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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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davon in sechs Wochen zweihundertfünfzig Stück verkauft habe. Wie soll ich mir da irgendwelche Zahlen merken, die die Leute sich darauf prägen lassen?«
    Birgit überlegte. »Dann nur die Schilder für einen Hunderter. Das ist viel angesichts der Tatsache, dass die Kripo sich mit Sicherheit für Sie interessieren würde, wenn sie wüsste, dass Sie diese Beweismittel zu Hunderten herstellen, oder?«
    Martin war im Verlauf des Gesprächs immer kleiner geworden und zog hinten an Birgits Bluse wie ein Kleinkind, das seine Mama zum Gehen bewegen will.
    »Martin, lass Birgits Schürzenzipfel los, dir passiert schon nichts«, ermahnte ich ihn.
    Er schickte mir einen Rüffel für diese Verdrehung der Tatsachen, immerhin sei er doch so nah bei Birgit, um sie zu beschützen, bla, bla, bla. Birgit jedenfalls hatte einen Hundert-Euro-Schein, den sie eben am Automaten gezogen hatte, in der Hand und wedelte damit vor Ioannis’ Gesicht herum.
    Er nahm die Schildchen und den Zettel mit der gewünschten Seriennummer und ging damit zu einer Prägemaschine, die an der Wand stand. Nach wenigen Minuten waren alle siebzehn Schildchen geprägt und in Birgits Tasche verstaut, während Ioannis den Hunderter einsteckte, die zwei neu eingetroffenen Kunden aus der Garage scheuchte und das Tor hinter sich schloss.
    »Kannst du mir verraten, was du mit den ganzen Schildern machen willst?«, fragte Martin. »Wir wissen ja nicht einmal, wer das Beweismittel, das Gregor belastet, hier gekauft hat.«
    Birgit ließ sich im nächsten Straßencafé auf einen Stuhl sinken und bestellte einen großen Milchkaffee und ein Croissant.
    »Wir sind ja nicht einmal sicher, dass das Beweismittel wirklich ein falsches Typenschild ist«, sagte Birgit, stützte ihren Kopf in die Hände und rieb sich die Augen. »Aber wenn es jemals zu einem Prozess kommt, ist dieses Beweismittel herzlich wenig wert, wenn wir siebzehn andere, genau gleiche von den Dingern vorlegen können, oder?«
    Ich wollte kotzen angesichts der Vorstellung, dass es jemals einen Prozess gegen Gregor geben würde, aber vermutlich hatte Birgit recht. Trotzdem hoffte ich, dass wir das nie auf die Probe stellen mussten.
    Frau Berger empfing die beiden bereits an der Tür zu Sahnes Wohnung.
    »Der Vermieter hat von der Kripo erfahren, dass die Wohnung freigegeben ist. Frau Hauschild hat ja nur den dementen Vater, der kann sich um nichts kümmern, das haben die Leute in diesem Heim dem Vermieter dann auch gesagt. Er weiß aber, dass ich den Schlüssel habe, und da hat er mich natürlich gefragt, ob ich eventuell noch andere Verwandte kennen würde, und da habe ich gesagt, dasseine Freundin von Frau Hauschild hier war und dass sie sich vielleicht kümmern könnte, und da hat er mich gebeten, dass Sie sich mit ihm in Verbindung setzen …«
    Die Nachbarin war voll auf Drogen, mindestens Koffeinschock, wahrscheinlich zusätzlich zuckriger Alkohol – und das alles am heiligen Sonntag noch vor Mittag. Sie konnte nicht ruhig stehen, die Sabbel nicht halten und hatte hektische rote Flecken im Gesicht.
    Martin blickte zu Boden. Die Notlüge von der lang verschollenen Freundin, die Birgit Frau Berger erzählt hatte, gefiel ihm natürlich gar nicht.
    Birgit war souverän. Sie nahm Frau Berger den Schlüssel mit dem gefilzten Schweinchenanhänger aus der Hand, dankte freundlich und schloss die Tür zu Sahnes Wohnung auf. Martin vollführte mit der neugierigen Nachbarin eine Art Tanz der Vampire, weil die Untote unbedingt mit in die Wohnung wollte, was Martin genauso entschlossen zu verhindern suchte. Ich hätte auf den Ausgang dieser Zappelei nicht wetten wollen, aber erstaunlicherweise gewann Martin. Er drückte sich rückwärts hinter Birgit in die Wohnung, Frau Berger blieb draußen. Sie trug ihren Misserfolg mit herzlich wenig Fassung, stampfte mit dem Fuß auf und zog ab – vermutlich, um sich ein Likörchen zu genehmigen.
    In Sahnes Wohnung standen derweil Martin und Birgit Hand in Hand, wie Hänsel und Gretel, und starrten auf den Umriss, mit dem die Spusi die Position der Leiche auf dem Parkett markiert hatte. Martin räusperte sich.
    »Wonach suchen wir denn?«, flüsterte er.
    »Nach der Story, an der sie dran war«, flüsterte Birgit.
    Wenn Sie sich jetzt wundern, warum die beiden flüstern, gehen Sie einfach mal unerlaubterweise in eine fremde Wohnung. Ist ein komisches Gefühl. Ich hatte mich dran gewöhnt, schließlich war ich dauernd in fremdenWohnungen unterwegs, um mit den Leuten vor der

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