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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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sagte Velon. »Zeig dem General, warum man dich den Fayé nennt.«
    Das war allerdings eine Bezeichnung, die Bren nicht mit dem untersetzten Mann in Verbindung gebracht hätte. Dann aber hob der Ghoulmeister, entschuldigend lächelnd, die Linke. Sie war nicht ungewöhnlich, bis auf einen verkümmerten, zweiten Daumen, der aus dem Handballen spross. Monjohr zeigte, dass er ihn bewegen konnte, auch wenn er zu klein war, als dass er Kraft hätte bergen können.
    »Ist sie nicht hübsch?«, fragte Velon, den Blick auf dem Kind. »Und doch – eine Mörderin. Oder ein Mordwerkzeug, wenn man es so betrachten will. Sie hat die Rivalen ihrer Eltern vergiftet.«
    »Ein folgsames Kind«, sagte Bren.
    »Was würdet ihr mit ihr machen?«
    Jittara lächelte kalt. »Wir sollten eine Säge holen. In kleinen Portionen haben mehr Ghoule etwas von ihr, und ihre Schreie werden die Menge erfreuen. Zugleich wird es abschreckender sein.«
    Das Kind sah Velon starr an, als hörte es nicht, was gesprochen wurde. Möglich, dass der Schattenherr den Geist des Mädchens gegriffen hatte.
    »Und du, Bren? Was würdest du tun?«, fragte Velon.
    Bren packte die Kleine und warf sie über das Geländer in die Tiefe. Das Kreischen der Ghoule wurde schnell von den Rufen der Menge übertönt.
    Velon ignorierte das Treiben unten auf dem Sand. Er sah Bren an. »Du handelst schnell.«
    Ja, aber nicht so schnell, dass ein Osadro mich nicht hätte aufhalten können, hätte es ihm nicht gefallen. »Ich bin ein Mann der Tat.«
    Velon lächelte. »Das weiß ich.«
    Der Bann fiel von dem Mädchen. Es schrie nun doch, als die Ghoule es zerrissen. Sie waren dumm, ihnen fehlte sogar der Instinkt, eine Beute zu töten. Sie wollten nur fressen, und wenn sie gereizt waren, so wie jetzt, bemerkten sie den Unterschied zwischen frischem und angegammeltem Fleisch erst im Maul. Dennoch starb das Kind auf diese Weise schneller, als wenn man es Jittara überlassen hätte. Noch gnädiger wäregewesen, wenn es sich beim Aufprall das Genick gebrochen hätte. Bren hätte es mit dem Kopf nach unten über das Geländer schleudern sollen.
    Velon wandte sich an Jittara. »Ich danke dir für deine Beobachtungen. Wir werden uns im Palast sicher noch einmal begegnen.«
    Die Nachtsucherin blickte erst Velon, dann Bren an undzog ein säuerliches Gesicht, als sie knickste.»Wie Ihr wünscht, Schattenfürst.«
    Gemeinsam sahen Bren und Velon ihr nach, während Monjohr seinen Schützlingen neue Leichenteile hinunterwarf. »Willst du sie tot wissen?«, fragte Velon. »Stell dir vor, ihre Glieder lägen jetzt in diesen Körben. Ich könnte es veranlassen, wenn ich wollte.«
    »Wollt Ihr denn?«
    »Das ist nicht meine Frage. Willst du es, Bren? Ich schätze dich, du hast dich auf der Reise als sehr nützlich erwiesen. Ich werde dir gern einen Gefallen tun.«
    Bedächtig schüttelte Bren den Kopf. »Ich schlage meine Kämpfe selbst und sehe meinen Feinden in die Augen, wenn ich sie töte.«
    »Ganz wie du willst.« Velon lächelte.
    Ich bin ein Machtfaktor geworden, erkannte Bren. Man umwirbt mich, sogar Velon. Wohl wegen meiner Nähe zu Lisanne. Aber da ist noch etwas anderes. Jittara dient dem Tempel von Karat-Dor. Ihr Tod würde Gadior schwächen, und Gadior ist jetzt in Widajas Gefolge. Ich weiß nicht, warum er Lisanne untreu geworden ist. Aber wie könnte ich das auch? Er mag seine Bande zu Widaja schon vor Jahrzehnten geknüpft haben. Vielleicht auch erst nach unserer Rückkehr. Nichts ist gewiss in den Schatten.
    Sinnend warf Bren eine halb verschimmelte Hand zu den Ghoulen hinunter. Anscheinend braucht man sich nur einige Zeit in Orgait aufzuhalten, damit selbst jemand wie ich die Grundzüge der Intrige erlernt. Er ließ eine weitere Hand folgen. Aber nur ein paar Atemzüge in dieser Stadt sind nötig, um zu verstehen, dass der Verbündete von heute derjenige sein kann, der einen morgen an die Ghoule verfüttert.
    Er sah Velon an.
    Wer ewig leben will, hat keine Freunde.

    Bren ertappte sich bei der Frage, ob der SCHATTENKÖNIG wohl wusste, dass die Intensität, mit der der Flammenschild brannte, die Anspannung seines Trägers verriet. Ein dummer Gedanke, hatte der SCHATTENKÖNIG doch andere Möglichkeiten, solcherlei in Erfahrung zu bringen, wenn es IHN überhaupt interessierte. Aber wer hätte schon Bren Beachtung geschenkt, wenn auch Lisanne anwesend war?
    Die Tribute anlässlich der Erweckung waren in Gruppen aufgestellt. Die meisten Generationen vergingen, ohne dass es zu einem

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