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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Kreidler selbst hat das Opfer drei Mal angerufen. Einmal am Freitagnachmittag, dann um acht Uhr und noch einmal gegen zehn. Die letzten Anrufe kamen aus der unmittelbaren Umgebung des Tatortes.«
    »War sie da schon tot?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Warum sollte er sie überhaupt umgebracht haben?«, fragte das Leuchtköpfchen.
    Die Kollegen stöhnten wieder.
    »Was soll dieser Macho-Scheiß?«, keifte sie zurück. »Die Frage nach dem Motiv ist …«
    »… die letzte auf der Liste«, brummelte Keller zwischen seinen dicken Wulstlippen hervor.
    »Du bist natürlich der superschlaue …«
    »Erpressung«, sagte Stein lässig.
    Alle Kollegen verstummten, sogar die Emanze mit dem Farbfehler. Aber nur kurz.
    »Wer soll wen weshalb erpresst haben?«, fragte sie.
    »Der Computer von Susanne Hauschild fehlt«, erläuterte Stein leise. Alle mussten die Ohren spitzen, um ihn zu verstehen. Auch ich flog etwas näher. »Warum sollte der Mörder einen fünf Jahre alten Laptop klauen, aber alle anderen Wertgegenstände liegen lassen? Weil er etwas verheimlichen will, was sie entdeckt hat. Die Frau war Journalistin, wenn ich das mal in Erinnerung rufen darf.«
    »Trotzdem«, hakte Lili Leuchtfee nach. »Womit soll sie ihn erpresst haben? Gibt es etwas über Kreidler, das wir wissen sollten?«
    Stein ließ sich mit der Antwort Zeit. Ich weiß nicht, wie es den anderen im Raum ging, ich jedenfalls hätte am liebsten an den Fingernägeln gekaut, so gespannt war ich. Und dann kam es:
    »Karpi Glasunow. Susanne Hauschild hat ihn in der Woche vor ihrem Tod zehn Mal angerufen und war am Mittwoch, also zwei Tage bevor sie ermordet wurde, bei ihm.«
    Die Düsseldorfer Kripos glotzten verwirrt, nur ich wusste, was Stein damit sagen wollte: Jetzt war Gregor am Arsch.
    »Sie haben ein Motiv, Martin, und das lässt Gregor ganz, ganz alt aussehen«, brüllte ich schon, bevor ich in der Wohnung angekommen war.
    Martin trank seinen spätnachmittäglichen Tee, heute war es Himbeerblättertee. Die Himbeerblätter sollten für einen klaren Geist sorgen, stand auf der Packung. Zum ersten Mal in meinem Leben hoffte ich, dass dieser ganze Esoterik-Klimbim einen echten Nutzen hatte.
    »Die Soko Düsseldorf hat eine Verbindung zwischen Gregors Exhexe und Karpi Glasunow gefunden und jetzt glauben sie, Susannchen hätte Gregor erpresst und deshalb hätte er sie ermordet.«
    »Glasunow?«, fragte Martin mich, während er den Tee vom Tisch wischte, den er bei der Erwähnung des Namens Glasunow verschüttet hatte. Er war blass geworden und zitterte. Tja, auch Martin konnte mit dem Namen etwas anfangen.
    »Genau der.«
    »Aber die Sache war doch abgeschlossen …«
    »Die Sahneschnitte hat Glasunow getroffen, Martin. Am Mittwoch, bevor sie ermordet wurde. Und sie hatte engen Kontakt zu Gregor und erwartete ihn Freitagabend bei sich zuhause – kurz bevor oder nachdem oder während sie ermordet wurde. Wie sieht das für die dämlichen Düsseldorfer aus?«
    Birgit kam aus dem Bad und setzte sich Martin gegenüber.Sie trank keinen Himbeerblättertee, sondern Möhrensaft. Seit Wochen. Ihre Handinnenflächen waren schon ganz orange.
    »Wir wollten überlegen, was wir nun für Gregor unternehmen«, sagte Birgit.
    »Äh, ja. Es hat sich da etwas ergeben …«, stammelte Martin.
    Birgit sah ihn auffordernd an.
    Martin erklärte Birgit, dass Gregors Ex kurz vor ihrem Tod offenbar engeren Kontakt zu Karpi gehabt hatte, und Birgit wurde blass. Sie hatte sofort kapiert, welche Schlussfolgerung man daraus ziehen konnte.
    »Okay, dann gehen wir zu diesem Karpi und fragen ihn, was Susanne von ihm wollte«, entschied Birgit.
    Martin wand sich.
    »Birgit hat recht«, sagte ich.
    »Ich gehe allein«, entschied Martin. »Du solltest in deinem Zustand nicht in einen Nachtclub gehen.«
    Birgit verdrehte die Augen. »Ich bin nicht krank. Und ich will Gregor helfen. Außerdem werden sie einer Hochschwangeren schon nichts tun.«
    Martin schüttelte den Kopf. »Du unterschätzt den Ernst der Lage, Birgit. Es hilft Gregor auch nicht, wenn dir etwas passiert.«
    »Ich komme mit«, sagte Birgit. »Keine Widerrede.«
    Damit Sie die Bedeutung dieser neuen Spur der Düsseldoofer kapieren, muss ich Ihnen kurz die Geschichte von Karpi Glasunow erzählen. Nicht die ganze Geschichte, natürlich, sondern nur den Teil, der offenbar die Soko Sahne auf eine elend dumme Idee gebracht hatte.
    Ende März dieses Jahres wurde Gregor zu einem Leichenfundort gerufen. Martin war bereits vor Ort und

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