Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
Körper gedrückt hatten. Gadiors Blick wirkte in dem weißen Licht abwesend.
    »Herr …«, setzte Bren an. Er schluckte. »Wir sind in Gefahr, Herr.«
    »Es ist Tag«, sagte Gadior mit seinem tonlosen Flüstern, das so gar nichts gemein hatte mit dem dämonischen Schrei, mit dem er aus dem Schlaf gefahren war.
    »Ja, Schattengraf. Und wir müssen an Deck. Hier unten können wir dem Feind nicht entkommen.«
    Langsam drehte Gadior den Kopf. Erst jetzt schien er den Krieger zu bemerken, der schlaff und tot auf seinem Arm hing. Ohne Hast ließ er ihn zu Boden rutschen. Seine Hand machte ein schmatzendes Geräusch, als sie aus der Wunde glitt. Er schüttelte sie aus, um wenigstens etwas von dem Blut loszuwerden. »Du weckst uns nicht ohne Grund«, stellte er fest.
    »Das täte ich niemals. Es geht um Euer Leben.«
    Gadior nickte. »Tritt zur Seite, Bren. Am besten gehst du schon einmal hinaus.«
    Zwei Krieger lagen reglos unter dem Tentakel, aber zwei weitere hatten sich gefunden, ihre Stellung einzunehmen. Die Erscheinung war so weit vorgerückt, dass die Männer zwischen ihr und der Kutsche eingeklemmt waren.
    Velon schrie nicht, als Gadior ihn weckte. Jedenfalls nicht laut und zornig, wie der erste Osadro es getan hatte. Es war ein lang gezogenes Klagen, das Bren ein Schaudern über den Rücken kriechen ließ.
    Einen Moment später traten die Osadroi aus ihrem Gefährt. Ihre Bewegungen waren steif, hatten nichts von der Eleganz, die sie sonst zeigten. »Geh voran, Bren Stonner«, forderte Gadiors Flüstern.
    Die Gardisten erkannten die Absicht ihrer Herren. Einer von ihnen umrundete den Dorn, bis er die der Treppe abgewandte Seite erreichte, und drang dann auf ihn ein. Das todesmutige Manöver zeitigte Erfolg, der Dorn schwenkte von der Treppe fort. Auf den Stufen sah Bren noch einmal zurück. Der Mann war wirklich geschickt, er hatte der Geistererscheinung ausweichen und sich in Sicherheit bringen können.
    Auf Deck wurden die Bewegungen der Osadroi noch mühseliger, als steckten sie in Rüstungen mit rostigen Gelenken. Das Schiff schwankte sanft, die Wellen hier waren hoch, trafen aber mit wenig Wucht auf den Rumpf. Sie machten langsame Fahrt. Alenias stand noch immer im Bug, die Takelage fest im Griff.
    Velon und Gadior, gebeugt wie erschöpfte Greise, starrten den weißen Dorn an. Ihre bleiche Haut leuchtete in dem Dämmerlicht, das durch Seelennebel und Schutzschild drang.
    Der Dorn bewegte sich träge das Schiff entlang. Seine Spitze blieb unter Deck, was ihn aber nicht behinderte. Das Holzder Planken setzte ihm nicht mehr Widerstand entgegen als Nebel. Dort, wo er es verließ, zeigte es keinerlei Beschädigung. Auf seiner Wanderung erreichte er einen Mast, an dem ein Seemann mit einem losgerissenen Segel kämpfte. In den Wanten konnte er der Erscheinung unmöglich ausweichen. Er schrie aus vollem Hals, als er sie nahen sah. Mund und Augen blieben weit aufgerissen, als sie ihn erreichte. Von einem Moment auf den nächsten wurde er so steif wie ein gefrorener Fisch. Das Schaukeln des Schiffs reichte aus, um ihn aus den Seilen kippen zu lassen. Er prallte auf das Deck. Ein vernehmliches Knacken zeugte von den brechenden Knochen, und die Art, wie er lag, ließ keinen Zweifel daran, dass seine Wirbelsäule zerstört war. Dennoch blieb sein Gesicht erstarrt, und auch sonst regte er sich nicht.
    »Wie viele von denen können wir entbehren?«, fragte Gadior müde.
    Unwillig schüttelte Velon den Kopf. »Sie werden nicht damit fertig«, murrte er. »Das ist eine Aufgabe für uns.« Er wandte sich an Bren. »Sorge dafür, dass uns niemand stört, General.«
    Die beiden murmelten etwas, das sich zu einem Gesang steigerte, dessen Worte Bren undeutbar blieben. Die dunklen Unkreaturen, die das Schiff bewachten, verstanden sie offenbar. Sie wurden zu der Stelle gezwungen, an der der Dorn durch den Schutz gebrochen war. Mit sichtbarem Widerwillen näherten sie sich dem mächtigen Feind. Die Osadroi vollführten Gesten, die ihre Diener in den Kampf dirigierten. Schließlich rammte die erste Unkreatur die schrittlangen Hörner in den Feind. Das Kreischen des Dämons drang zu Bren herab, als er sein mit mehreren Zahnreihen bestücktes Maul aufriss. Er trieb sie weit hinein und blieb stecken, wurde vom rotierenden Wirbel herumgerissen, sodass er um den Dorn kreiste, bis sein Körper in der Mitte auseinanderriss und in dunklem Wallen verging. Aber auch der Dorn hatte Kraft eingebüßt, sein Umfang hatte sich reduziert.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher