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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Achterdeck hinaufführte. Drinnen verhängten einige Männer die Fenster mit dickem Stoff.
    »Die Sonne ist noch immer nicht aufgegangen, Hoheit«, sagte Bren und kam sich dumm vor, weil er etwas erwähnte, dessen sie sich zweifellos selbst bewusst war.
    »Das wird sie bald. Der Traum ist bereits vorüber. Dieses Land schläft nicht mehr, es treibt dem Wachen entgegen.« Sie nahm die Krone und setze sie mit einer fließenden Bewegung auf ihr Haupt. »Sie ist mir ungewohnt geworden.«
    Bren merkte erst, dass er kniete, als er zu ihr aufsah. Er konnte sich keinen Ort denken, an dem diese Krone vollkommener ausgesehen hätte als auf dem Kopf der Schattenherzogin. Ihr langes Haar floss glatt darunter hervor, nicht eine einzige Locke schien verschoben.
    Die Männer kamen aus der Kajüte, zwei Piraten und ein Krieger. Sie fielen so heftig vor Lisanne auf die Knie, dass einer mit der Stirn auf die Planken schlug.
    »Mir scheint, alles ist bereit«, sagte Lisanne. »Lass die Anker lichten und Westkurs setzen.«
    »Aber wir sind nicht vor dem Seelennebel geschützt«, wandte Bren ein.
    Unter ihrem Blick fühlte er sich wie ein schmelzender Schneeball. Wie konnte er es wagen, Lisannes Wunsch infrage zu stellen? Sie war eine Schattenherzogin, sie würde jeden Weg erzwingen, wenn sie es wünschte. Und wenn es ihr beliebte, dieses Schiff dem Wahnsinn der alten Fayé auszuliefern, dann war auch dies ihr Recht. Demütig senkte er das Haupt. Etwas in ihm hoffte, jemand möge kommen und es abschlagen. Es war eine Erlösung, das Schließen der Tür zu hören.
    Bren stieg zum Achterdeck hinauf. Kiretta stand am Steuerrad. Stumm sahen sie sich an.
    »Sie wünscht, dass wir Westkurs nehmen«, sagte er dann.
    »Wir sind bereit. Er«, ihr Haken zeigte zur Reling, »kann es kaum abwarten.«
    Alenias stand unbewegt bis auf das silbrige Haar, das der leichte Wind zupfte, und starrte zum Seelennebel. Das Klagegeschrei, das von Land herüberdrang, interessierte ihn nicht.
    »Jetzt bekommt er ja auch endlich seinen Willen. Wir kehren heim.« Er sah die Besorgnis in ihren Augen. »Lisanne wird sich um alles kümmern. Bringt nur Euer Schiff auf Kurs, Kapitänin.«
    »Aye.« Sie rief ihre Befehle. Die Ankerkette rasselte, als sie eingeholt wurde, die Segel knallten, während sie sich entrollten. Nun, da Lisanne ihrem Blick entzogen war, arbeiteten die Seeleute wieder mit den üblichen Flüchen und dem von kaum unterdrückter Wut geprägten Gebaren, das Bren von ihnen kannte. Die Mordkrake knarrte, als sich der Spriet nach Westen ausrichtete und der Wind in das Leinen griff. Alenias stellte sich wieder in den Bug und fasste die Taue, um festen Halt zu gewinnen, obwohl das Meer beinahe unbewegt war.
    Kiretta beobachtete den Mann im Krähennest. Sie hielt das Steuerrad jetzt ruhig. Zwei Seeleute standen bereit, sich mit ihr in das Ruder zu werfen, sollte das notwendig werden.
    Bren trat an die Heckreling. Im Glimmen der modernden Leuchtpflanzen sah er die Menge am Ufer stehen. Einige waren auf die ausgebrannten Ruinen des Fischerdorfs geklettert, um ihrer Göttin nachzusehen. Sie waren schon zu weit entfernt, um noch ihre Gesichter zu erkennen, aber ihr Wehklagen hörte Bren über das Rauschen der Wellen. Es wurde nur langsamleiser.
    Dann schwoll es plötzlich an, wurde zu einem kollektiven Aufschrei, unterstützt von einem Donnern, unter dem die Erde zitterte. Die Menschen stürzten übereinander, Spalten taten sich im Boden auf, durch die Magma an die Oberfläche quoll. Wo es das Wasser berührte, stiegen Dampfsäulen auf. Eine kräftige Brise wehte von achtern. Bren spürte, wie das Heck der Mordkrake angehoben wurde, als der Druck auf die Masten ihren Bug in die Wellen presste.
    »Ruder leicht backbord!«, rief Kiretta. Vermutlich wollte sieden Bug entlasten. Die Planken knirschten, als sich das Schiff drehte.
    Diesmal war es nicht mit einem einzelnen Erdstoß und einigen Nachbeben getan. Das Land zitterte noch immer. DieUnruhe verstärkte sich sogar, als sei es ein erwachender Riese. Ganze Schollen rutschten ins Meer.
    »Welle von achtern!«, rief Bren.
    Kiretta sah über ihre Schulter. Die Wasserwand war drei Schritt hoch. »Das nehmen wir, wie es kommt! Festhalten!«
    Der Befehl wurde rufend weitergegeben.
    Der Aufprall war sanfter, als Bren erwartet hätte. Das Wasser lupfte die Mordkrake an und ließ sie wieder ab.
    Doch das nächste Beben war stärker. Es wurde von einem Knall begleitet, als schlüge ein Schmied unmittelbar neben Brens Ohr

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