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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Stunden Lenkzeit ohne Pause am Steuer eingepennt und hatte den gesamten Parkplatz des Jahrestreffens der Freunde Historischer Zweiräder plattgewalzt. Er hatte Glück, dass die Besitzer der Kreidlers, BMW, BSAund Zündapps ihn nicht auf der Stelle schlachteten. Es war ein schwarzer Tag für die Fahrzeugversicherungen, und es war ein schwarzer Tag für Gregor. Das Einzige, was ihm von seiner geliebten Mustang blieb, war das Typenschild. Verbogen und zerkratzt, aber seitdem sein Markenzeichen.
    Dieses Typenschild lag nun nicht etwa im örtlichen Fundbüro, sondern direkt neben der Leiche von Gregors Exhexe. Jetzt kapierte ich auch, warum die Düsseldorfer Kripos sich so verdammt sicher waren, den Mörder zu kennen.
    Ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was unter mir besprochen wurde, aber ich musste mich schwer zusammenreißen, um in das Gespräch einzusteigen.
    »… waren schon lange geschieden«, sagte eine Tussi mit leuchtend rot gefärbten Haaren. Sie hätte sich nicht deutlicher als Emanze zu erkennen geben können, selbst wenn sie den Spruch »Alle Männer sind Schweine« auf die Stirn tätowiert hätte. »Er ist insofern eben nicht jemand aus dem nächsten Umfeld.«
    Keller – oder war es Stein? – seufzte genervt. »Nun leg doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage.«
    »Der aktuelle Lover jedenfalls hat ein Alibi«, ergänzte der andere der beiden Bullen.
    »Ein ziemlich zweifelhaftes«, winkte die männerhassende Farbkatastrophe ab. »Er hat seine Kneipe um eins zugemacht. Danach hätte er in Seelenruhe zu ihr fahren und sie töten können.«
    »Aber um diese Zeit hat niemand von den Nachbarn etwas gehört oder gesehen«, sagte der Anzug ruhig. »Daher ist es richtig, wenn wir uns im Moment auf Kreidler konzentrieren. Zumal er hartnäckig schweigt.«
    »Und warum tut er das wohl?«, fragte ein Schönling ironisch.»Weil er uns durch eine entlastende Aussage nicht den Spaß an unserem schnellen Erfolg nehmen möchte? Oder weil er einfach nichts zu seiner Verteidigung vorzubringen hat?«
    »Außerdem hat Kreidler sein Markenzeichen am Tatort hinterlassen«, fügte einer des ungleichen Duos hinzu.
    »Eben«, sagte die Gefärbte. »Ich will ja wirklich keine Spielverderberin sein, aber ein Kollege wäre nicht so blöd …«
    »Auch einem Kollegen mit dem Ruf eines Gregor Kreidler kann in einer Situation außergewöhnlicher Anspannung mal ein kleines Fehlerchen unterlaufen«, sagte der Schönling. »Vorausgesetzt, er ist das Morden nicht gewöhnt.«
    Es hatte also einen weiteren Verdächtigen gegeben, der aus reichlich zweifelhaften Gründen von Platz eins der Verdächtigen-Charts verschwunden war. Den Typen sollten wir uns mal vornehmen. Außerdem musste ich den Weg des Kreidler-Typenschildes von Gregors Schlüsselring zur Wohnung des Opfers verfolgen, denn wenn ich von Gregors Unschuld ausging, dann war das Typenschild nicht anlässlich des Mordes in die Wohnung gekommen.
    Ich versuchte, mich zu erinnern, wann ich das Typenschild zuletzt gesehen hatte. Mit Sicherheit an dem Montag, an dem Gregor und Jenny die Wohnung der geselbstmordeten Altenpflegerin untersucht hatten.
    21. Juni, 4 Tage vor dem Mord an Susanne
    Gregor und Jenny hatten die Wohnung von Paulinchen, dem Dachbodenpendel, am Tag ihres Auffindens nur kurz begutachtet und dann versiegelt. Die Hoffnung, dass sieden Fall schnellstens als sicheren Selbstmord zu den Akten legen konnten, hatte die Schürze ihnen vermiest, so dass sie nun doch wieder in dem Haus standen, in dem Paulina Pleve fortan als Gespenst auf dem Speicher umgehen würde – zumindest sofern man der Schürze glauben konnte, die Zeter und Mordio schrie, weil die Kriminalpolizei ihre Arbeit nicht ordentlich tat.
    »Was genau suchen wir?«, fragte Jenny, während sie sich Handschuhe überzog.
    »Wie immer«, entgegnete Gregor. »Gründe für einen Selbstmord oder Gründe für einen Mord.«
    Zwei Zimmer mit einem winzigen Balkon, eine Küche, eine Diele und ein Bad, das in Größe und Zustand einer Telefonzelle der Deutschen Post ähnelte, bevor sie die Laberschränke in Pissgelb gegen Metallsäulen mit neuem Logo in tuntigem Rosa ausgetauscht hatte. Allerdings waren die prähistorischen Kacheln sauber, alle Böden gewischt, die Teppiche fusselfrei und jedes Ding an seinem Platz, bis auf eine Teetasse und einen Löffel in der Spüle und eine leere Zuckerdose auf dem Küchentisch. Das erleichterte Gregor und Jenny die Arbeit, so dass sie schon nach einer halben Stunde fündig

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