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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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vergessen. Birgit muss sich schonen«, rief er empört.
    Ich hatte bereits bei Birgit im Krankenhaus vorbeigeschaut und festgestellt, dass es ihr hervorragend ging. Sie hatte um halb sechs mit der Stationsschwester Kaffee getrunken, danach einen ausgedehnten Rundgang durch das Krankenhaus gemacht und verschiedenen Patientinnen, die nicht aufstehen durften, alle möglichen Dinge gebracht, vom Automatenkaffee bis zur Sonntagszeitung.
    »Birgit geht es gut, dem Kind geht es gut und das Einzige, was Birgits Befinden stört, ist deine Bevormundung.«
    »Das ist keine Bevormundung, sondern Sorge. Füreinander Sorgen ist etwas, von dem du nichts verstehst.«
    »Birgit kann perfekt für sich selbst sorgen und für dich noch gleich mit«, erwiderte ich. »Und weil sie eine Frau und multitaskingfähig ist, kann sie sogar für Gregor noch mitsorgen und genau das solltet ihr jetzt tun.«
    »Birgit muss sich schonen, das hat auch der Arzt …«, wiederholte Martin fast schon verzweifelt.
    »Der sagt solchen Schwachsinn nur, um seine Haftpflicht nicht zu verlieren.«
    »Die meisten Ärzte denken in erster Linie an ihre Patienten.«
    »Einkommen, Haftpflicht, Sprechstundenhilfe zipfeln, Wochenendgestaltung, Golfplatz-Handicap und DANN erst kommen die Patienten«, klärte ich ihn auf.
    »Als ob du eine Ahnung hättest …«
    »Ich lege mich auf keinen Fall zuhause ins Bett«, erklärte Birgit. Sie war bereits angezogen und zur Flucht bereit, als Martin in ihrem Krankenzimmer eintraf. »Ich brauche Bewegung und ich brauche Ablenkung, sonst werde ich noch völlig verrückt bei dieser Warterei.«
    »Aber der Arzt sagte …«, begann Martin.
    »Der hat keine Ahnung, der war noch nie schwanger.«
    Ich liebe diese Frau – immer, aber manchmal ganz besonders. Gerade jetzt war so ein Moment.
    Als Birgit zuhause dabei war, sich ein zweites Frühstück zuzubereiten, düste ich in meinen Schrank und schickte ihr eine SMS: Sahnes Wohnung ist freigegeben. Worauf wartest du?
    Birgit las die SMS, während Martin im Bad war. Ihre Augen leuchteten. Sie warf ihre Espressomaschine an und schüttete eine große Schüssel voll Müsliflocken. Dann schnippelte sie Obst dazu, goss Milch darauf und holte einen Suppenlöffel aus der Schublade. Sie hatte die Hälfte der Schüssel verputzt, als Martin sich zu ihr setzte.
    »Martin, ich muss dir etwas sagen.«
    Martin wurde blass.
    »Sie will in Sahnes Wohnung nach dem Laptop oder einem USB-Stick suchen«, rief ich erklärend dazwischen, damit er nicht vor lauter Angst, welche Enthüllung jetzt käme, den Herzkasper bekam. »Und du solltest ihr das keinesfalls ausreden!«
    »Ich habe Nachrichten bekommen von einem Freund von Gregor«, begann Birgit vorsichtig und beobachtete Martin genau.
    Martin nickte zögerlich.
    »Ich, also, es ist so …« Und dann brach Birgit in Tränen aus.
    Was war denn jetzt los? Was gab es denn da zu heulen? Aber gut, das darf man bei Schwangeren nicht fragen. Die heulen einfach so. Mit oder ohne Müsli.
    Martin sprang auf und servierte Birgit den Espresso, den sie ganz vergessen hatte. Eigentlich findet Martin Espressotrinken zwar mindestens genauso lebensgefährlich wie einen Sprung von der Deutzer Brücke, aber wenn Birgitden Wasserwerfer machte, tat er alles, um die Tränen zum Versiegen zu bringen.
    »Ich habe dir das verheimlicht, weil du doch immer so besorgt bist um mich.«
    Martin kniete sich neben Birgits Stuhl und nahm sie in den Arm.
    »Aber erstens werde ich total verrückt, wenn ich nur hier herumsitze und darauf warte, dass unser Kind endlich kommt, und zweitens muss ich etwas für Gregor tun.«
    »Ich weiß«, flüsterte Martin. »Ich bin eben sehr fürsorglich. Manchmal vielleicht etwas zu sehr.«
    Birgit lächelte.
    »Hört auf mit dem Gesülze und fahrt endlich los!«, brüllte ich in die Schmonzette auf dem Küchenfußboden.
    Martin rappelte sich mühsam auf. »Komm, wir gehen die Welt retten.«

NEUNZEHN
    Birgit wollte unbedingt einen Spaziergang machen, und so watschelten Martin und Birgit gemeinsam durch die sommerlichen Straßen von Köln. Bei Birgit schmerzte mich das Watscheln besonders, weil sie eigentlich wahnsinnig schöne, lange Beine und einen sehr graziösen Gang hat. Wenigstens bestand bei ihr die Hoffnung, dass es sich bald ausgewatschelt haben würde. Martin hingegen pudelte unelegant durchs Leben, da waren Hopfen und Malz verloren.
    Sie erreichten den Teileflohmarkt hinter der Werkstatt gegen halb elf. Der Verkaufsraum war die Garage, deren Tor

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