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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Geister der Fayé eilten zum Schutz ihrer stärksten Waffe. In einem Kordon fanden sich die weißen Köpfe um den Dorn zusammen.
    Die Osadroi zeigten sich unbeeindruckt. Sie achteten nur auf ihre eigenen, dunklen Kämpfer. Velon stieß mit dem Arm vor, als wolle er einen der Dämonen mit der Verlängerungdes Zeigefingers aufspießen. Tatsächlich erstarrte die gehörnte Bestie. Sie nahm stärkere Substanz an, wurde von einem rauchigen Etwas zu einer Gestalt, die aus beweglichem Marmor zu bestehen schien. Dunkelgrauem, beinahe schwarzem Marmor, dessen Äderung in blutigem Rot pulste.
    Nein, das wirkte nicht nur wie Blut. Es war Blut. Deutlich sah Bren, wie es vom Körper tropfte, um sich dann im dunklen Nebel des Schutzschilds aufzulösen. Wenn Bren die Grimasse richtig deutete, war sie von Zorn entstellt. Die Lippen zogen sich weit zurück, entblößten spitze Zähne, zwischen denen eine gespaltene Zunge hervorkam. Die Muskeln am Hals traten dick hervor, die Stirn unter den Hörnern legte sich in wulstige Falten.
    »Quält Ihr ihn?«, fragte Bren Velon.
    Er erhielt keine Antwort. Offenbar erforderte das Werk Velons volle Konzentration.
    Dafür trat Gadior neben ihn. »Welchen Seemann kannst du am ehesten entbehren?«
    Verwirrt blickte Bren ihn an. »Ich kenne ihre Fähigkeiten nicht. Ich könnte Kiretta befragen, aber dazu müsste ich sie am Steuerrad ablösen lassen.«
    »Das ist die Mühe nicht wert«, bestimmte der Schattengraf. »Bring mir den da.«
    Der Mann wandte ihnen den Rücken zu. Er klammertesich an die Reling und beobachtete das unheimliche Schauspiel.
    Bren winkte zwei Kriegern, die ihn packten und zu ihnen schleiften. Er wehrte sich heftig strampelnd. Seine Bemühungen nahmen zu, als er sah, dass Gadior den Dolch aus der Scheide an Brens Gürtel zog. Erst schrie er Dinge wie »Nein!«, »Hilfe!« und »Ich bin unschuldig!«, aber als Gadior sein Hemd zerriss und eine Zauberrune in seine Brust schnitzte, verlegte er sich auf unartikuliertes Geheul.
    Abwesend gab Gadior Bren den Dolch zurück. Er säuberte die Hände an einem Fetzen des zerrissenen Hemds. Dann deutete er mit der Rechten auf das Opfer, mit der Linken auf die dunkle Wesenheit, die Velon noch immer fixierte. Wenn sich Bren nicht täuschte, war sie gewachsen. Die Muskeln an den Oberarmen traten stärker hervor.
    Gadior zischte Worte, die Bren nicht verstand. Ein glitzernder Essenzstrom löste sich aus der Zauberrune in der Brustdes Seemanns und fiel zu dem Dämon hinauf wie Wasser, das eine Klippe hinabstürzte. Innerhalb von zwei Herzschlägen verweste der Pirat.
    Velon schrie etwas.
    Der Dämon raste davon wie ein Pfeil und rammte in die Versammlung der Fayégeister, die den Dorn schützte. Drei zerriss er, bevor er, kaum merklich gebremst, gegen den Dorn prallte. Er umklammerte seinen Gegner mit beiden Armen und stieß seine Hörner tief hinein. Da sich der Dorn um die eigene Achse drehte, wurde auch der Dämon herumgewirbelt, ließ sich aber nicht abschütteln.
    Die Geister der Fayé wirkten unentschlossen, griffen nicht in diesen Kampf ein und ließen sich scheinbar leicht abdrängen, als weitere Dämonen dem ersten folgten und ihrerseits den Dorn attackierten. Sie erwiesen sich jedoch als schwächer als derjenige, den die Osadroi gestärkt hatten. Ein Dutzend von ihnen kostete der Kampf gegen diesen Gegner die Existenz in der greifbaren Welt. Dann aber zog sich der Dorn zurück. Der Schild schloss sich über der Mordkrake .

    Alenias stand nicht länger unbewegt. Er warf den Kopf von einer Seite zur anderen, kreiste mit ihm wie eine Katze, deren Blick einer Fliege folgte. Die weißen Schemen hatten keinen Angriff mehr auf den Schild gestartet, seit der Dorn vertrieben war, aber immer mehr von ihnen sammelten sich in einiger Entfernung und rasten um das Schiff herum. Alenias fixierte Einzelne von ihnen, folgte ihnen mit seiner Aufmerksamkeit. Wegen der Geschwindigkeit der Wesenheiten erforderte das immer wieder plötzliche Bewegungen, die seinen ganzen Körper herumwarfen. Nur den Griff um die Taue löste er nicht.
    Das ruhige Eintauchen der Riemen stand im Gegensatz zu Alenias’ Tanz. Da die Mordkrake immer weiter an Fahrt verloren hatte, hatten sie die Pinasse und das kleinere Beibootzu Wasser gelassen und vorausgeschickt. Seeleute und Krieger ruderten sie voran, sodass sie das Mutterschiff an Tauen zogen.
    An Bord waren alle von gespannter Erwartung erfüllt. Niemand glaubte, dass der Seelennebel sich geschlagen gab. Bren

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