob ich ihn umgebracht habe oder ob ich es nur wollte.« Bärbels Stimme versagte. Schluchzend hielt sie sich die Hände vor das Gesicht.
    Pius trat einen Schritt auf sie zu – da schallte ›Freude schöner Götterfunke‹ durch das Kirchenschiff. Beide zuckten zusammen, als Pius’ Handy in seiner Brusttasche zu bimmeln begann. Fahrig machte der Pater sich auf die Suche nach dem störenden Gerät, das einen Akkord nach dem anderen piepste. Seine Hände zitterten, er bekam das Handy nicht zu fassen.
    Bärbel machte auf der Hacke kehrt und rannte aus der Kirche. Sprachlos starrte Pius ihr hinterher. Als die schwere Türe ins Schloss krachte, hatte er endlich den Apparat aus seinem Hemd gezerrt. Was hatte Bärbel eben gesagt? War das ein Geständnis? War das Wunschdenken einer Betrogenen? Pius’ Gedanken fuhren Achterbahn.
    »Ciao, Pìo!«, knarzte es aus dem Handy, das Pius immer noch unschlüssig in seiner Hand hielt. »Hörst du mich?«
    Pius schüttelte sich und versuchte, den Gedanken an das eben Gehörte zu verdrängen.
    »Hallo?«, antwortete er schließlich. »Wer spricht?«
    »Ich bin es doch, Martinus«, lachte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Wo ich störe, dass du vergessen mein Name?«
    »Martinus, nein, ich habe dich doch nicht, ich habe vorhin an dich gedacht. Du störst wirklich nicht.«
    »Alora, habe ich nicht viel Zeit, muss ich gleich gehen in Konvent geben Unterricht dumme Schüler wie machen Finanzen.« Martinus schickte via Satellit ein kehliges Lachen auf den Dreifaltigkeitsberg. Sofort wurde es Pius um ein, zwei römische Grad wärmer.
    »Höre, meine Freund, habe ich noch einmal geschaut. Firma Megawinn, du weißt, hat viele Immobilien, casa, villa, supermarket und auch Grundstücke. Hat gekauft alte Haus in Spaichingen.«
    »Und das hat nicht zufällig 57.000 Euro gekostet?«
    »Exakt, dio mio, exakt!«
    Pius schwieg einen Moment. 57.000 Euro. Ein altes Haus in Spaichingen. Natürlich! Das Gebäude neben Hafens Schuhladen!
    »Habe geholfen?«
    »Sehr, Martinus, und wie.« Pius gewann seine Sicherheit zurück. Er spürte, wie ein wenig mehr Licht in die Dunkelheit der letzten Tage und Ereignisse trat.
    »Bene, dann ich habe gut eine Stein in meine Garten.«
    Pius lachte: »Du meinst, dann schulde ich dir noch einen Gefallen?«
    »Ja, si, bene.«
    »Und welchen diesesmal?«
    »Du ladest mich ein zu nicht nur Vino, auch zu große Essen. In Trattoria, von meine aus auch Bar Pirandola«
    »Einverstanden, Martinus, sobald mein Weg mich wieder in die Heilige Stadt

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