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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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dem Gedanken, der wie eine Taschenlampe eben in meiner Denkschüssel aufgeblitzt, aber direkt wieder verloschen war. Dabei verlor ich die beiden Kaffeetanten aus den Augen.
    Ich schaltete mich zu Jenny, um zu sehen, welchen Effekt Martins Schreiben auf sie hatte, aber leider sah es nach überhaupt keinem Effekt aus. Sie stand hinter ihrem Schreibtischstuhl, in dem Offermann saß, dem sie den Nacken massierte.
    »Du brauchst dir doch keine Sorgen zu machen«, sagte Jenny gerade, als ich eintraf. »Diesen Termin muss jeder absolvieren, der im Dienst eine Waffe abgefeuert hat.«
    »Aber keiner geht gern zum psychologischen Dienst und ich mache da keine Ausnahme.«
    Jenny knetete weiter seine ausgeprägte Nackenmuskulatur. »Wirst du um Urlaub bitten?«
    »Keinesfalls.« Offermann klang so entrüstet, als hätte sie ihn gefragt, ob er in die Frührente gehen wollte. »Ich brauche Arbeit, keine Langeweile. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, aber zuhause zu sitzen und die Ereignisse immer wieder vor meinem geistigen Auge ablaufen zu lassen, ist kein besonders erfreuliches Programm.«
    »Und Arbeit haben wir ja genug«, bestätigte Jennymaus. »Ich habe da einen neuen Ansatz, was dieses Altenheim betrifft …«
    Offermann legte seine Hände auf ihre und hielt sie fest. »Jennyschatz, lass gut sein. Mach dich nicht unglücklich mit einer fixen Idee.«
    Jenny erstarrte und krauste die Stirn. Sie zog ihre Hände zurück und sah auf die Uhr. »Du gehst besser, sonst kommst du zu spät zu deinem Termin bei der Psychologin.«
    Offermann sprang dynamisch auf, beugte sich zu Jenny hinunter, stupste sie auf die Nase, flüsterte »Bis später, Kleines« und verschwand.
    Jenny starrte ihm mit eiskaltem Blick hinterher.
    Was hatte sie jetzt wieder für ein Problem?
    Natürlich bekam ich keine Antwort, aber es war klar, dass etwas in Jennymaus brodelte. Sie war so wütend, wie sie es auf dem Friedhof gewesen war, als sie Weiz bei der inszenierten Beerdigung störte. Ihre Wirbelsäule streckte sich, ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen und ihre Bewegungen erinnerten nicht länger an ein Unterschlupf suchendes Nagetier. Jenny mutierte plötzlich zum Tiger. Na ja, mindestens zur Katze.
    Sie setzte sich an ihren Computer, las Martins Mailnoch einmal aufmerksam, nahm die Akte Weiz zur Hand und öffnete dann ihren Internetbrowser. Ich beobachtete, wie sie den Namen Weiz Pharma AG in die Suchmaske eingab und seine persönlichen und geschäftlichen Daten einschließlich aller Klatschspaltenlügen und Nachrichten über seine verstorbene Frau und die Tochter abrief. Das erschien mir wenig spannend, deshalb schaltete ich mich weg.
    Als ich Birgit und Lila wieder im Heim suchte, saßen sie nicht mehr an ihrem Tisch. Ich gondelte ein bisschen herum und entdeckte die beiden auf dem Parkplatz. Sie stellten eine große Tasche auf den Rücksitz des Cabrios, stiegen in den BMW und schnallten sich an.
    »Wohin?«, fragte Birgit.
    »Nach Hause.« Lila nannte eine Adresse.
    »Ist dein Vater da?«
    »Ich denke, nicht. Der ist bestimmt arbeiten.«
    Birgit passte mit ihrem riesigen Bauch kaum noch hinter das Lenkrad, aber mit ganz viel Luftanhalten schaffte sie es doch. Bis zu Lilas Zuhause würden sie mindestens zwanzig Minuten fahren, da konnte ich zwischenzeitlich versuchen, den blöden Gedanken wieder zu fassen, der herumflutschte wie ein Stück Seife in der Badewanne.
    Natürlich hätte ich es vorgezogen, dass die Erdlinge alle blieben, wo sie waren, damit ich Zeit hatte, in meiner Denkschüssel für Ordnung zu sorgen, aber nein, dauernd wuselten sie durcheinander und ich musste sehen, wie ich hinterherkam. Okay, also volle Konzentration.
    Die Taschenlampe blitzte wieder auf und ich wäre vor Schreck fast gegen einen Ampelmast gerast. Was ja nicht schlimm gewesen wäre, weil ich da eigentlich einfach so durchsause, aber viele von den Dingern sind nachlässig verdrahtet. Sie werden durch mein Kraftfeld gestört unddann geht an der betreffenden Kreuzung stundenlang nix mehr. Auch das hätte mich nicht gestört, ich hätte es vermutlich nicht mal zur Kenntnis genommen, aber wenn ich durch eine nachlässige Verdrahtung einen gewischt bekomme, kann es passieren, dass in meiner Denkschüssel die Lampe ausgeht. Das wäre unterirdisch gewesen, denn die Erleuchtung, die mir gerade gekommen war, nahm mir echt den Atem. Weiz!

DREISSIG
    »Es ist Weiz«, brüllte ich schon von Weitem.
    Martin stockte mitten im Satz. Er saß auf dem Zeugenstuhl im Gericht, wo er als

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