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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Wechsel auf dem Schädelthron kam. Nun aber war die beste Ernte gesammelt worden. In ganz Ondrien waren die Seelenbrecher und Boten der Schattenherren ausgeschwärmt, in jede Stadt, jedes Dorf, um jene zusammenzutreiben, von denen sie glaubten, sie könnten dem SCHATTENKÖNIG gefallen. Jetzt wurde offenbar, ob dies tatsächlich der Fall war. Nur Bren und Lisanne begleiteten ELIEN VITAN , als ER unter offenem Himmel von Gruppe zu Gruppe schritt und musterte, was IHM angeboten wurde. Die Osadroi waren auf den Terrassen des fallenden Gartens versammelt und beobachteten sie gespannt. Aus dem Hügel, auf dem der Garten angelegt war, brachen heiße Quellen an die Oberfläche, was eine großzügige Begrünung erlaubte. Hier aber, wo die Menschen standen, war es kalt. Ihr Atem malte helle Wolken in die Nachtluft unter dem klaren Sternenhimmel. Einige waren nur leicht bekleidet, wohl, um dem SCHATTENKÖNIG mit den Formen ihrer Körper zu gefallen. Ein Vorhaben, das aus zwei Gründen misslang – Gänsehaut war selten attraktiv, und mit Lisanne als Vergleich erschien jeder Mensch wie eine verwachsene Missgeburt.
    Dreizehn waren in jedem Tribut zusammengefasst, so war es Sitte. Normalerweise oblag es einem Schattengrafen, einen Tribut zusammenzustellen, manchmal tat es auch ein Baron, was dann als Zeichen gelten konnte, dass er sich von seinem Herrn abheben wollte. Es sei denn, er war von ebendiesem dazu aufgefordert worden, einen Tribut zu leisten, damit die Grafschaft durch die höhere Anzahl besondere Ergebenheit zum SCHATTENKÖNIG zeige, oder gar als Strafe für die Baronie. Der Verlust von dreizehn Menschen war nicht spürbar, aberje nach Art des Auswahlverfahrens standen hinter jedem von diesen, die hier versammelt waren, einhundert, die die Selektion nicht überlebt hatten. Manche Schattenherren führten ein strengeres Regiment als andere.
    Vier Tribute hatte der SCHATTENKÖNIG bereits abgelehnt. Diener des Kults hatten die Menschen erdrosselt, sie würden den Schatten nützlich sein, indem sie die Ghoule stärkten. Aus drei weiteren Tributen hatte ELIEN einzelne Menschen entfernen lassen. Zwei Frauen und sieben Männer hatte ER sanftberührt, an Wange oder Hals. Keine SEINER Gesten entging den Osadroi, die ein paar Dutzend Schritt entfernt zwischen den Kohlebecken standen, die dunkle Schatten aus den Pflanzen schufen. Zwischen ihnen flatterten die Schleier unbeachteter Tänzerinnen.
    »Ein Tribut aus Ilyjia«, sagte ELIEN . »Dorther kommt doch auch dein Sterblicher.«
    »So ist es, MAJESTÄT «, bestätigte Lisanne.
    Bren runzelte die Stirn. »Ilyjia ist unser Feind«, murmelte er. Die beiden Alten, die als ilyjische Gesandte am ondrischen Hof Dienst taten, waren nicht zugegen. Dennoch, die aus gewickelten Stoffbahnen bestehende Kleidung und die gerade geschnittenen Gesichter ließen kaum Zweifel an der Herkunft der Menschen. Anders als bei den anderen Tributen war keine Ergebenheit in ihren Gesichtern zu lesen. Sie trugen Fesseln.
    »Das stimmt, General. Aber nicht alle Fürsten Ilyjias sind so verbohrt. Manche erkennen, dass in den Schatten mehr Macht liegt als in ihrem Königshaus oder im Tempel der Mondmutter.« Nachdenklich betrachtete ER die hochgewachsenen Menschen. »Ich will niemanden aus diesem aufsässigen Land um mich haben.« Ein sanfter Wink, und die Kleriker verrichteten ihr Werk mit den Schlingen.
    Auch aus anderen Reichen waren Tribute eingetroffen, dann aber meist von den jeweiligen Herrschern geschickt. Aus Milir etwa waren es dreizehn verurteilte Verbrecher, die als Zeichen des Wunsches nach Frieden auch mit dem nächsten SCHATTENKÖNIG dienen sollten. ELIEN akzeptierte sie.
    »Ich stehe zu meinem Wort«, sagte ER zu Lisanne, während sie weitergingen. »Ich habe gesagt: Ich werde diesen Helion nicht erwecken, also werde ich es auch nicht tun.«
    Brens Herz setzte einen Schlag aus, als er sah, wie sichLisanne verkrampfte.
    »Dann …«, setzte sie an, doch ELIEN fuhr fort.
    »Aber ich schätze dich, Lisanne. Wirklich. Durch die Jahrhunderte habe ich mich an dich gewöhnt, und mir würde etwas fehlen, wenn ich dich bei meinem nächsten Erwachen nicht sähe.«
    Eine Frau mit hochgesteckten, gewachsten Locken löste sich aus dem Tribut, den ELIEN nun begutachtete. Sie trug ein edles Gewand und goldene Spangen um die Arme. »Nehmt mein Leben, o SCHATTENKÖNIG !«, rief sie, als sie sich zu SEINEN Füßen auf den Boden warf. »In einer Welt ohne ELIEN VITAN will ich nicht sein!«
    Beiläufig, wie man

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