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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Zeit. Bren befahl, alle Lichter zu löschen. Das milchige Leuchten reichte vollkommen aus und er wollte nicht, dass Flammen die Luft verzehrten, die hier ebenso knapp war wie in einem Keller. Er legte jetzt endlich seinen Schuppenpanzer ab. Dann schlief er ein.
    Eine innere Unruhe weckte ihn. Mit dem ersten Blinzeln erkannte er Lisanne. Ihre weiße Haut strahlte beinahe, wie sie vor der Kapitänskajüte stand. Bren drückte sich in eine kniende Position hoch. »Hoheit«, sagte er.
    Das Schiff bewegte sich nicht mehr in sich, es schaukelte nun im Wellengang.
    »Wir sind angekommen«, flüsterte Lisanne müde, während um sie herum die Menschen erwachten.
    Bren sah sich um, aber sie waren noch immer ringsum von der Bordwand eingeschlossen. Er nahm tiefe Atemzüge, hatte jedoch nicht das Gefühl, dass sie seine Lungen gefüllt hätten.
    »Was ist mit meinem Schiff?«, fragte Kiretta. Auch sie kniete. »Der Rumpf ist verzogen, die Masten sind in das Deck gewachsen, von dieser Umhüllung ganz zu schweigen. Es ist kaum mehr seetüchtig, wir haben Glück, wenn wir nicht sinken.«
    »Du enttäuschst mich, Kind«, sagte Lisanne.
    Bren sah Kiretta erschrecken. Er fühlte den Schmerz derZurechtweisung selbst, obwohl sie nicht ihm gegolten hatte. Kiretta weinte.
    Lisanne traf vor dem Abstieg in den Laderaum mit Velon und Gadior zusammen.
    »Meine Herren!«, rief Bren. »Wir sehen noch nicht einmal, wo wir sind. Wie sollen wir …«
    Lisannes Seufzen ließ ihn verstummen. »Habt ihr denn keine Äxte auf diesem Schiff? Keine Arme, sie zu schwingen? Aber gut, wenn ihr so schwach seid …«
    Sie warf die Hände über den Kopf. Mit mörderischem Krachen zerbarst die hölzerne Halbkugel, die sich über dem Schiff gewölbt hatte. Die Bruchstücke flogen in alle Richtungen davon, landeten mal früher, mal später platschend in den ruhigen Wellen, die sie umgaben.
    Bren sah an steuerbord den hell leuchtenden Seelennebel, wie eine weiße, wallende Wand, in der vereinzelt Gesichter trieben. Über ihnen stand Stygron zu drei Vierteln voll an einem Nachthimmel, der schon vor der Dämmerung kapitulierte. Frische Luft fiel auf sie herab. Dankbar atmete Bren durch.
    Als er sich wieder umsah, waren die Osadroi verschwunden. Die Klappe, die unter Deck führte, war geschlossen.
    »Seht Euch das an«, bat Kiretta mit zitternder Stimme.
    Er stellte sich neben sie an die Reling. Im Licht des Seelennebels trieben tote Fische. So viele, dass zwischen der Mordkrake und dem weißen Wabern kaum eine Welle zu sehen war, nur große und kleinere geschuppte Körper. Schollen, Haie, Gelbdrassen, auch Tintenfische waren zu entdecken. »Finsternis verlangt immer nach Leben«, flüsterte Bren.
    »Land ahoi!«, rief ein Seemann von backbord.
    Das rote Licht eines hellen Stygron schien auf eine Insel, die sich dunkel aus dem ruhigen Meer erhob. »Ejabon-vor-dem-Nebel«, erkannte Kiretta sofort.

SCHATTEN
    B ren klopfte. »Es wird Zeit!«, rief er durch die Tür. Der Flammenschild glomm vor sich hin. Sein rotes Leuchten warf zusätzliche Schatten an die zerklüftete Wand. In vielen Nischen standen Öllampen, die für gedämpftes Licht sorgten. Schon ein Blick in diesen Gang reichte aus, um alle Zweifel daran zu zerstreuen, dass sie zurück in Orgait waren. Dies war archetypisch ondrische Architektur – wo immer möglich, sorgten Vorsprünge für Schattenfall.
    »Komm doch rein!«, kam Kirettas Stimme von der anderen Seite.
    »Aber Herrin …«, protestierte die Schneidermeisterin noch, als Bren die Tür schon aufdrückte.
    Kiretta stand auf einem Schemel. Zwei Zofen hockten neben ihr und befestigten die Goldborte am weit fallenden, schwarzen Rock, während die Meisterin an ihrem Rücken das enge Oberteil zunähte. Der raffinierte Schnitt setzte Kirettas Dekolleté perfekt ins Bild, die Schultern blieben frei, aber eine Dreierreihe gekräuselten Stoffs verband den Rumpf mit den Armen. Die ausladende Spitze an den Handgelenken, aus der sichan der rechten Seite der blank polierte Haken schob, kontrastierte gemeinsam mit dem weit fallenden Rock zu der engen Taille, die Bren unwillkürlich an die Chaque erinnerte. Aber, dachte er grinsend, ihre Gestalt ist um einiges gefälliger als die der Chaque.
    »Es schickt sich nicht, jetzt einen Mann im Raum zu haben!«, zürnte die Meisterin.
    Kiretta lachte. »Glaubt mir, dieser Mann hat bereits jeden Zoll meines Körpers kartografiert und sich alles genommen, was ihm daran gefällt!«
    Bren hoffte, dass sie ihr lockeres

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