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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Lücke in einem Schildwall. Sofort war der Saal wieder von Gesprächen erfüllt, manche lösten ihre Anspannung mit überraschten Rufen.
    Etwas Verletztes lag in Widajas Lächeln. »Ihr habt Euchrargemacht.« Im Vergleich zu Lisannes perfekter Modulation klang ihre Stimme plump, wie eine Möwe neben einer Nachtigall.
    »Ich habe Interessanteres gefunden, als die Macht der Schatten aufzuteilen«, sagte Lisanne. »Ich habe sie in neue Regionen getragen und bringe von dort neues Wissen mit.« Sie musste sich bewusst sein, dass jedes ihrer Worte von einer begierigen Masse aufgesogen wurde. Die ersten Äußerungen einer der Mächtigsten des Reiches, die für Jahrzehnte verbannt gewesen war! Im Kult würden unterschiedliche Auslegungen dieser Sätze Gräben aufreißen.
    »Viel hat sich verändert seit Eurem Weggang.«
    »Ich habe gehört, dass sterbliche Reiche an die Schatten gefallen sind.« Es klang gelangweilt, als tue Lisanne Widaja einen Gefallen, indem sie sich zu dem Gespräch bereitfand. »In meinem Herzogtum jedoch hat sich wenig getan, nicht wahr?«
    »Nun, es bliebe zu diskutieren, was davon noch Euer Herzogtum ist.« Deutlich genug sah Widaja zu Gadior. »Vielleicht sind Karat-Dor, Guardaja und die Grenze zum Nachtschattenwald zu viele Dinge, um sie einer Rückkehrerin zuzumuten, die sich um«, sie tat, als habe sie Mühe, eine respektvolle Formulierung zu finden, »so bedeutende Dinge verdient gemacht hat.« Schnell fügte sie hinzu: »Natürlich obliegt es dem nächsten SCHATTENKÖNIG , Ondrien zu ordnen, wie es IHM gefällt.«
    »Natürlich.« Lisannes Lächeln war eiskalt wie das einer Mörderin, die jemanden betrachtete, der ihr Gift getrunken hatte.
    »Ihr spracht von neuem Wissen.« Widaja fand in ihren Plauderton zurück. »Man munkelt, Ihr hättet auch eine alte Schwäche mit zurückgebracht. Welches von beiden ist es wohl, das Euch jetzt zum Schädelthron zieht?«
    Lisannes Gesicht gefror. »Wenn der SCHATTENKÖNIG ruft – wie könnte ich fernbleiben? Ich habe IHM Treue geschworen.«
    »Haben wir das nicht alle? Und sind wir nicht stets bestrebt, immer nur SEINEN Willen zu tun? IHM stets ohne Widerspruch gehorsam zu sein? Wie es das Gesetz verlangt? ER ist das Herz der Schatten, nur was IHM gefällt, soll bestehen, was IHM ein Ärgernis ist, muss vergehen.«
    Lisanne hob das Kinn ein wenig an, schwieg aber. Ihre blauen Augen funkelten wie Saphire.
    »Stimmt Ihr dem nicht zu?«, bohrte Widaja. Sie schien zu wachsen.
    Bren konnte die Macht der beiden Schattenherzoginnen körperlich spüren. Sie fühlte sich an wie ein kalter Windhauch, der von den beiden ausging.
    »Der Weisheit Eurer Worte kann niemand widersprechen«, sagte Lisanne. »Doch wenn es ELIEN VITAN gefällt, meinen Rat zu hören, dann werde ich mich nicht erdreisten, ihn zu verweigern.«
    » ER hat nach Eurem Rat verlangt?« Ein angespanntes Zittern war in Widajas Stimme. »In welcher Angelegenheit?«
    Lisanne fand ihr Lächeln wieder. »Wer weiß?« Beinahe kokett zuckte sie mit den Schultern. »Vielleicht findet Ihr jemanden, der den Mut hat, IHN danach zu fragen.«
    Widaja überlegte. Die Stille war in den Thronsaal zurückgekehrt.
    » ER ruht heute Nacht?«
    Stumm, aber deutlich nickte Widaja.
    »Nun, Euer Rat ist mir wertvoll wie stets. Ich sollte mich darüber kundig machen, was in Orgait geschehen ist.« Sie wandte sich Bren und Velon zu. »Kommt.« Ihnen voran schritt sie aus dem Saal.

    Vier Gardisten standen an Helions Sarkophag in Lisannes Gemächern. Drei waren so jung, dass ihre Wangen kaum Flaum zeigten, einer beinahe ein Greis. Lisannes Rückkehr hatte Kult und Garde überrascht, und sie war besonders anspruchsvoll, was die Bewaffneten anging, denen sie die Bewachung ihres Wertvollsten anvertraute. Unter mehr als einhundert hattesie ein Dutzend ausgewählt, die sich in ihrem Dienst abwechselten. Die Kriterien dafür waren Bren unbekannt. Ersah den Gardisten an, dass der Drang, auf die Knie zu fallen, als Lisanne den Raum betrat, gegen den Befehl aufbegehrte, aufmerksam die Stellung zu halten. Er konnte es ihnen gut nachfühlen.
    Das Mondsilberschwert hing, entblößt von seiner Scheide, mit der Klinge nach unten an der Wand hinter dem geschlossenen Sarkophag. Das Metall reagierte mit einem nur schwachen Glühen auf die Ankunft der Osadra, als würde Helions Blut schläfrig in der Anklage gegen den Frevel, den die Existenz der Schattenherrin darstellte.
    Sieben Zimmer bildeten Lisannes Gemächer. In diesem, das nur

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